Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schacht

Der Schacht

Titel: Der Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Schow
Vom Netzwerk:
war es eine eklige Sauerei.
    Jonathan drehte den Heißwasserhahn voll auf und benutzte den Duschkopf, um den Dreck aufzulösen und wegzuspülen. Vier oder fünf zähe Klumpen waren auf dem Boden vor der Wanne gelandet. Er versuchte, nicht daran zu denken, woraus sie bestehen mochten. Es war nur Jauche, Punktum. Widerliche Jauche.
    Mrs Velasquez Kind war verschwunden und hatte eine Blutlache hinterlassen. Jonathans Herzschlag setzte einen Augenblick lang aus.
    Er ließ das Wasser laufen und die Türen offen und rannte die nächste Treppe hinauf. Er kam im dritten Stock an. Da war Cruz Wohnung, 307, fest verschlossen. Einige Türen weiter, neben dem kaputten Fahrstuhl, war die Wohnung der Velasquez. Und dahinter, hinter der westlichen Ecke bei einer weiteren Reihe von nutzlosen Eisboxen, fand er einen Blutfleck auf dem Teppich. Er war mit weißem Klebeband abgeklebt.
    Als er in die Wohnung zurückkam, sah er, wie die Katze den klebrigen Dreck vom Boden aufleckte. Er verscheuchte sie und benutzte dazu den Fuß, trat sie aber nicht. Sie nahm ihm das auch nicht übel und starrte weiterhin auf das, was sie für Futter hielt.
    »Bleib bloß von der Scheiße weg, du dummes Vieh. Willst du dich vergiften?«
    Du hast gesagt, du würdest mir zu Fressen geben.
    »Ich habe nicht gesagt, dass ich dich füttern werde. Warte erst mal ab.«
    Ich habe aber jetzt Hunger.
    »Das kannst du nicht ernst meinen. Ich hatte auch Hunger, aber dann habe ich diesen Scheiß hier gesehen.« Das Zeug verschmierte, als er versuchte, es wegzuwischen, und verströmte dabei eine reifen, säuerlichen Gestank, der unter die Haut ging. »Ich hatte Hunger, bis ich mir die halbe Nacht mit den Bullen um die Ohren schlagen musste, bevor ich praktisch ein Komplize bei einer Drogengeschichte und einem Kindesmord wurde.«
    Zum Glück für Jonathan hatte Bash ihm auch einen Sechserpack Quietly eingepackt. Die ersten kühlen Schlucke würden einiges von der Anspannung wegspülen.
    Es war Jonathan mittlerweile egal, wen er um diese Uhrzeit störte. Er zog sich wieder die Truckerhandschuhe über und benutzte ein Brecheisen, um die letzten Glassplitter aus dem Fenster zu brechen. Sie purzelten in den dunklen Abgrund hinunter und klatschten unten auf. Es war, als würde man seine Nase in den Schornstein eines Krematoriums halten. Irgendetwas war da unten gestorben, etwas Großes. Und wenn man nach dem Geruch gehen konnte, dann verweste das noch lustig vor sich hin. Jonathans Gesicht versuchte alle Öffnungen vor diesem Gestank zu verschließen. Selbst seine schockierten Poren zogen sich zusammen.
    Ratten.
    Vielleicht hatten die sich in den Schacht verirrt und waren dort eingeschlossen worden oder ertrunken.
    Als er seinen Kopf wieder ins sichere Badezimmerinnere zurückzog, hörte er ein leises Geräusch hinter dem tropfenden Wasser und den Stahlechos des Schachtes. Eine Art tonloses Summen, das sich nicht richtig lokalisieren ließ. Vielleicht ein weiterer von Fergus unglückseligen Mietern, der in die Nacht hineinweinte.
    Er leerte einen seiner Kartons aus und zerteilte ihn mit seinem Schweizer Messer. Er schnitt ein Viereck aus, das die Nacht über das Loch abdichten würde. Morgen nach der Arbeit würde er versuchen, Fergus zu fassen zu kriegen und sich zu beschweren. Es war jetzt schon klar, dass er keine neue Scheibe bekommen würde, dass Fergus ihm versichern würde, dass das vorher nicht gewesen war, und dass er keinerlei Hinweis darauf bekommen würde, was wirklich vorgefallen war.
    »MR HAPPY«, sagte er.
    Wenn das ein Name sein soll, finde ich ihn schrecklich. Bleib bei Katze.
    »Wenn du mir noch irgendwelche Probleme bereitest, wenn ich mich in irgendeiner Form über dich ärgern muss, dann hänge ich dir einen richtig albernen Namen an, Kleine.« Das war keine bloße Drohung.
    Vielleicht war das auch eine Katze. Vielleicht ist da eine Katze hineingefallen und von den vielen Ratten totgebissen worden. Eine große Katze.
    Cruz könnte das aufklären. Diese Art von Mysterium lag weit jenseits aller jonathanschen Erfahrungen.
    »Ich sag dir was. Ich lasse dich hier. Einen lebendigen Köder. Wenn du immer noch hier drin bist, wenn ich wiederkomme, dann probieren wir etwas anderes aus. Es hat sowieso keinen Zweck, wenn ich jetzt zu schlafen versuchen würde.«
    Er stellte der Katze eine Untertasse mit entrahmter Milch und etwas geräuchertem Truthahn hin und zwängte sich in seine Klamotten. Dann machte er sich auf den Weg zu den Telefonen im Postamt von

Weitere Kostenlose Bücher