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Der Schacht

Der Schacht

Titel: Der Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Schow
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gleichen.
    Nachdem er sich mit dem Boss einig geworden war, hatte Fergus das Tunnelsystem erkundet. Als er auf die verriegelte Luke gestoßen war, die in den müllübersäten südlichen Luftschacht führte, hatte sich das Ding von ihm losgerissen und dort sein Domizil als erster Bewohner unter Fergus’ neuer Administration bezogen.
    Sie blieben über die Jahre hinweg in dem Haus.
    Und zur Belohnung biss es Fergus von Zeit zu Zeit.
    Das Gift verbreitete sich durch seine Adern wie Freon, und eine unwiderstehliche narkotische Taubheit blieb ihm für lange Zeit erhalten. Beim ersten Mal hatte Fergus sich einfach in den Tunnel gelegt und sich den rollenden Wellen vagen Wohlseins überlassen. Er kam acht Stunden später wieder zu sich und stellte fest, dass er in seine Hosen ejakuliert hatte. Der Schmerz der Geschwüre hatte sich gelegt. Sein Magen regte sich nicht mehr. Es ging ihm gut.
    Er wurde süchtig danach.
    Sie waren beide in dem Haus geblieben, mittlerweile schon seit zwanzig Jahren. Fergus Arme waren ein Wirrwarr vernarbter Bisswunden, sodass er immer langärmelige Hemden tragen musste und immer darauf bestand, ordentlich gekleidet zu sein. Sowohl er wie auch sein Liebling waren mit der Zeit gewachsen. Sie beschützten und nährten sich gegenseitig. Fergus war in seinem Leben wahrer Liebe noch nie so nahe gekommen.
    Als der Boss ihm bestimmte zusätzliche Aufgaben auftrug, war Fergus dazu bereit. Er tat es aus Liebe.
    Der Boss, so schien es, hatte von Zeit zu Zeit bestimmte Abfallprobleme, wobei es sich bei dem Abfall um bestimmte unangenehme Zeitgenossen handelte, die nicht das taten, was der Boss wollte, oder die den Boss irgendwie linken wollten. Fergus wusste, dass sein Boss ein großzügiger Arbeitgeber war, der ein Ohr für die Belange seiner Angestellten hatte, und er war froh, wenn er zu Diensten sein konnte.
    Jeder profitierte davon. Sein Liebling war froh über das Fleisch, über die Muskeln, die frischen blutigen Kalorien, die er sich nicht aus dem Hundefutter ziehen konnte. Fergus erntete die Freuden einer stärkeren Potenz durch das Gift seines Lieblings. Und der Boss bekam eine Lösung für sein Problem mit dem menschlichen Abfall – eine Lösung, die wenig Beweismaterial übrig ließ.
    Aber die Versorgung mit Ex-Angestellten erfolgte unregelmäßig. Fergus experimentierte mit dem Ernährungsplan seines Lieblings. Wenn er das Trockenfutter mit Hunde- oder Katzenblut mischte, brachte das schon eine Verbesserung. Manchmal spendete er dazu auch sein eigenes Blut, weil ihm sein Schatz am Herzen lag.
    In der letzten Zeit hatte sein Liebling mehr gefressen als vorgesehen. Er hatte sich Mahlzeiten besorgt, wenn Fergus nicht hinsah. Fergus konnte das immer sofort sehen, denn nach einer großen Mahlzeit war er immer aufgequollen und träge und brauchte nicht so viel Futter wie sonst.
    Irgendwie hatte er sich den kleinen Jungen aus dem dritten Stock geschnappt. Aber wie? Er konnte nicht frei in den Tunneln herumstrolchen, wenn Fergus die Klappen nicht öffnete. Wenn sein Schatz frei herumlaufen würde, könnte ihn jemand sehen. Das würde zu Komplikationen führen.
    Heute würde er die Tunnel überprüfen.
    Sein Arbeitstag hatte schon schlecht begonnen. Er hatte seine Schlüssel zur Hälfte aus dem Schlüsselbund gezogen, als er sah, dass in der Nacht jemand das Fenster zu seinem Büro eingeschlagen hatte. Es lagen immer noch Glasscherben auf dem Boden.
    »Bullshitt, Mistding«, murmelte er.
    Er wusste, dass das Büro durchsucht worden war, aber es war nicht auf den ersten Blick erkenntlich, was fehlte. Die Leute in dem Haus direkt zu fragen wäre sinnlos; keiner würde etwas wissen oder gesehen haben.
    Er warf seine Kochplatte an, kochte sich ein paar Aufwärmnudeln und fläzte sich in den aufgeplatzten und wackligen Schreibtischstuhl. Draußen tobte der Schneesturm, aber hier drinnen, im Herzen seines eigenen kleinen Universums, war er glücklich.
    Zwei Stunden später, ungefähr gegen zehn Uhr, glaubte er Pistolenschüsse zu hören, schwach aus irgendeinem entfernten Teil des Kenilworth. Na und? Wenn es etwas Wichtiges war, dann tauchte die Polizei schon wieder auf. Das war schon so oft passiert, dass er sich nicht einmal mehr die Mühe machte, die Vorkommnisse zu zählen. Wahrscheinlich nur irgendein Mex oder Nigger, der seine Männlichkeit beweisen musste, weil seine Fotze ihn nicht ranließ. Kleinigkeit. Bullshitt.
    Fergus brauchte eine weitere Dreiviertelstunde, bis er nach oben schlurfte und das

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