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Der Schacht

Der Schacht

Titel: Der Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Schow
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Katze, wie sie unsichtbare Monster belauerte. Bauhaus ging hinüber und gab dem Jungen eine weiße Pille aus einer Schachtel auf der Theke. Als der Junge sie schluckte, tätschelte Bauhaus ihm den Kopf.
    »Beachtet Lord Alfred hier überhaupt nicht«, sagte Bauhaus. »Er ist im Augenblick auf seinen Heimatplaneten zurückgekehrt.«
    »Uranus«, flüsterte Jamaica Jonathan grinsend zu.
    »Jonathan, richtig?« Die Zigarettenspitze wanderte von einem Mundwinkel in den anderen. »Könntest du vielleicht unserem Freund Cruz hier in das Badezimmer helfen, damit er anfangen kann, sich wieder herzurichten? Ich werde die Tabletten und alles andere, was er braucht, zu euch hereinschicken, okay? Nehmt das blaue Badezimmer.« Er zeigte die Richtung. Eine simple Geste in hochherrschaftlicher Vollendung. »Oh … Cruz? Dein Kumpel Rosie will mit dir reden. Ich habe die Geheimnummern und all das Zeug. Kümmer dich darum, nachdem du geduscht hast, okay? Du stinkst, Kleiner.«
    »Nenn mich nicht Kleiner.«
    Jonathan war damit beschäftigt, sich die Tapeten anzusehen. Er fühlte sich besser, wenn er sich nicht den betont herzlichen Blicken von Bauhaus ausgesetzt sah.
    »Mann, mein Körper fühlt sich an wie ein Sack zerbrochener Zweige«, sagte Cruz. Wenigstens sprach er jetzt deutlicher. »Du weißt schon, wenn alles zusammengeharkt worden ist und in Plastiksäcke gestopft wird und die Zweige und Äste dann Löcher in das Plastik reißen. Genauso fühle ich mich jetzt.«
    Cruz hatte nicht mehr im Garten gearbeitet, seit er acht war, und Jonathan hatte seit seinem zwölften Lebensjahr nicht mehr in einem Haus gelebt, zu dem ein Garten gehörte. Sie kamen durch ein Schlafzimmer voll plüschigen Pomps, bis Jonathan Cruz unter die Massagedusche helfen konnte. Die Duschwanne war so groß wie sein ganzes Badezimmer im Kenilworth.
    »Pass auf deinen Arsch auf, wenn du mit Bauhaus zu tun hast«, war die einzige Warnung, die Jonathan bekam. »Sei vorsichtig.«
    Während seiner kurzen Abwesenheit hatte Jamaica Bauhaus Bericht erstattet.
    »Er ist in Ordnung, und ich glaube, es ist an der Zeit, ihn zu bezahlen. Ein Tausender Minimum. Er hat dir eine Menge Ärger erspart.« Sie stand mit in die Seiten gestemmten Fäusten vor ihm, mit gespreizten Beinen. Die Stellung eines Schiedsrichters. Bauhaus trug flache Schuhe und war kleiner als sie. Seine Augen schimmerten teerschwarz. Sie glommen in der Opiumhöhlenbeleuchtung, musterten Jamaica, dann Jonathan, dann wieder Jamaica.
    »Aber sicher«, sagte er. Er schien es aber nicht zu meinen. »Wieso nicht. Eine kleine Entschädigung für unseren guten Freund Jonathan hier. Du solltest besser auf deinen Arsch aufpassen, Mädchen. Sonst stellt sich noch heraus, dass man mit ihm besser arbeiten kann als mit dir.« Er wandte sich Jonathan zu und wurde auf eine gekünstelte Art herzlich. »Na gut! Warum bedient ihr Kinderchen euch nicht an den Auslagen, während Onkel Bauhaus ein paar ärgerliche Anrufe erledigt? Hört sich so an, als hättest du dich da wirklich gut gehalten, Jonathan. Vielleicht kaufe ich dir diese Edelnutte hier für die Nacht? Wusstest du schon, dass du so gut wie alles mit ihr machen kannst? Wenn sie dafür bezahlt wird, pult sie auch noch die Erdnüsse und die Maiskörner aus deiner Scheiße.« Er lächelte giftig.
    Die Worte trafen sie wie ein Schlag und erzeugten damit genau die gewünschte Wirkung. »Normalerweise würde ich jetzt sagen, verfick dich, Bauhaus … aber wir wissen ja alle, dass du damit deine Probleme hättest.« Mit einem hochmütigen Hüftschwung steuerte sie auf die Bar zu.
    Jeder versucht hier, Punkte zu machen, dachte Jonathan. Bauhaus war wahrscheinlich sauer, weil er seine Drogen verloren hatte, und machte sich mit allgemeinen Beleidigungen Luft. Jonathan begann zu glauben, dass die Beschimpfungen, die er hier hörte, nicht viel zu bedeuten hatten.
    Jetzt stand er Bauhaus allein gegenüber. Er fühlte sich beschnüffelt und auf Herz und Nieren überprüft. Draußen klatschte gefrorener Regen gegen die durchgezogenen Glaswände und ließ Chicago in seinem symbolistischen Meer blinkender Lichter verschwinden.
    »Fühl dich ganz wie zu Hause, Jonathan. Mi casa es su casa, oder wie heißt das doch gleich? Nimm alles, was du siehst. Wie unsere kleine käufliche Jamaica eben sagte, du hast mir eine Menge Geld und Ärger erspart, weil du eingesprungen bist. Das sollte belohnt werden, schließlich hattest du nicht mal eine Ahnung, mit wem du es zu tun hattest.« Seine

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