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Der Schacht

Der Schacht

Titel: Der Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Schow
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den Jahren immer noch dieses Frag später noch einmal.
    Bash blieb hinter Jonathan stehen, um sich den Aufstieg des flügellahmen Pterodaktylus anzusehen. Die Steigung war viel zu hoch, und er rutschte immer wieder zurück.
    »Na, Kumpel, wie stehn die Dinge?« Große Hände schlossen sich um Jonathans Schultern. Es war eine besitzergreifende Geste, die Jonathan stillschweigend zu würdigen gelernt hatte. Es war so, als sei er adoptiert worden.
    Er deutete mit dem Schnitzmesser auf die Abzüge. »Die sind fertig. Ich spiele jetzt nur noch so rum. Wenn es nach mir geht, können wir in fünf Minuten hier raus sein. Höchstens zehn.«
    »Kein Problem. Die meisten sind schon weg, ist ja auch schon fast Feierabend. Willst du ein bisschen Bürotratsch hören?«
    Jonathans Augen starrten immer noch hoffnungsvoll auf das Aufziehspielzeug. Dann auf die Abzüge. Nur nicht auf Bash. Er machte sich auf schlechte Nachrichten gefasst. Er würde etwas zu hören kriegen, was er nicht hören wollte. »Schieß los.«
    »Da sagt doch Capra zu Charcoal: ›Weißt du, Charcoal, ich habe jetzt schon so lange die Amme für Halbidioten gespielt, da tut es schon körperlich weh, wenn man sieht, das vernünftige Arbeit so schnell erledigt werden kann‹. Und dabei hält er dann eine Anzeige hoch. ›Das hier tut weh‹, sagt er dann.
    Und dann sieht Charcoal ihn an und sagt: ›Wie werden unser Bestes tun, damit Ihr keine Schmerzen leiden müsst, oh Bwana‹.
    Und da wird Capara dann ziemlich sauer. Und sagt: ›Du solltest verdammt noch mal besser dafür sorgen, dass ich regelmäßig Schmerzen kriege, die so gut sind wie die hier, Charc, oder du kannst dir langsam Gedanken darüber machen, wer im nächsten Vierteljahr deine Lohnerhöhung bekommt. Na?‹ Und beide lachen. Aber Charcoal guckt nicht gerade erfreut, und Capra sieht gar nicht so aus, als ob er einen Witz gemacht hätte. Und jetzt rate mal, über wessen Arbeit sie da geredet haben. Na los, rate!«
    »Über deine natürlich.« Jonathan drehte sich auf seinem Zeichenstuhl herum und sah Bash in die Augen. »Die vom großen Boss der Layout-Abteilung.«
    »Denkste. Nächster Versuch.« Bash grinste bis über beide Ohren. Er war wirklich ein großer Teddybär.
    Jonathan begriff und verlor ein wenig Farbe. Er hatte sowieso nicht viel davon. »Ernsthaft?«
    »So ernst wie Herzinfarkt, Baby. Der Boss ist beeindruckt. Die Anzeige war für Kruegers Magazin. Krueger war beeindruckt. Er hat Capra angerufen. Kannst du zwei und zwei zusammenzählen oder soll ich es dir buchstabieren?«
    »Er sagte, mit einer bunten Mischung aus Metaphern …« Die meisten von Jonathans Antworten fand nur er selbst witzig. »Gott, du machst keinen Spaß. Er war wirklich …?« Ein Funke Stolz rührte sich in seiner Brust. Natürlich hatte er versucht, Eindruck zu schinden, aber bewusst dezent. Er versuchte, sich bescheiden zu geben, seinen Stolz nicht zu sehr zu zeigen. »Was ist mit Charcoal? Wird der nicht sauer sein? Werde ich dann seine schlechte Laune ausbaden müssen?«
    »Nee. Das kratzt ihn nicht. Sein Job bei Rapid O’Graphics ist sicher, daran ist nicht zu rütteln. Er hat sich auch von unten hochgearbeitet. Und manchmal führt neues Blut eben zu einem Kreativschub, und all die anderen Tänzer erinnern sich plötzlich daran, dass sie auch auf den Beinen sein sollten. Tut dem Geschäft gut. Das letzte Mal ist so was in diesem Laden passiert, als meinereiner hier angefangen hat. Niemand ist aufgrund meiner strahlenden Erscheinung gefeuert worden. Ich habe dir doch gesagt, du würdest hier dein Glück machen.«
     
    Zwei Häuserblocks von Oakwoods Nordost-Grenze entfernt, in einer Villa am Saffron Way, befand sich das Domizil von Rapid O’Graphics. Russet Run grenzte im Norden daran und Elmwood Park im Osten. Capra hatte die Garage hinter dem Haus abreißen lassen, um dort einen Carport für seine Angestellten hinzustellen. Nach dem heftigen Schneefall vor zwei Wochen war die Konstruktion zusammengebrochen, hatte Capras Sportwagen unter sich begraben und alle und jeden gezwungen, am Saffron Way zu parken, wo man sich mit dem unbeugsamen nassen weißen Zeug und mit den chaotischen Schneeräumplänen auseinandersetzen musste. Jonathans erste Aufgabe als Neuling war es gewesen, Parklücken an der Straße freizuschaufeln. Bash hatte nur mit den Achseln gezuckt. Das war der große Strom des Lebens in all seiner schlammigen Vielfalt.
    Capra gehörte auch das Haus nebenan, in dem er wohnte. Es war einfach Pech

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