Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schacht

Der Schacht

Titel: Der Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Schow
Vom Netzwerk:
kleinen Nichts bekleidet. Ihre sparsam bepelzte rotbraune Muschi bot sich dem Blick der Welt dar. Löffel und Strohhalme und Massen von Dope lagen auf der Onyxplatte der Bar, und sie hatte offensichtlich keine Zeit verloren, sich da durchzuwühlen – es bestand ja immer die Möglichkeit, dass man einen Goldklumpen darin fand.
    Cruz erwartete schon fast, Krystal immer noch betäubt auf dem Fußboden liegen zu sehen. Aber sie war unten in dem Sofa-Pool und stopfte Sourcream-Chips und Zwiebelringe in sich herein und starrte auf den großen Videobildschirm. Ihr Mund arbeitete wie ein Schredder, aber ihre Augen blinzelten nicht. Sie sah sich die Freitag der Dreizehnte- Folgender Reihe nach an – im Schnellvorlauf. Sie machte maunzende Geräusche, als diverse vögelnde Teenager zerlegt wurden.
    Cruz bemerkte, dass sie ihre eigene Tonspur für den Film kreierte: Wahh, quietsch, zack, bomp …
    Cruz musste sich setzen, der Raum drehte sich um ihn. »Pass auf«, sagte er zu Bauhaus. »Ich bin völlig fertig. Ich will einen Arzt, der sich meinen Arm ansieht. Ich brauche ein Bad und etwas Vernünftiges zu Essen. Ich will ein paar Percodan, ein paar Valium und genügend Koks, damit ich meinen Schädel frei kriege.«
    »Erst erzählst du mir von der Party, zu der die Polizei sich selbst eingeladen hat«, sagte Bauhaus. »Du kannst dich ja über die Reste hier hermachen.« Er benutzte eine der Kerzen, die auf der Bar brannten, um sich eine Zigarette mit Kokapaste in einer langen Elfenbeinspitze anzuzünden und nahm ein paar tiefe Züge. Es roch wie schwelender Badezimmerschimmel.
    »Fünf Bullenkutschen sind aufgekreuzt. Du hattest mir zwei K angehängt. Ich musste es die Toilette runterspülen. Alles. Inklusive der Verpackung.«
    Bauhaus runzelte die Stirn. Es war der Blick von jemandem, der gerade mit einer Papierkugel auf den Abfalleimer gezielt und ihn verfehlt hat. Null Punkte. »Verdammt. Alles?«
    »Tut mir leid. Aber die sind verdammt scharf darauf, über mich an dich heranzukommen. Sie haben den Pieper gefunden.«
    »Was ist mit der Pistole?«
    »Sie war noch in der Wohnung, als ich abgeführt wurde. Danach war ich nicht wieder da. Ich bin direkt hierhergekommen.« Cruz wusste, wenn er jetzt behauptete, dass er die Waffe versteckt hatte, dann wollte Bauhaus wissen, wo und warum er den Stoff da nicht auch versteckt hatte. Es war besser, wenn er dachte, dass die Waffe unter der Hand konfisziert worden und jetzt im Privatarsenal von irgendeinem Bullen gelandet war. Ein Begleiteffekt der Tatsache, dass man keinen Bericht über eine unregistrierte Waffe schreiben wollte.
    »Wenn dieser Junge nicht wäre, wäre ich jetzt nicht hier.« Cruz deutete auf Jonathan.
    Krystal war mittlerweile bei Folge fünf angelangt. Auf dem Bildschirm sauste der Film vorbei, durch Vorlaufstreifen verzerrt.
    »Das ist Jonathan«, sagte Jamaica. »Derjenige, der hier angerufen hat.«
    Bauhaus sniefte und legte nachdenklich einen Finger an seinen Nasenflügel: »Nett von dir.«
    Jonathan fühlte sich von oben bis unten gemustert. Er dachte an die Peinlichkeit in Läden, wenn ihm nichts zu passen schien. Wenn er jetzt mit einer langen und umständlichen Arie darüber anfing, warum er sich entschlossen hatte, Cruz zu helfen, dann würde das jedermann langweilen und weniger Sinn ergeben als die blutigen Missgeschicke von Jason. Sein Lächeln wurde nicht erwidert.
    Cruz legte seinen Kopf in den Nacken und versuchte, Haltung zu bewahren. Selbst das Aufstehen würde eine Qual sein.
    Jonathan fragte sich, ob Bauhaus gerade jetzt auf einem Drogentrip war. Alle Augen im Raum – bis auf die Krystals – drehten sich und registrierten den Eintritt des Jungen, den Cruz bei seiner ersten Nacht hier gesehen hatte. Er stieg die Wendeltreppe herunter und setzte sich auf die unterste Stufe, wobei er seine bloßen Füße gegen die Säule in der Mitte presste. Er war sehr schlank, und die Konturen des braunen Pullovers, den er trug, deuteten einen weiblichen runden Arsch an. Sein Haar war farblos und ohne Spannkraft und fiel in die Richtung des geringsten Widerstandes. Seine Haut schien sehr zart und zerbrechlich, fast durchsichtig. Unter ihr zeigten sich blaue Venen in eleganten Strängen. Die rosa Hände und Füße hatten noch nie körperliche Arbeit gesehen. Er schien zufrieden damit, einfach nur dazusitzen und auf einen unbestimmten Punkt im Raum-Zeit-Kontinuum zu starren, mit Lemurenaugen, die so blau waren wie das Neon des Raumes. Jonathan dachte an Puff, die

Weitere Kostenlose Bücher