Der Schädelring: Thriller (German Edition)
besitzt Sie, Julia.“ Es klickte in der Hörmuschel, als die Therapeutin auflegte.
Julia legte das Telefon hin und setzte sich auf den Bettrand. Er besitzt Sie. Die Dunkelheit um sie herum nahm Substanz an und sank auf sie nieder wie ein dickflüssiges, schwarzes Gelee.
Sie hörte kleine Geräusche am Fenster. Es klang, wie wenn die Federn eines Vogels an der Scheibe kratzten. Julia drehte sich um und betrachtete die Vorhänge. Sie sah zwei rote glühende Punkte.
Julia stürzte sich beinahe in die Wolldecken, um den Kopf zu vergraben und sich von der Panik ersticken zu lassen, um den letzten Atemzug zu nehmen. Die Augen konnten keinesfalls rot sein. Es musste der Voyeur sein, der wieder aufgetaucht war.
Ihr Gesicht wurde rot vor Wut. Sie würde dafür sorgen, dass er sie niemals mehr beobachten konnte. Sie langte unter das Bett, ergriff den Baseballschläger und rannte zum Fenster.
Sie hörte die Stimme klar und deutlich. „Er besitzt dich, Juuulia.“
Sie ließ den Schläger fallen. Die zwei roten Flecken verschwanden.
Schließlich kam die Morgendämmerung und graues Licht füllte den Raum. Benommen duschte Julia und kleidete sich im Badezimmer an. Sie ließ den Schläger in der Nähe. Als sie angezogen war, rief sie die Rezeption der Polizei von Elkwood an. Sie gab ihren Namen und fragte, ob der Ermittlungsbeamte, der den Fall des Spanners bearbeitete, sie um zehn Uhr in Dr. Forrests Büro treffen könnte. Als der Polizeibeamte nähere Informationen verlangte, legte Julia auf.
Der Morgen war dunkel und eine dicke, bedrückende Wolkendecke breitete sich am Himmel aus. Die Luft war still. Selbst die farbigen Blätter sahen verwaschen aus. Die Gelb- und Rottöne färbten sich langsam bräunlich. Ein leichter Nebel verhüllte die umliegenden Berge und der Geruch sich nähernden Regens kämpfte mit den süßeren Aromen des herbstlichen Zerfalls und des Grases. In den Wohnungen auf der gegenüberliegenden Seite der Straße rührte sich nichts und Frau Covingtons Schaukelstuhl war leer.
Als Julia im Büro der Times ankam, wartete Rick bei ihrem Pult auf sie. „Du lieber Himmel, du siehst schrecklich aus“, sagte er, während er mit einem Bleistift in seinem Kaffee rührte.
„Guten Tag, Meister des Mitgefühls.“ Julia erwartete, dass er sie wieder fragte, wer der Glückliche gewesen sei, der sie am Schlafen gehindert hätte. Er presste jedoch nur die Lippen zusammen und nickte.
„Etwas Neues über die Satansmordtheorie?“ fragte sie.
„Nein. Ich erhielt ein Interview mit Snead heute Morgen. Die Redakteurin wird mich dafür heiß lieben.“
Wenn sie dich nur halb so liebt wie du dich selber liebst, dann wäre dies die Romanze des Jahrhunderts. „Viel Glück. Na, ich habe viel Arbeit. Wie immer.“
„Es dauert noch Tage bis zum Termin.“ Er rückte näher und schaute auf sie hinunter. „Wozu die Eile?“
Julia schaute sich nervös in ihrem kleinen Büro um. Ihr Herz schlug schnell und die Panik schlich sich aus den Ecken bedrohlich an sie heran.
„He, was ist los?“ Rick stellte seinen Kaffee auf dem Pult ab, trat zurück und hob seine Hände in die Höhe. Sein Ausdruck glich dem eines unschuldigen Teddybärs.
Julia stellte die Ellbogen auf dem Tisch auf und stützte den Kopf mit der einen Hand. „Es ist nichts; ich bin nur müde.“
„Na, ja, ich wollte dich fragen, ob du heute Abend mit einigen Freunden von mir ausgehen möchtest, aber dann wohl nicht. Er besitzt dich.“
Julia schwang sich auf dem Stuhl herum und versuchte aufzustehen, aber ihre Knie waren zu schwach. Sie rang nach Luft und flüsterte, „Was hast du gesagt?“
„Um Gottes willen, was ist mit dir los, Julia?“
„Du hast gesagt ‚Er besitzt dich‘.“
Er zog die Augenbrauen in die Höhe. „Ich habe nichts Derartiges gesagt.“
Julias Puls raste und ihr stockte der Atem.
„Du solltest nach Hause gehen und dich ausruhen“, sagte Rick und trat einen Schritt zurück. „Du siehst krank aus.“
Julia zog eine Wasserflasche aus der Tasche und nahm einige Schlucke. Ihre Hände zitterten so stark, dass das Wasser in der Plastikflasche hin und her schwappte. Sie schämte sich, dass Rick sie in diesem Zustand sah. „Ich glaube, ich kriege die Grippe.“
Rick zog sich Richtung Tür zurück. „Wenn ich du wäre, würde ich zum Arzt gehen.“
„Werd ich auch tun“, sagte sie. „Um zehn Uhr.“
„Na, dann stirb mir vorher nicht“, sagte Rick und warf einen Blick auf zwei Grafiker, die im Flur vorbei gingen,
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