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Der Schacht

Der Schacht

Titel: Der Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Schow
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ihnen im Blut.«
    Die Espressomaschine gurgelte und pfiff. Es gibt kein Geräusch, das dem gleicht. Die Küche wurde von diesem keuchenden, asthmatischen Toilettengurgeln erfüllt.
    Amandas Abwesenheit war ein Loch in Jonathans Magen, das sich dort hineingefressen hatte und das sich nicht schließen ließ. Die vielen Momente, in denen er an sie dachte. Die Dinge, die er in den Läden sah und bei denen er wusste, dass sie ihr gefallen würden. Es tat weh, sie zu vermissen; es tat genauso weh, zu wissen, dass sie ihn nicht vermisste. Und selbst wenn sie das tat, dann würde sie es nie zugeben; damit würde sie eine Schwäche zeigen. Jede Unterhaltung zwischen ihnen war wie ein ägyptisches Grabmal – voller Falltüren. Die Sache war so verfahren, wie sie es nur durch die lange und genaue Kenntnis eines anderen menschlichen Wesens werden konnte. Er vermisste sie in diesem Augenblick, und er würde sie heute Nacht vermissen, wenn er sich auf der Couch zusammenrollte.
    Ein Keks. Es ist an der Zeit, neue Freunde zu finden.
    »Hier«, sagte Bash. »Das füllt das Loch in der Seele.« Die Tasse Turbo hatte fast die Größe eines Bierkruges. Puckernde Hitze mit einer weißen Sahnehaube.
    Jonathan nippte und meinte zu fühlen, wie sich die Welt veränderte. »Bash, was mich und Amanda angeht, ich …«
    »Blabla.« Der Humor war aus Bashs Gesicht verschwunden. »Ich will keine Amanda-Geschichten mehr hören. Basta. Das ist eine schlechte Angewohnheit, die du dir abgewöhnen musst. Keine Amanda. Es gibt keine Amanda. Capisce?«
    Er hatte nicht erwartet, so völlig niedergemacht zu werden, aber Doktor Bash wusste wahrscheinlich am besten, was gut für ihn war. Er konnte besser zwischen den Zeilen lesen als irgendjemand sonst.
    »Okay. Und was ist nun der Zwischenstand zwischen dir und Camela?«
    »Der Stern meines Herzens und meines Bettes, Cammy, entwickelt sich, so fürchte ich, zu einem der Arschgesichter«, sagte Bash säuerlich. Er hatte genug getrunken, um sich über höfliche Formulierungen nicht länger Gedanken zu machen. »Die Trennung steht unmittelbar bevor. Aber das wird nicht morgen passieren, und es wird auch nicht in der nächsten Woche geschehen. Das braucht seine Zeit.« Er pustete in seinen Espresso und wurde mit einem weißen Schnurrbart über seinem schwarzen belohnt. »Ich würde mal darauf tippen, dass sie die Geduld verliert und das Weite sucht. Was bedeutet, dass du dann einziehen kannst. Aber erst mal würde ich sagen, musst du dich verziehen, damit sie und ich miteinander Schluss machen können. Deine Gegenwart hat einen formellen und unausgesprochenen Waffenstillstand bewirkt: Auf eine seltsame Art hat es die Verschlechterung meiner Beziehung zu Cammy aufgehalten. Jetzt versucht sie zu beweisen, dass es mehr Spaß macht, mit ihr zu leben als mit dir. Deswegen, Partner, müssen wir dir eine Bleibe suchen. Eine Übergangslösung. Nur für eine Weile. Damit ich dann diese Dominosteine auf meine Weise umstoßen und sie so wieder aufbauen kann, wie es mir am besten passt. Mir ist klar, dass es mit mir und Cammy nicht mehr weitergeht. Das ist mein Problem. Ich weiß das. Und ich muss damit auf meine Weise fertig werden.«
    Jonathan schluckte das. Er hatte es kommen sehen. Das freundlich formulierte Ultimatum eines peinlich berührten Freundes. Er sollte Bash dabei entgegenkommen und ihn nicht noch mit Schuldgefühlen überhäufen, indem er die falschen Sachen sagte.
    »Na ja … wenn ich eine billige Bleibe finden kann … und wenn es nur für den Übergang ist. Man kann schließlich mit fast allem fertig werden, oder? Vielleicht finde ich sogar etwas, wohin du dich verziehen kannst, wenn dir die Dinge hier über den Kopf wachsen.« Der Turbo war stark und kräftig, und Jonathans Gaumen konnte davon nicht genug kriegen.
    Bash sah erleichtert aus. »Danach haben wir dann die Bashund-Jonathan-Show. Das ist ein Versprechen, mit dem du hausieren gehen kannst, Dino Boy.« Bashs Louisiana-Akzent kroch wieder in seine Stimme zurück, wie immer, wenn der Alkohol die Hemmschwelle gesenkt und das Koffein ihn aufgeputscht hatte.
    »Erinnerst du dich an die Bude, wo wir letzte Woche gewesen sind? Das ist so billig, wie es nur werden kann, wenn man nicht gerade im Zelt kampieren will. Ich könnte lügen und behaupten, ich wollte da kochen, damit sie mir einen Herd hineinstellen, den ich dann als Heizung benutzen kann. Scheint, dass die Zentralheizung in der Bude nicht so ganz auf dem neuesten Stand ist. Du wirst mir

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