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Der Schacht

Der Schacht

Titel: Der Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Schow
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Überdosis tatsächlich wieder aufwachte, würde er Cruz bestimmt töten lassen, wenn der dumm genug war, sich weiterhin in der Nähe des Kenilworth Arms aufzuhalten. Mittlerweile würde Cruz sich genug von dem Kilo eingepfiffen haben, um stillzuhalten, während irgendwelche Schläger ihn langsam auseinandernahmen.
    Sie brauchte den Batzen Geld nicht mehr, den Cruz mit dem Kilo machen konnte … vorausgesetzt, dass er es nicht schon alles selbst verbraucht hatte.
    Sie hatte ihre Tasche und fast zu viel Geld, um es mit sich herumzutragen. Das Kenilworth war eine Mausefalle, ein Verlies, ein Labyrinth aus blutgetränkten Räumen und mehr Irrsinn, als je in Bauhaus’ Irrenhaus abgehen konnte. Brauchte sie wirklich noch mehr Kummer, um den Tag zu einem Abschluss zu bringen? Lautlos stellte sie dem Rückspiegel diese Frage.
    Sobald der Sturm abebbte, konnte sie hundert, hundertfünfzig Kilometer abreißen, die Corvette in irgendeinem zugefrorenen Teich verschwinden lassen und in einem anonymen Holiday Inn einchecken, wo sie sich ein ausgiebiges heißes Bad gönnen konnte. Wärme, die bis ins Mark drang und die sie wieder auftaute. Zimmerservice. Die banale Ruhe vor dem Fernseher.
    Sie konnte sich sofort auf den Weg machen.
    Sie sah auf die Zeiger der Uhr im Armaturenbrett. Die Zeit war wieder auf ihrer Seite. Es war so einfach. Sie musste nur das Lenkrad drehen und mit ihrem hübschen teuren Arsch aus diesem Albtraum hinausrollen. Während der Fahrt würde sie lächeln und den Polizisten danken, die sie sicher an Unfällen und durch Straßensperren winkten.
    Es war jetzt Tag, und die Zeit für Albträume war vorüber. Es war fast elf.
    Jamaica nahm noch einen Schluck aus der Flasche und suchte einen Sender im Radio. Der wilde Wirbel aus Schnee und Eis direkt vor der Windschutzscheibe hatte sich beruhigt. Es sah aus, als würde der Sturm nachlassen.

28.
    Die Decke war ein besseres Ziel für die Mündung einer Waffe als die Stelle zwischen Bashs Augen.
    Ohne bewusste Überlegung oder Eleganz schoss seine Hand an die Mündung der Pistole und erwischte sie zwischen seinem Mittel- und seinem Ringfinger, gerade als sie losging. Die Kugel streifte die Oberkante seines rechten Ohrs und riss ein paar Haare mit, als sie sich in die Wand bohrte.
    Die Explosion schien die Zeit anzuhalten.
    Die schwere Pranke des Einbrechers fuhr herunter, um Bashs Genick direkt über dem Ansatz des Rückgrates zu pulverisieren. Bashs ganze Welt drehte sich scharf nach Südosten. Der Gedanke an Rollstuhlfahrer schoss ihm durch den Kopf.
    Die entrissene Waffe fiel zwischen ihnen zu Boden.
    Es war, als sähe man zu, wie zwei führerlose Lokomotiven aufeinanderprallten. Es war kein Kampf aus heroischen Schlägen und mannhaften Verschnaufpausen, aus eleganten Griffen und künstlerischen Finten. Dies war eher ein Sumoringkampf zwischen zwei völlig besoffenen Kerlen, die noch nie einen Sumokampf gesehen hatten, alles grobe Griffe und unbeholfene Stürze. Kartons wurden in Mitleidenschaft gezogen, umgekippt und zerschlagen. Jonathans Besitztümer verstreuten sich über den Boden und erschwerten die Bewegungen. Es war, als ginge man über ausgekippte Murmeln.
    Bash fiel zu Boden und sah direkt in eine Faust, die auf ihn zukam. Er sah die zusammengeballten Finger wie die Streben eines Kühlergrills, der in einer Halbtotalen auf ihn zusteuerte. Es war das erste Mal, dass er live das Schwindelgefühl eines 3-D-Films erlebte. Er sah einen klobigen Goldring mit einem Granat von der Farbe einer Brandwunde. Sah Haare auf den Knöcheln. Das hier war definitiv ein primitiverer Ableger des Homo sapiens.
    Mit dem Gesicht voran gegen einen Banktresor zu rennen wäre angenehmer gewesen, weniger schmerzhaft.
    Er hörte das Knacken in seinem Kiefer, als seine Vorderzähne versuchten, nach innen zu klappen, und seine Lippe zu Hackfleisch verarbeitet wurde. Der Ring riss ihm eine Fleischwunde. Blut sickerte in seinen Bart, als er gegen die Wand prallte. Unter ihm platzte ein Karton mit Taschenbüchern, und er landete in einer Lawine guter Literatur, als die Mächte des Analphabetismus ihm den Rest geben wollten.
    Die Pistole lag neben seinem Fuß. Er kam nicht dazu, sie sich zu angeln. Er gab ihr einen Tritt und sah, wie sie unter Jonathans Matratze rutschte.
    Sein Angreifer verpasste ihm noch einen Faustschlag gegen den Kopf.
    Beide Männer waren in dicke Winterkleidung gehüllt, und ihre Polsterung und Isolierung stand in krassem Gegensatz zu dem Schaden, den sie

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