Der Schacht
Blutbad in Nr. 107 bemerkte, wo Mr Ransome jetzt seit fünf Jahren lebte. Es war das Blut, das unter der Tür herauslief, das Fergus’ Aufmerksamkeit erregte. Er stand da, die Hände tief in die Taschen seines schmierigen Overalls geschoben, und versuchte mit der Zunge, alte Essensreste aus den Zähnen zu pulen. Der Geruch, der von seinen Achseln aufstieg, übertünchte den schlimmsten Gestank aus dem Raum.
»Verflucht, wenn ich wissen«, murmelte er. Er würde das hier sauber machen müssen.
Er überprüfte das Badezimmer und kam zu dem Schluss, dass sein Liebling frech geworden, den Schacht hochgeklettert und durch Mr Ransomes Fenster eingestiegen war, den es dann zur gemütlichen Zerstückelung weggeschleppt hatte. Wenn man ihm genug Zeit in der Jauche des Schachtes gab, dann war er in ein paar Tagen so weit verrottet, dass man ihn leichter in Happen zerreißen konnte, die Schlinggröße hatten.
Aber wo kam die Polizistenjacke her?
Die ganze Situation wurde zu einem Ärgernis. Fergus war dem Sturm urplötzlich dankbar. Er würde Neugierige fernhalten, bis er das alles unter den Tisch gekehrt und sich irgendwelche Ausflüchte ausgedacht hatte. Er schloss Nr. 107 sorgfältig ab.
Jetzt musste er erst mal die Tunnel überprüfen. Fergus wusste, wo das Wasser flach war und die Feuchtigkeit am höchsten. Da würde es schlafen. Wenn es gerade gegessen hatte, dann würde das Gift um einiges stärker sein, und der Gedanke genügte, damit Fergus eine Erektion in seinen schmierigen Unterhosen bekam.
Unten im Keller entriegelte er eine Serviceklappe. Er hatte die hier persönlich verstärkt, sie mit Stahlbolzen und Gummidichtungen versehen, mit Innenscharnieren und doppelten Riegeln. Dieser kleiderschrankgroße Raum war ursprünglich der Eingang zu dem Tunnelsystem gewesen. Dahinter war eine falsche Rückwand gewesen, die Fergus entfernt hatte. Und dahinter waren horizontale Reihen mit Weinfässern, die jetzt leer waren, und eine Luke aus Eisen, die von sechs Flügelschrauben gehalten wurde, die Fergus mit gelangweilter Routine abschraubte. Die schwere Luke öffnete sich in geölten Scharnieren.
Der Geruch aus dem Tunnel verriet Fergus augenblicklich, dass sein Liebling in der Nähe war. Er roch frische, feuchte Sporen in der klammen Luft.
Er steckte bereits mit Kopf und Schultern in dem Tunnel, bereit, sich um die erste Kurve zu winden und sich dann in dem höheren Abschnitt aufzurichten, als er plötzlich alarmbereit erstarrte.
Stimmen drangen ihm aus dem Tunnel entgegen.
29.
»Du wirst es überleben«, verkündete Jamaica.
Bevor er ihr begegnet war, hatte Bash geglaubt, er würde mit allem fertig. Und jetzt stand er vollkommen überrumpelt daneben, während sie sagte, wo es langging. Sie war vollkommen selbstsicher. Solche Kleinigkeiten wie Blutbäder und Leichen kratzten sie nicht.
War sie so etwas wie ein Profi in diesen Dingen?
Sobald Bash die Pistole, die er auf sie gerichtet hatte, gesenkt hatte, war sie an ihm vorbei in Jonathans Badezimmer geschossen und hatte ihm ein feuchtes Handtuch für seine aufgeplatzte Lippe gereicht. Sie sah nach und versicherte ihm, dass er keine Zähne verloren hatte – sie waren nur neu arrangiert worden.
»Spar deinen Atem.« Sie hatte abgewunken, als er versuchte, etwas zu sagen, und nur gequetschte Laute herausbrachte. »Ich weiß schon. Ich weiß, du hast ungefähr eine Million Fragen, Baby, und ich weiß auch, dass das, was dir da gerade passiert ist, genauso verrückt ist wie das, was mir passiert ist … aber wir müssen von hier verschwinden und zwar so schnell wie möglich.«
Sie hatte ihn nach draußen und in ihren Streitwagen geschoben, eine Corvette von der gleichen Farbe wie das Herzblut des Eindringlings, der Bash gerade um seine Rente hatte bringen wollen. Dieses Blut färbte jetzt das Eis auf dem Bürgersteig in der Farbe von Erdbeer-Lollys. Der Schnee wirbelte darüber hinweg und begrub allmählich den Kerl genau dort, wohin er gefallen war, um sich den Hals zu brechen.
»Das ist Marko.« Sie stieg über den Leichnam hinweg, um zu dem Wagen zu kommen. »Und wie heißt du?«
»Jeffrey. Nenn mich lieber Bash.«
»Okay, schnall dich an, Jeffrey Bash – wir müssen hier weg.«
Im Bottomless Cup hatte sie ihn am Ärmel hinter sich hergezogen und einen Tisch und einen Kaffee bestellt, während sie auf dem Weg zur Männertoilette waren. Sie war vorangegangen. Der Mann, den sie überraschten, brauchte seine Zeit, um alles zu verstauen und sich von einem
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