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Der Schädelring: Thriller (German Edition)

Der Schädelring: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schädelring: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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wollte.
    „Was macht er?“ ertönte Dr. Forrests Stimme, als ob sich die Therapeutin hinter einer Wand befände. Dr. Forrest gehörte nicht hierher. Dr. Forrest gehörte dorthin .
    Aber Dr. Forrest war ihre Freundin. Dr. Forrest wollte ihr helfen. Dr. Forrest würde es nicht zulassen, dass die bösen Menschen sie verletzten.
    „Wir spielen nur“, sagte Julia.
    „Und er hält ihre Hand und bringt Sie zu den bösen Menschen“, sagte Dr. Forrest. „Was geschieht nun?“
    „Vati trägt mich. Es ist Nacht, denn es ist dunkel und ich sehe Sterne und es ist kalt und ich fürchte mich. Ich ließ den Teddybär irgendwo fallen. Ich rieche nasses Gras.“
    „Sie befinden sich in der Scheune, nicht wahr?“ fragte Dr. Forrest. So eine nette Frau.
    „Es sind mehr böse Menschen hier und der Rauch riecht komisch. Etwas brennt in kleinen Töpfen. Auf der Erde befindet sich ein großer, grauer Felsstein. Ich kann die Sterne nicht mehr sehen.“
    „Vati legt sie auf den Stein, nicht?“    
    Julia nickte. Sie war verwirrt. Sie sollte sich erinnern, aber sie wollte nicht.
    Weil es nicht geschieht. Wenn ich die Augen schließe, geht es weg.
    „Schlagen Sie die Tür nicht zu, Julia.“ Sie hörte Dr. Forrests Stimme wieder. „Sie sind so nahe dran.“
    Nahe dran . Sie spürt den Atem des bösen Mannes auf der Haut. Jemand nimmt ihr Pyjama weg und sie ist nackt und friert. Sie versucht, sich zu bewegen, aber es gelingt ihr nicht. Der Felsen fühlt sich hart an unter dem Rücken.
    Der Mann mit der Kapuze beugt sich über sie. Er hat ein Messer. Es glüht im Feuer. Rund herum hat es Kerzen, etwas stinkt, warum sind so viele böse Menschen hier? Sie tragen alle Kapuzen. Welcher von ihnen ist Vati?
    Nun singen sie ein Lied, das überhaupt nicht glücklich klingt. Sie schaut nach oben gegen das andere Ende des Steins; sie versucht, den bösen Mann nicht anzuschauen. Sie sieht den Ziegenkopf mit dem zerfetzten Hals, von dem Blut tropft. Sie schreit.
    „So ist es gut, Julia“, sagte Dr. Forrest. „Lassen Sie es hinaus. Die Erinnerung soll Sie nicht mehr gefangen halten.“
    Etwas tut weh in ihrem Bauch, sie weint, aber keiner der bösen Menschen scheint etwas zu merken, sie wiederholen die unheimlichen Worte immer wieder.
    Genau wie in ihrer Erinnerung.
    Genau, wie Dr. Forrest es ihr gesagt hatte.
    Und dann geschieht das andere. Sie kann nicht atmen. Warum lässt Vati dies zu? Das ist kein kleines Spiel mehr. Spiele sind lustig. Das ist nicht lustig.
    Jetzt hat der böse Mann ein Messer und hält es über seinen Kopf. Das Messer flackert wie der Schädelring.
    „Was sagt er?“ fragte Dr. Forrest.
    „Sie wissen es“, murmelte Julia.
    „Ja, ich weiß es, aber Sie müssen es wissen. Sagen Sie es laut, dann zerstören Sie den Zauber. Dann wird er keine Macht mehr über Sie haben.“
    „Ich fürchte mich.“
    „Ich weiß, dass Sie Angst haben, Julia. Ich weiß, dass dies schwer ist für Sie. Der einzige Weg zur Heilung ist jedoch, den Ängsten fest in das Gesicht zu schauen.“ Dr. Forrest tönte, wie wenn sie selbst den Tränen nahe wäre. Ihre Stimme klang hart und gebrochen.
    Julia rezitierte die Worte und imitierte den Gesang des vermummten Mannes:
    „König der Dunkelheit, Satan, Herrscher der Welt, nimm dieses Opfer deiner treuen und demütigen Sklaven an, damit du uns weiterhin befreien kannst. Auf dass es so geschehe.“
    „Und der Rest“, sagte Dr. Forrest aufgeregt.
    Sie sprachen es gemeinsam, die bösen Menschen, Julia und Dr. Forrest, alle mit kalter Stimme, „Satan, Herr und Gebieter, wir opfern dir dieses Blut in deinem verdammten Namen, auf dass du uns anlächelst und uns segnest. Auf dass du –“
    Julia hielt an; sie stand auf der Schwelle und wusste nicht, ob sie in der Vergangenheit oder Gegenwart war. Sie öffnete die Augen. Dr. Forrest stand über ihr mit verzücktem Gesicht und geschlossenen Augen und hielt Julias Hand.
    Dr. Forrest beendete den Sprechgesang. „ –auf dass du dir diese Hure, Judas Stone, zur Braut nehmen wirst.“

 
     
    21
     
    Julia zitterte. Sie fürchtete sich mehr als je zuvor. Sie stand am Abgrund einer tiefen Kluft, an der Grenze des totalen Wahnsinns, der schwarz und endlos und einladend wirkte.
    „Er hat Sie geschnitten, nicht wahr, Julia?“
    Dr. Forrest war ihre einzige Verbindung zur Wirklichkeit, ihr Halt, der sie vor dem Sturz in den Abgrund bewahrte.
    „Er nahm Ihr Blut und seine Augen glühten.“ Dr. Forrest schien beinahe ebenso weit entfernt und verloren

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