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Der Schacht

Der Schacht

Titel: Der Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Schow
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zurückzugewinnen und klar zu denken. Eine Prise Nasenespresso, und er würde alles wieder deutlich sehen, so wie man auf einen alten Fernseher schlug, damit das Bild wieder klar wurde. Chari saugte mit dämonischer Begeisterung weiter an seinem guten Stück. Ausgestreckte Füße waren hinter der Bar aus Onyx zu sehen; Krystal lag immer noch bewusstlos auf dem Küchenboden. Ihre Fußsohlen waren schmutzig. Weiße Körnchen hingen noch an Charis Oberlippe, und Cruz musste an schlecht aufgetragenes Makeup denken. Ein Kind, das mit dem Zeug übte. Sie war so aufgedreht, sie würde stundenlang nicht schlafen können. Sie war wahrscheinlich die ganze Nacht wach gewesen, hatte Küchengeräte gefickt und Bettpfosten malträtiert, während Bauhaus seinen Lustknaben rammelte.
    All dieses Tittengefummel und Gegrabsche war nur Schau für Cruz gewesen. Oh klasse. Das war wirklich ein Haufen fauler Eier.
    Cruz brauchte seine eigene Bude, das war ihm augenblicklich klar. Irgendwas, das nichts mit diesem Schweineladen zu tun hatte. Etwas, das näher an der versprochenen Oakwood Highschool lag, wo er die Tür hinter sich zumachen konnte und wo es keine von Bauhaus allgegenwärtigen Alarmanlagen und Kameras gab. Der ausdruckslose Gesichtsausdruck auf Charis Gesicht, als sie sein Sperma hinunterschlang, war wahrscheinlich aufgezeichnet worden. Das Zeug war auch weiß, dachte Cruz. Vielleicht war das alles, worauf es ihr ankam.
    Er hatte seinen Saft schon in einer Menge Koksköniginnen abgeladen, genug um zehn umtriebige Rock’n’Roller vor Neid erblassen zu lassen. Das erregte ihn nicht mehr, es lenkte ihn kaum noch ab. Bei Chari war es, als ob man in eine Plastikpuppe onanierte – ein Aufbäumen, die Entleerung und ein leichter Schmerz. Ihr Mund war trocken durch das viele Blasen. Es musste schon etwas sehr viel Kräftigeres sein, das ihn an einem Tag ablenken konnte, der mit Chiquitas nasser Punktlandung begonnen hatte. Cruz wollte nichts mehr über die verschiedenen Möglichkeiten wissen, wie ein menschlicher Körper in Stücke gehen konnte.
    Vor allem nicht, wenn es sich um seinen Körper handelte, in Emilios rachsüchtigen Händen.
    Emilio trug ein aufklappbares Rasiermesser an einer Goldkette um den Hals. Es war eine Erinnerung an die Zeiten, als er noch in einer Gang herumgehangen hatte. Vor kurzer Zeit hatte er es in Platin nachbilden lassen, und es war scharf genug, um die Luft vor ihm zu zerschneiden. Cruz hatte all die Geschichten über das gehört, was Emilio mit seiner Klinge anstellen konnte, wenn er verärgert war. So wie das Märchen von der verschwundenen Zunge. Die Sache mit den weggezauberten Eiern. Das waren Kunststückchen, die sahen so realistisch aus, dass man schwören konnte, es handele sich gar nicht um einen Trick.
    Nein danke.
    Er musste Bauhaus dazu bringen, ihm eine Wohnung zu besorgen. Irgendeine.
    Innerhalb von zwei Tagen hatte Cruz einen Vertrag als neuester Mieter im Kenilworth Arms unterschrieben, ein paar Fußminuten von der Oakwood High entfernt.
    Sein erster Schock war Fergus, der Hausmeister, gewesen, dessen wirkliche Stellenbeschreibung wohl auf Clochard lauten musste, wenn es so etwas wie Gerechtigkeit im Universum gab. Er trug Kleider, die aussahen, als seien sie von toten Pennern abgefault, und roch, als tränke er eine Flasche Rasierwasser pro Tag … vielleicht wollte er damit sein Fleisch marinieren, das teigig und fleckig war, mit einer Konsistenz wie überreifes Obst. Seine vergammelten Schuhe waren schmierig und verdreckt – zu Anbeginn der Zeit waren sie einmal weiß gewesen. Vielleicht. Cruz dachte, irgendein Tier müsste darin geworfen haben, und Fergus hatte sie dann einfach über seine dicken, hornigen Füße gestreift, während das Fruchtwasser und die Nachgeburt noch warm waren. Zwergenhaft und trübe blickend verströmte er den Geruch uralter Datteln und kalten Schweißes unter seinem Übermaß von Rasierwasser. Zwischen seinen Zähnen gähnten braune Lücken, und selbst bei diesen eisigen Temperaturen waren die Spitzen seiner grausig geschnittenen Haare immer mit Tröpfchen einer klaren Flüssigkeit behangen. Cruz würde noch die Erfahrung machen, dass der Kerl Englisch immer nur am Anfang des Monats verstand, wenn die Miete fällig war. Er hatte Cruz – auf Englisch – mitgeteilt, dass die Miete entweder bar oder per Zahlungsanweisung zu entrichten sei – eine neue Regel und die Schuld der neueren Mieter, die sich bei ihren Zahlungen unzuverlässig gezeigt

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