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Der Schacht

Der Schacht

Titel: Der Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Schow
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hineingeschüttet und flaschenweise Aspirin geschluckt, um die Schmerzen zu dämpfen. Er war überzeugt gewesen, er habe einen Tumor bekommen, und wenn dem so war, na und? Er war nicht ehrgeizig genug, um Morphinist zu werden, und so war der Schmerz eine bequeme Ausrede, nichts aus seinem Leben zu machen. Es war seine Art, einem Gott, der sich nicht um ihn kümmerte, den Stinkefinger zu zeigen.
    Dann war der Abend gekommen, an dem er die Papiere durchging, um die Sozialhilfe zu beantragen, die ihm eine billige Miete und ausreichend Wein verschaffen sollte. Diesen Abend würde er nie vergessen. Sein kleines Stechen hatte beschlossen, zu einem großen Stechen zu werden. Vor Schmerz war er so krampfartig zusammengesackt, dass er sich die feiste Nase am Küchentisch gestoßen hatte. Sie hatte zu bluten begonnen, und der Geruch war ihm betäubend zu Kopf gestiegen.
    Mit verkrampften Armen um den Bauch war er zur Toilette gewankt, um sich zu übergeben. Es war nahezu unmöglich gewesen, Luft zu holen, und ihm war es vorgekommen, als wolle jemand ihm den Brustkasten eintreten. Der größte Teil der Pizza, die er zuvor heruntergeschlungen hatte, kam in großen, halb verdauten Brocken wieder hoch. Ganze Peperonis, durch billigen Rotwein dunkelrot gefärbt, waren aus seinem würgenden Rachen gepurzelt und an den Wänden der Toilettenschüssel kleben geblieben. Dann hatte er Blut gekotzt. Das er an Magengeschwüren litt, das hatte er gewusst, aber dieser Schmerz war neu gewesen, anders, schlimmer. Die Geschwüre hatten ihn nie so geplagt.
    Anschließend hatte er blutdurchtränkten Schleim und schwarze Klumpen voller Magensäure gespuckt. In seinem Gesicht waren die Adern hervorgetreten, und der Atem hatte sich pfeifend einen Weg nach innen gesucht, wenn er die Gelegenheit dazu fand. Er hatte die Kontrolle über den Schließmuskel verloren und flüssige, nach Alkohol stinkende Scheiße war in die Hosen gelaufen; seine Blase hatte sich mit der Wärme von Tränen entleert, der Urin, ölig und gelb durch die Abfallstoffe seines Metabolismus, tröpfelte in die Toilettenschüssel. Dieser Porzellanring war zu seinem Rettungsring geworden, und er hatte sich an ihn geklammert, selbst als die inneren Krämpfe ihn mehrfach so durchzuckten, dass er die Schüssel nicht mehr traf.
    Jedes Mal, wenn der schlimmste Anfall vorüber gewesen war, hatte er ausgespuckt und sich für den nächsten Ansturm gestählt.
    Zuletzt hatte sein Magen sich selbstständig gemacht. Eine feste Masse hatte sich gelöst, sich durch die Speiseröhre hochgegezwängt, ihm die Zähne auseinandergequetscht und seine Luftröhre zugedrückt. Zuerst glaubte er, er würde jetzt seine Eingeweide hochwürgen. Er hatte gehört, dass es tatsächlich Leute gab, denen so etwas passiert war … Nur hatte sich diese Masse zu sehr bewegt, um wirklich mit der Muskulatur verbunden zu sein. Irgendetwas hatte versucht, sich aus seiner Kehle herauszuwinden, und dabei gegen die Begrenzungen der Speiseröhre angekämpft.
    Es war ins trübe Wasser der Toilettenschüssel gefallen und hatte sich zusammengeringelt. In der Angriffsstellung einer Kobra hatte sich nur Zentimeter vor Fergus’ Gesicht braun und ellipsoid ein stumpfer, augenloser Kopf erhoben. Fergus hatte nur deshalb an einen Kopf gedacht, weil das Ding dem Gebrauchsende seines Penis ähnelte, es war nur größer und mit einem rotlippigen vertikalen Mund versehen gewesen, der an den Blutstropfen nuckelte.
    Fergus’ erster Gedanke war, es wegzuspülen, aber es hatte sich in der Schüssel festgesaugt und wurde so nur sauber gewaschen.
    Er hatte etwas ausgekotzt, dass ungefähr dreißig Zentimeter lang war und einen schwach segmentierten Unterleib besaß. Im Großen und Ganzen war es mit der trübe Farbe von Töpferton versehen, wobei der gierig fressende Kopf nicht dicker als der Rest war, der auch am Ende nicht schmaler wurde. Es hatte einen Durchmesser von ungefähr drei Zentimetern und besaß keinerlei Gliedmaßen.
    Durch die physische Anstrengung war es Fergus schwarz vor Augen geworden, und er war vor der Schüssel ohnmächtig zusammengebrochen.
    Als er wieder wach geworden war, war das Ding verschwunden, und er hatte das Erlebnis als besonders üble alkoholinduzierte Halluzination abgetan.
    Bis es ihn wieder quälte, aus seinem Innern heraus. Es schlug vor, dass er auf die Stellenanzeige für das Kenilworth Arms antwortete. War das Bestimmung oder nur ein Traum? Das spielte keine Rolle, denn die Ergebnisse waren die

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