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Der Schädelring: Thriller (German Edition)

Der Schädelring: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schädelring: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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nicht mehr in diesem schwarzen, gähnenden Abgrund zu versinken.
    Vati kann sich nehmen, was er will. Du warst ihm immer hörig, im Leben, im Tod oder während seiner Abwesenheit. Vati kann dir weh tun, wo immer du dich auch zu verstecken versuchst.
    „Ich sage Ihnen, weshalb, Julia“, fuhr Dr. Forrest fort. „Weil er Sie liebt .“
    Liebe?
    Es war das erste Mal, dass Dr. Forrest dieses Wort ausgesprochen hatte. In all den Monaten der Behandlung und in den beschleunigten Sitzungen der letzten Woche hatte die Therapeutin von Teilnahme, Heilung, Hoffnung und von all diesen abstrakten Dingen gesprochen, die nichts bedeuteten. In der Religion des Gehirns war sogar Gott tabu. Und nun musste sie dieses leere Wort hervorbringen, das eine Sonderstellung auf dem Altar sinnloser Worte verdiente.
    Sneads Stimme ertönte, als ob er sich am Fuße der Treppe befinde und sie sich im Estrich versteckte. „Er besitzt dich, Juuulia.“
    Sie riss die Augen auf, ihr Magen verkrampfte sich und ihre Hände zogen sich zu Fäusten zusammen. Sie setzte sich auf und blinzelte. Sie sah alles verschwommen. Snead stand noch immer beim Fenster.
    Dr. Forrest schaute sie mit ihrem normalen freundlich besorgten Blick an. „Was ist los, Julia?“
    „Was macht er hier?“ fragte Julia und starrte in Sneads kleine, dunkle Augen.
    „Sie haben seine Anwesenheit verlangt. Erinnern Sie sich nicht? Als ich gestern Abend mit Ihnen telefoniert habe.“
    Moment. Hatte Dr. Forrest nicht gesagt, dass ich mir das Telefongespräch eingebildet hätte?
    Vielleicht hätte sie nicht versuchen sollen, sich Dr. Forrest zu widersetzen. Nun war sie ganz verwirrt und ihre Gedanken schwirrten durcheinander. Wie konnte sie sich auf ihr Gedächtnis verlassen, wenn sie schon seit langem nicht mehr wusste, was Wirklichkeit war? Wie konnte sie ihren jetzigen Gedanken trauen geschweige denn den Gedanken, die sie vor dreiundzwanzig Jahren hatte?
    Da jedoch der Polizist hier war, wollte sie ihm etwas zeigen, dass sie sich nicht eingebildet hatte. Es war ein solider Beweis, der ein und für allemal bekunden sollte, dass der Unhold wirklich in ihrem Haus gewesen war und dass Walter nicht eingebrochen hatte. Dies war etwas, das sie in den Händen hielt. Obwohl sie Snead nicht traute, war wenigstens Dr. Forrest als Zeugin hier.
    „Es gibt etwas, das ich gestern Abend gefunden habe“, platzte Julia heraus und wandte sich an Snead. „Es war in meinem Schrank.“
    Snead zog die Augenbrauen in die Höhe und ein reptilartiges Grinsen strich über sein Gesicht. „Was ist es, Fräulein Stone?“
    „Die Zeichnung.“
    „Zeichnung?“
    Sie sprach überstürzt und war froh, wenigstens ein Geheimnis los zu werden. „Ein Bild eines Pentagramms mit den Worten ‚Hallo Julia‘ darunter. Julia war jedoch als ‚Juuulia‘ geschrieben, also mit drei U’s, so wie es Vati ausgesprochen hatte, wenn er mit mir scherzte.“
    „Wo befindet sich die Zeichnung?“
    „Ich gab sie Dr. Forrest.“
    Dr. Forrest schaute Julia traurig an und wandte sich dann an Snead. Sie schüttelte den Kopf.
    „Was?“ fragte Julia.
    Dr. Forrest hielt die Hände auseinander. „Es gibt keine Zeichnung, Julia.“
    Julia erhob sich. „Was meinen Sie, es gibt keine Zeichnung? Ich habe sie Ihnen gestern in diesem Büro gegeben.“
    „Bitte setzen Sie sich“, sagte die Therapeutin.
    „ Was haben Sie damit gemacht? “
    „Setzen Sie sich“, befahl Dr. Forrest. Julia starrte sie an.
    „Es geht ihr schlechter, als ich dachte“, sagte die Ärztin zu Snead.
    „Nicht ich bin verrückt; Ihr seid es, die übergeschnappt sind.“ Noch während sie es aussprach, realisierte sie, dass gerade eine verrückte Person so etwas sagen würde.
    „Julia!“ rief Dr. Forrest. Snead ging ihr nach, aber Julia war bereits draußen. Sie rannte zur Tür hinaus, aus dem Gebäude in die verwirrende, graue Welt, stürzte sich in den Wagen und fuhr in die närrische, seltsame Zukunft.

 
     
    24
     
    Die Fahrt der steilen, kurvigen Straße zu Julias Haus war gefährlich. Die Reifen des Subarus kreischten bei jeder Kurve. Der Asphalt war mit nassen Blättern bedeckt und ein Dunstschleier hing über der Straßenoberfläche und klebte an der Windschutzscheibe. Julias Atem trübte das Fenster. Sie wischte mit der Hand eine runde Öffnung in die Scheibe und starrte in die dicker werdende Finsternis. Hie und da warf sie einen Blick in den Rückspiegel, wo sie jeden Moment die blinkenden Lichter von Sneads Wagen erwartete.
    Warum rennst du

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