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Der Schacht

Der Schacht

Titel: Der Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Schow
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Augen suchten nach Jamaica. Sie saß an der Bar, den Rücken ihm zugekehrt. »Sie ist schon ein Schätzchen. Wir kabbeln uns immer auf diese Art. So wie man es immer mit bösen kleinen Schmusekätzchen macht.«
    Im Fernseher erschien ein blutroter Fleck, als Jason einen kopulierenden Teenie aufschlitzte. Krystal machte wheee wheee.
    »Bis bald.« Bauhaus verschwand den Flur hinunter.
    Jonathan ließ sich in Jamaicas Richtung driften. Er fühlte sich unwohl in dieser Szenerie, in der Film und Realität ineinander übergingen. Seit er durch die Vordertür gekommen war, hatte keiner von Bauhaus drei Angestellten eine Silbe gesprochen.
    »Hallo.«
    »Selber hallo.« Jamaica machte ihrer Linie den Garaus und verrieb sich den Rest auf den Gaumen. »Ich brauche etwas zu trinken.«
    Mit gedämpfter Stimme sagte Jonathan: »Ich brauche auch etwas; das hier ist mir alles viel zu schräg, kannst du das verstehen?«
    »Ach, war mir gar nicht aufgefallen.« Sie kicherte und hieb ihm spielerisch auf den Bizeps. »Lass dich von diesem ganzen Zeug nicht beeindrucken. In der Schule war Bauhaus der fette Junge, den keiner zum Freund haben wollte, und jetzt hat er Macht.« Sie fand einen schweren Whiskeybecher und füllte ihn mit Stoli on the Rocks. Die Eiswürfel waren so klar wie geschliffene Linsen.
    »Ich hätt gern ein Bier.«
    »Ist mir eine Freude.« Sie winkte ihn auf einen Hocker. »Kümmer dich nicht um das Schneewittchen. Setz dich einfach.«
    Auf was Chari starrte, blieb Jonathan verborgen. Manchmal fuhr sie sich mit dem Finger über den Nacken und über ihre Schenkel, als ob sie im Dunkeln nach etwas tastete und versuchte herauszufinden, was das war.
    Auf der Bar unter einer der Sturmlampen aus Messing stand eine chromglänzende Suppenschüssel, die anscheinend mit Mehl gefüllt war. Sie stand neben der Fruchsalatschüssel mit den Pillen.
    »Gott, ist das Kokain? Ich meine … ist das alles Kokain?«
    »Bauhaus interessiert sich genug dafür, dass er nur das Allerbeste da hat.« Sie sprach mit dem Kopf im Kühlschrank. »Was hältst du von New Amsterdam?«
    »Ich kenne bisher noch nicht mal Old Amsterdam. Ist auch Quietly da?«
    »Wow, wie ich sehe, haben wir schon die einheimischen Trinkgewohnheiten angenommen. Ja, hier ist eines.« Sie öffnete das Tiefkühlfach und nahm einen schweren eiskalten Krug heraus. Ihr Blick folgte dem Jonathans von ihren Beinen über das Kokain und zurück. »Na komm, Seemann, nimm eine Prise. Das ist ein großer Vorteil bei dem Koks, das Bauhaus zu Hause hat – man muss sich keine Gedanken darüber machen, dass es mit Bleichmittel gestreckt sein könnte. Obwohl es sich bei diesem Reinheitsgrad manchmal an den Nervenenden genauso anfühlt.« Sie lachte über ihren eigenen Witz.
    Er tunkte einen Finger hinein und inspizierte das Pulver. Sein Gesichtsausdruck war genauso einfältig wie der von Chari. Die starrte weiter mit der gleichen Intensität in den dichten Rauch. Ins Nichts. Hinter ihr auf der Bar stand eine offene Dose Coca Cola. Auf der unteren Hälfte hatten sich Kondensationstropfen gebildet. Rund um den Aufreißbügel lagen kleine Kristalle.
    »Sieht so aus, als hätte unser kleines verlorenes Mädchen hier das Kokain in die Coca Cola zurückgetan«, sagte Jamaica.
    »In Coca Cola war früher tatsächlich mal Kokain drin … war das nicht so?« Die Konversation wurde langsam surreal.
    »Ja. Das Kokain wurde um die Jahrhundertwende aus der Rezeptur herausgenommen. Dafür haben sie dann Koffein dazugetan. Und es gab auch einen Kokain-Wein, der früher ziemlich beliebt war – Vin Mariani. Thomas Edison hat den getrunken. Und Jules Verne. Sogar ein Präsident – Grant oder Wilson oder McKinley, irgend so einer. Es war damals gängiger als Acid in den 60ern.« Sie stellte Jonathans Quietly mit einer perfekten Blume vor ihm ab, dann katalogisierte sie den Rest der Dinge auf der Bar. »Wo wir gerade von Acid sprechen, da haben wir hier eine mittelstarke Mischung. Sehr weich. Dazu Amphetamine; Barbiturate, zum Verschneiden mit dem Kokain, sogar ein wenig Nummer 4.« Sie deutete auf eine offene silberne Schnupftabaksdose. Den Deckel zierte die Kupferradierung einer Fuchsjagd.
    »Nummer 4?« Jonathan blickte jetzt überhaupt nicht mehr durch.
    »Direkt aus Chaing Mai. So nah am Paradies, wie du oder ich nur kommen können.«
    Sie tat dann etwas sehr Seltsames. Sie wühlte unter der Bar herum, bis sie eine Dose mit Papierstrohhalmen fand. Sie steckte einen in die Schnupftabakdose, bis er sich

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