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Der Schacht

Der Schacht

Titel: Der Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Schow
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wünschte, in diesem verdammten Kasten hier wäre eine Wohnung frei«, sagte Jonathan. Sie hatten dieses Gespräch schon einmal geführt. »Das wäre die beste Lösung: Ich wäre ihr nicht mehr im Weg, wir könnten immer noch zusammen zur Arbeit fahren, und alle hätten ein wenig mehr Privatleben.«
    »Die letzte freie Wohnung hier war ein Studio, vor zwei Monaten. Aber du würdest den Vermietern vielleicht auch nicht passen. Für die sind Cammy und ich ein gut betuchtes Pärchen. Wenn ich versucht hätte, allein hier einzuziehen, hätte ich die Wohnung wahrscheinlich nicht bekommen.«
    Jonathan und Bash hatten sich schon bei mehreren Wohnungsvermittlungen am Ort umgesehen. Die meisten besaßen seltsame Vorstellungen, die man unbedingt erfüllen musste.
    Einer von den Schreibtischtätern hatte betont, dass die Vergabe der angepriesenen Wohnungen nur in der Reihenfolge ihres Freiwerdens erfolgte … und dass Jonathans Haarschnitt natürlich gar nichts mit irgendeiner Entscheidung zu tun habe, die man treffe oder eben nicht treffe. Jonathan hatte mit offenem Mund dagestanden. Bash, deutlich wie immer, war einen Schritt vorgetreten und hatte dabei einen großen Schatten über den Makler geworfen. Dann hatte er ihm ruhig und sachlich erklärt, dass sein zurückgehender Haaransatz und die schlechten Augen wahrscheinlich darauf zurückzuführen seien, dass er in seiner Jugend zu viele Nutztiere gefickt habe.
    Die Vermittlung konnten sie wohl streichen.
    Woche drei machte Woche vier Platz. Es war anzunehmen, dass Camela in einer der vier Wochen ihre Tage bekommen hatte. Jonathan bemerkte keinen Unterschied. War sie immer so feindselig?
    »Ich meine … ich habe dich gern hier, Jonathan«, sagte Bash. »Ausgehen und in einem Restaurant essen und sich Filme in irgendwelchen billigen Kinos ansehen, das ist meine Art von Leben. Cammy hat das immer gewusst.«
    »Vielleicht hat sie es einfach nicht wahrgenommen, weil es nicht zu ihren Plänen passte.«
    »Yeah.« Bash zerbrach einen weiteren Glückskeks und beförderte die Prophezeiung in den Aschenbecher.
    Hüte dich vor Angeboten, die zu großzügig sind.
    »Sie kommt von hier, oder? Ich meine, hast du sie hier kennengelernt?«
    Bash nickte. »Sie hat sich für die Stelle an der Rezeption von Rapid beworben. Sie hatte einen Verlobten in der Stadt, Robert Soundso, der sie im Stich gelassen hat. Alle ihre Möbel standen in einem Lager. Ich wollte eine Mietwohnung in Russet Run haben, die ich mir allein nicht leisten konnte. Melanie und ich, wir hatten uns getrennt. Scheiße, ich bin sogar mit den Serviererinnen aus dem Apple Pan ausgegangen.«
    »Ja, ja, die Trostlosigkeit der Städte. Es ist schon ein hartes Leben.« Jonathan beschloss, es mit einem Glückskeks zu probieren.
    Die Taten sprechen für den Mann.
    »Na ja, Melanie war nun mal weg. Camela tauchte auf. Wir sind zusammen essen gegangen. Wir sind miteinander ins Bett gegangen. Sie sagte: ›Würde es nicht eine Menge Probleme lösen, wenn wir zusammenziehen? Als gleichberechtigte Partner. Vielleicht könnte sogar eine echte Beziehung daraus werden.‹ Weißt du, eine Beziehung ist das, was du hast, während du nach jemand Besserem Ausschau hältst. Ich fand ihr Kleinmädchen-Lispeln niedlich. Tue ich sogar immer noch irgendwie. Ich weiß auch nicht. Irgendwo zwischen Start und Landung kam dann plötzlich dieser Plan auf, zusammen alt zu werden … und bis heute habe ich nichts getan, um ihr diese Flausen auszutreiben.«
    Ihm entfuhr ein bierseliges Seufzen, wobei er die Luft in seinen großen Händen auffing, als wolle er sie in eine Form kneten, seinen Gefühlen eine Gestalt verleihen, damit er mit ihnen ringen konnte, sie besiegen konnte. Bash hatte immer diesen kitschigen »Was wäre, wenn« -Scheiß gehasst. Er massakrierte einen weiteren Glückskeks. Die Ehe verlangt intensive Überlegung.
    »Amen«, sagte er.
    »Ist das die Frau, die du ansiehst und von der du sagen kannst: Ich möchte den Rest meines Lebens mit dir verbringen?« Jonathan spielte mit der Schneekugel. Die Toten wurden wieder vom Schnee zugedeckt.
    »Nein. Nicht im Moment.«
    »Du willst Zeit schinden.« Jonathan exhumierte die Toten mit einem Schütteln des Handgelenks. Der Schnee ähnelte umherwirbelnden Frischkäsekörnern.
    »Könnte sein.«
    »Das heißt, ihr wartet beide darauf, dass beim andern der Groschen endlich fällt. Ihr versucht euch gegenseitig etwas vorzumachen, weil keiner von euch die Verantwortung dafür übernehmen will, dass er

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