Der Schädelring: Thriller (German Edition)
stammte.
„Weshalb machen Sie es sich nicht bequem?“ sagte die Therapeutin. Sie trat hinter Julia und schloss die Tür. Snead wartete beim Fenster, als ob er auf den militärischen Befehl „Rührt euch!“ wartete. Julia setzte sich auf ihren normalen Stuhl und hielt die Tasche auf dem Schoß.
Dr. Forrest kehrte zu ihrem eigenen Sitzungsstuhl zurück. „Nun, Julia, was bringt Sie zu mir heute Morgen?“
Julia klammerte sich an die Seitenlehnen des Stuhls. „ Sie haben mich aufgefordert, ins Büro zu kommen.“
Das Gesicht der Therapeutin wurde traurig und die Falten um ihren Mund vertieften sich. „Julia, Julia. So erreichen wir keine Heilung. Sie können mich anlügen, so viel sie wollen. Das macht mir nichts aus. Das Problem ist jedoch, dass Sie sich selbst anlügen.“
„Sie haben mich mitten in der Nacht angerufen“, sagte Julia.
„Sie haben sich dies eingebildet, genauso wie sie sich die Person am Fenster eingebildet haben.“
Julia drückte ihre Tasche zusammen; das Leder wurde feucht von ihren schweißnassen Händen. Obwohl sie auf dem Stuhl saß, wurde ihr schwindlig. Es kam ihr vor, als ob sie auf einem fliegenden Teppich schwebte.
„Also, nehmen wir einmal an, dass Sie sich dies nicht eingebildet haben“, sagte Dr. Forrest. „Was glauben Sie hat diese Person am Fenster gesagt?“
„Er besitzt dich“, flüsterte Julia.
„‚Er besitzt dich‘. Was glauben Sie, was dies bedeutet, Julia?“ Die Therapeutin stützte die Arme auf und legte die Finger zusammen. Sie kreuzte die Beine. Snead schaute zu, als ob Julia ein Versuchskaninchen wäre. Warum schickte ihn Dr. Forrest nicht weg?
„Ich weiß nicht, was es bedeutet.“
„Dann sage ich es Ihnen. Ihr Unterbewusstsein sagt Ihnen, dass Sie sich noch immer von den Sünden Ihres Vaters beeinflussen lassen. Sie sind noch immer eine Sklavin der Vergangenheit. Dass Sie jedoch bereit sind, die Nachricht zu hören, ist ein gutes Zeichen, ob sie nun von einem Traum kommt oder nicht.“
„Ich will keine Nachrichten hören“, sagte Julia. „Und ich will in seiner Anwesenheit nicht darüber sprechen.“ Julia wich Sneads Blick aus.
„Sie vertrauen mir doch, nicht?“ sagte Dr. Forrest.
„Na, ja.“
„Dann wissen Sie, dass ich nur das Beste für Sie will.“
Julia lehnte sich in den Stuhl zurück. „Ich . . . ich bin mir über nichts mehr sicher.“
Dr. Forrest neigte sich nach vorn und berührte Julias Knie. „Die Erinnerung ist im Körper, Julia. Zellulares Gedächtnis. Lassen Sie es frei. Atmen Sie.“
Nein. Dr. Forrest würde sie nicht hypnotisieren, nicht in Gegenwart von Snead. Julia wollte nicht in diesen dunklen, bösen Ort zurückkehren. Sie hatte genug von Schmerz, Angst und dem ekelhaften Gefühl im Bauch, dieser Leere, die mit jedem Besuch in der Vergangenheit größer wurde.
Es ging ihr nicht besser. Es ging nicht vorwärts. Im Gegenteil, sie verwandelte sich immer mehr in das hilflose vierjährige Kind. Sie schloss die Augen und versuchte, die weiche, einschläfernde Stimme von Dr. Forrest zu ignorieren. Sie suchte nach einer Verbindung zu etwas Größerem, zu einer höheren Macht, die sie immer geleugnet hatte. Die Therapeutin war jedoch zu sehr ein Teil von Julia geworden. Sie hatte die Türen zum Haus ihres Kopfs geöffnet und stand immer rufend im Flur.
„Sie wissen, wer es getan hat, nicht wahr? Sie wissen, wer der böse Mann ist. Was hat er getan, Julia? Sagen Sie es uns.“
Julia schüttelte den Kopf und stöhnte. Sie versuchte, die Erinnerungen wegzuschieben, die sich an die Oberfläche drängten. Sie drückte die Augen so fest zusammen, dass kleine Tränen aus den Ecken entwichen.
„Julia, Sie können uns vertrauen. Wir verstehen Sie besser als alle anderen Menschen in der Welt. Wir wissen, wie schwer es ist, die Wahrheit anzunehmen, wie schwer es ist, den Meister zu akzeptieren.“
Meister?
Dr. Forrest fuhr in ihrem sanften, hypnotisierenden Tonfall fort. „Wir wollen nicht, dass Sie sich weiter dagegen wehren, Julia. Er will nicht, dass Sie sich wehren. Er ist sehr geduldig mit Ihnen gewesen, weil er Sie so gern hat.“
„ Wer hat mich gern?“ Julia wusste nicht, ob sie es laut gesagt hatte.
„Warum liegt ihm so viel daran, wenn er doch so viel Macht hat und er sich nehmen kann, was er will.“
Julia spürte, dass Snead vom Fenster weggetreten war. Sie brachte jedoch ihre Augen nicht auf um nachzusehen. Sie versuchte, im Stuhl zu versinken, um dem Schrecken der Vergangenheit zu entweichen, um
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