Der Schacht
hatte. Ein Mund, der zum Lächeln geschaffen war.
Danach hatte Jonathan Dinosaurier-Zettel reihenweise bekommen, so als würden sie ihm zufliegen. Die Wände in seiner Ecke waren in kürzester Zeit zugepflastert. Der Name Dino Boy blieb an ihm kleben – bedauerlicherweise. Mehr als einmal witzelte Jonathan, dass er hinter seinem Schreibtisch bei Rapid O’Graphics schlafen würde, wenn man es ihm durchgehen ließe.
Es gab einen leidigen Grund dafür.
In der Nacht, als er in Chicago angekommen war, hatte Bash ihm die Couch im Wohnzimmer überlassen. Um sieben Uhr am nächsten Morgen hörte er im Halbschlaf, wie zuerst Camela und dann Bash unter der Dusche munter wurden. Dann kam das Gesurre von ihrem und seinem Föhn. Camela erschien schließlich nach einer halben Stunde praktischer Schönheitspflege, grinste übers ganze Gesicht und wies Jonathan an, sie Cammy zu nennen – jeder tat das. Es gab für ihn keine Gelegenheit, nicht unter ihren Augen in seine Hosen zu steigen. Sie wuselte um ihn herum, während er zwei Spiegeleier herunterwürgte, die an den Rändern verkohlt waren. Camela erklärte ihm, wie sehr sie auf den Kaffee von General Foods International stand. Jonathan überzeugte Bash, ihm einen Espresso zum Frühstück zu machen. Er wollte Cammys Kochkünste nicht schmähen und verzichtete daher darauf, ihr zu erklären, dass die Idee, so früh am Morgen etwas zu essen, für ihn fast so schrecklich war wie der Gedanke, seinen Kopf unter die Dusche zu stecken. Jonathan gehörte nicht zu den Morgenduschern. Er tat das für gewöhnlich, bevor er schlafen ging. Dann brauchte man die Bettwäsche nicht so oft zu wechseln. Und wenn man nicht allein schlief, dann regte es den Kreislauf an, wenn man frisch, sauber und die Hitze einer heißen nächtlichen Dusche ausstrahlend nebeneinander ins Bett glitt. Häufig artete das in einen sehr guten Grund aus, warum die Bettwäsche dann doch verschwitzt und zerwühlt war.
Bis hier gab es keine Probleme. Man musste sich nur aneinander gewöhnen. Richtigen Kaffee konnte Jonathan auf der Arbeit bekommen. Wenn man wusste, dass das Lebenselixier am Ende des Weges wartete, dann war es einfacher, sich aufzuraffen und zur Arbeit zu gehen.
Er war amüsiert, als sein alter Kumpel Bash sich als überzeugter Cornflakes-Esser entpuppte. Für ihn mussten es erst einmal zwei Schüsseln Cornflakes sein, bevor er dem Tag entgegensehen konnte.
Dann fuhren sie zusammen zur Arbeit.
Camela war Rapid O’Graphics Kontakt zur Außenwelt und die Herrin der Telefondrähte. Sie wimmelte Eindringlinge ab, empfing Besucher, war höflich am Telefon, herrschte über alles, was in einem Aktenordner hauste, und versuchte Capra den alltäglichen Kleinkram vom Hals zu halten. Sie machte Besorgungen und verteilte die Lohntüten. Sie war der Gegenstand dezenter kleiner Witze von den Leuten im ersten Stock, die privilegiert genug waren, sich nicht mit ihr eine Etage teilen zu müssen. Jonathan spürte die Form von diffuser Feindseligkeit, die nie wirklich stärker wird, die aber auch nie ganz verschwindet oder offen zutage tritt. Camela war wahrscheinlich diejenige bei Capra, die einer normalen Angestellten am nächsten kam.
Sie, Bash und Jonathan fuhren dann auch wieder zusammen nach Hause.
Er konnte ganz gut Small Talk betreiben und behielt das Verhalten bei, das er auch in der Firma an den Tag legte. Nach dem dritten Tag musste er sich auch nicht mehr über die ihm vorgesetzten Frühstückseier Gedanken machen; sie hatte nun mal so viel zu tun, und das musste er doch verstehen, oder?
Nachdem er sechs Tage da war, begann Camela früher zu Bett zu gehen. Manchmal wurde Bash dann ganz deutlich aufgefordert, sie zu begleiten. Jonathan dachte an eine verwöhnte Südstaatenzicke, die mit dem Finger schnippte, und ihr Sklave musste springen. Als dies zum zweiten Mal geschah, kam Bash dann aus dem Schlafzimmer zurück und umarmte Jonathan übertrieben fest. Das hieß dann so viel, wie, dass er auch nicht wusste, was das sollte. Dann schaltete er den Deckenventilator ein, angeblich um die kostbare Wärme des Raumes besser zu verteilen. Jonathan begriff, dass der Ventilator die Geräusche überdecken sollte, die aus dem Schlafzimmer drangen. Das Gebäude war relativ neu und die Wände waren papierdünn. Camela schnaufte wie eine kleine Dampfmaschine, wenn sie gefickt wurde. Sie war eine von den Romantikerinnen, die zu viele Seifenopern und nicht genügend Pornos gesehen haben und die daher der Meinung waren,
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