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Der Schädelschrank

Der Schädelschrank

Titel: Der Schädelschrank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wäre ich zurückgezuckt, denn das Ding fühlte sich nicht knochenkalt an, wie es eigentlich hätte der Fall sein müssen. Es hatte sich tatsächlich erwärmt. In seinem Innern vibrierte es leicht, und dieses Vibrieren ging auf meine Haut über.
    Als ich mich drehte und den Trödler anschaute, wusste dieser sofort, was die Glocke geschlagen hatte.
    »Nein, sagen Sie nichts, Mr. Sinclair.«
    »Doch, Mr. Young. Hier geht etwas vor, das nicht normal zu erklären ist. Wir müssen nach Hintergründen suchen, und ich denke, dass der Schrank sie uns geben kann.«
    »Das ist doch Quatsch!«, begehrte er auf.
    »Die Beurteilung überlassen Sie bitte uns.«
    Auch den Kollegen war unser Disput nicht verborgen geblieben. Sie kamen näher, umstanden uns und schauten mit verständnisvollen Blicken in den Kofferraum.
    Der Einsatzleiter wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er hieß Ed Redford und stieß den Atem pfeifend aus. »Ich kann Ihnen versichern, Mr. Sinclair, dass niemand von uns den Schädel angefasst hat.«
    »Das weiß ich.«
    »Es ist ein Phänomen.«
    »Dessen Ursache uns natürlich interessiert«, sagte ich. »Ich weiß auch nicht, ob es nur einen Schädel gibt. Mr. Young behauptet, ihn aus dem Schrank geholt zu haben. Und jetzt werden wir nachschauen müssen, ob es der einzige Totenkopf ist, der dort lagert.«
    »Also raus mit dem Möbel?«
    »Sie sagen es, Mr. Redford.«
    »Ich gebe meinen Leuten Bescheid.«
    Phil Young und sein Mitarbeiter standen in der Nähe. Beide platzten fast vor Wut. Machen konnten sie nichts. So wurden sie Zuschauer und mussten mit ansehen, wie der Schrank von der Ladefläche des Transporters gezogen wurde.
    »Das ist wirklich nicht zu begreifen, verdammt...«, ereiferte sich Young.
    Suko mischte sich ein. »Es geschieht Ihnen nichts. Sie haben doch ein reines Gewissen.«
    »Habe ich auch!«
    »Na bitte.«
    Die Kollegen gingen beim Ausladen vorsichtig zu Werke. Sie wollten auf keinen Fall etwas beschädigen, und das gelang ihnen auch. Wie echte Möbelpacker zogen sie den Schrank von der Ladefläche und stellten ihn auf den Boden.
    Jetzt stand er da. Einige Lichtlanzen wurden auf ihn gerichtet, damit wir ihn in seiner vollen Breitseite anschauen konnten.
    Es gab ein Unter- und ein Oberteil. In der unteren Hälfte waren die Schubladen breiter als oben.
    Auch der Trödler war näher gekommen. »Jetzt haben Sie Ihren Spaß, Sinclair.«
    »Tut mir Leid, aber den stelle ich mir anders vor.«
    »Wonach suchen Sie eigentlich?«
    »Nach Schädeln.«
    »Ah ja...«
    Suko und ich fingen damit an, die Schubladen zu öffnen. Mich zumindest hatte eine gewisse Spannung erfasst, die allerdings sehr schnell wieder verschwand.
    Alle Laden waren leer!
    Ich hörte in meiner Nähe das beinahe hämische Lachen des Trödlers, der wieder an einer Zigarre saugte. Wer zuletzt lacht, der lacht am besten, und so fing ich damit an, auch die Laden in der oberen Hälfte zu öffnen, wobei Suko mir half.
    Auch hier fanden wir nichts.
    Es blieben noch die Tür und die Klappe.
    Auch da war nichts zu finden, und als wir sie wieder zuschoben, da lachte der Trödler erneut auf. Er freute sich über unseren Misserfolg, zeigte er doch, dass wir uns auf dem falschen Weg befunden hatten.
    »Ich habe nicht gelogen, Mr. Sinclair«, sagte Young. »Jetzt sehen Sie es selbst. Und ich will, dass der Schrank wieder eingepackt wird.«
    »Ist gut.«
    Es machte den Kollegen zwar keinen Spaß, aber es gab keine andere Möglichkeit.
    Innerlich ärgerte ich mich schon, aber wir hatten nichts auslassen dürfen. Die farbliche Veränderung war alles andere als normal. Hier war eine Kraft am Werk, mit der wir uns näher beschäftigen mussten. Das war einfach so.
    »Können wir jetzt fahren?«, blaffte mich der Trödler an. »Ich will noch ein paar Stunden schlafen.«
    »Sie können«, sagte ich.
    »Wurde auch allmählich Zeit.« Er reckte sein Kinn vor. »Was ist mit dem Schädel?«
    »Der bleibt zunächst bei uns.«
    »Wollen Sie ihn zerstören?«
    »Ich hoffe nicht.«
    Phil Young warf uns zum Abschied einen nicht sehr freundlichen Blick zu.
    Bevor er die Klappe des Kofferraums schließen konnte, holte ich mir mit einer schnellen Bewegung den Schädel hervor. »Danke.«
    Er starrte mich wütend an. Dabei sah er aus, als wollte er mir noch einen Fluch an den Kopf schleudern. So weit kam es nicht. Er drehte sich mit einer scharfen Bewegung herum und ging davon.
    Zurück blieb ich mit dem Schädel, der auf meiner Handfläche lag. Ich bot schon ein

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