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Der Schädelschrank

Der Schädelschrank

Titel: Der Schädelschrank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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können.«
    »Warum?«
    »So ein alter Schädel bringt schon etwas ein. Da gibt es Sammler, glauben Sie mir. Menschen, die den Schädel als einen Briefbeschwerer verwenden.«
    »Das glaube ich Ihnen unbesehen. Wo haben Sie den Schrank gekauft?«
    Er winkte ab. »Auf einem Mittelalter-Markt. Da war jemand, der ihn unbedingt loswerden wollte. Ich habe zugegriffen, weil der Preis stimmte.« Er beugte sich vertraulich vor und blies mir seinen Rauchatem ins Gesicht. »Das war natürlich perfekt, muss ich Ihnen sagen. Ich habe ihn bar bezahlen können. Das ist in unserem Geschäft so. Da fragt auch niemand groß nach Namen und Herkunft des Käufers oder Verkäufers. Das ist so etwas wie ein grauer Markt. Sie sehen, ich bin ehrlich.«
    »Das allerdings.«
    Er saugte an seiner Zigarre. »So läuft das bei uns. Die meisten Menschen können damit natürlich nicht viel anfangen, aber jeder muss sehen, wie er sich durchschlägt.«
    »Sie sagen es.«
    Phil Young hatte mir freiwillig eine Erklärung gegeben, die wirklich plausibel geklungen hatte. Trotzdem blieb mein Misstrauen bestehen. Es baute sich von innen her auf. Es war da, und ich dachte daran, dass ich mich selten geirrt hatte. Aber beweisen konnte ich dem Trödler nichts, der jetzt auf die Uhr schaute und meinte, dass der Transporter schon überfällig war.
    »Können Sie einen Grund nennen?«, fragte ich.
    »Nein. Er muss wegen der Ladung natürlich langsam fahren. Aber eigentlich hätte er schon hier halten müssen.«
    »Wer fährt ihn denn?«
    »Ein Kumpel und Mitarbeiter. Samson Quirl.«
    »Toller Name.«
    »Ha, der ist sogar echt. Samson ist ein wirklicher Schatz. Der kann Sachen schleppen, ohne dass er gleich zusammenbricht. Ich bin froh, dass ich ihn habe.«
    »Klar, bei Ihrem Job. Und Sie können gut davon leben?«
    »Ach, gut ist relativ. Ich komme durch. Zudem wohne ich nicht in der Stadt, sondern auf dem Land. Meine Kunden wissen, wo sie mich finden. Da können sie in aller Ruhe aussuchen, sie haben nicht die Londoner Hektik.«
    »Was verkaufen Sie denn alles?«
    »Vieles, was Sie wegwerfen würden, Mr. Sinclair.«
    »Und woher bekommen Sie den Nachschub?«
    Er saugte zweimal heftig an seiner Zigarre. »Sie glauben gar nicht, was die Leute alles wegwerfen, und sie sind auch zu dumm, um zu ahnen, welche Schätze sich darunter befinden. Das ist wirklich ungewöhnlich, kann ich Ihnen sagen.«
    »Aber so etwas wie diesen Schädel-Schrank haben Sie noch nie in Ihrem Leben bekommen – oder?«
    »Nein, der ist einmalig.«
    »Wie viele Schädel haben Sie denn darin gefunden?«
    »Keinen weiteren.«
    »Nur diesen einen?«
    Er grinste mich an und nickte.
    Seltsam, wieder überkam mich der Eindruck, ihm nicht trauen zu können. Die innere Stimme wollte sich einfach nicht zum Schweigen bringen lassen.
    »Was schauen Sie mich so an?«, fragte er direkt.
    »Schon gut. Ich habe nur nachgedacht.«
    »Der Wagen kommt!«, rief da mein Partner.
    Suko Meldung lenkte uns beide ab. Ich war gespannt darauf, mir den Schrank ansehen zu können. Der Transporter wurde dorthin gelenkt, wo auch das Fahrzeug des Trödlers stand, in dessen offenen Kofferraum die Scheinwerfer noch für einen Moment hineinstrahlten, um dann zu erlöschen.
    Noch vor den Polizisten war Phil Young an der Fahrertür und zog sie auf. »Keine Sorge, Samson. Es ist nur eine routinemäßige Kontrolle und nicht mehr.«
    »Schon gut.«
    Aus dem Fahrerhaus stieg ein Bär von einem Mann. Er trug eine speckig glänzende Lederjacke, dicke klobige Schuhe, und sein Haar war nicht mehr vorhanden. Das hätte man zumindest meinen können, bis der zweite Blick aufklärte, denn da sahen wir die Haare im Nacken. Die letzten Reste waren zu einem Zopf geflochten, der ihm über den Kragen seiner Jacke hing.
    Er war stark. Ein Baum von einem Mann, mit einem flachen Gesicht, in dem besonders die Nase auffiel, weil sie sehr große Löcher besaß, sodass er eine leichte Ähnlichkeit mit einem Schwein aufwies.
    »Ich habe nichts falsch gemacht«, verteidigte er sich sofort.
    »Haben Sie auch nicht«, sprach ein Kollege ihn an. »Wir wollen uns nur Ihre Ladung anschauen.«
    »Es ist ein Schrank.«
    »Das wissen wir.«
    »Ich habe ihn auch so gut wie möglich befestigt«, versicherte Samson Quirl.
    »Das werden wir feststellen.«
    »Öffne die Tür, Samson!«, befahl sein Chef.
    »Ja, ist gut.«
    Eine kleine Kavalkade näherte sich der Rückseite des Transporters.
    Suko, der neben mir herging, hatte seine Stirn in Falten gelegt und zeigte

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