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Der Schädelschrank

Der Schädelschrank

Titel: Der Schädelschrank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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leise. »Es ist schon seltsam, dass uns immer so etwas über den Weg läuft.«
    »Wir sollten den Trödler fragen, woher er den Schädel hat. Es kann ja sein, dass er ein Grab ausgeräumt hat.«
    »Denkst du, dass er das zugeben wird?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Eben.« Ich ließ den Totenkopf wieder sinken. »Aber du hast Recht, wir werden ihn trotzdem fragen.«
    »Na bitte.«
    Ich schaute mir den Schädel noch mal genauer an. Es gab nichts Besonderes an ihm. Auch sein Alter war für mich nicht festzustellen. Da musste man ihn von Spezialisten untersuchen lassen, doch es gab keinen Grund. Totenschädel zu verkaufen war nicht verboten. Es sei denn, diese Ware wäre geraubt worden. Da lagen die Dinge natürlich anders.
    »Ich hole ihn mal her.« Suko hatte damit den Trödler gemeint.
    Als dieser angesprochen wurde, hob er kurz die Schultern. Er hatte sich inzwischen einen breitkrempigen und speckig glänzenden Hut aufgesetzt. Im Licht der Scheinwerfer warf er einen langen Schatten, und als der Mann vor mir stehen blieb, sah ich das kalte Funkeln in seinen Augen.
    Ich wies mich noch mal aus, was ihn zu einer abwehrenden Handbewegung nötigte.
    »Es geht mir um den Schädel, Mr. Young«, erklärte ich. »Ich würde gern von Ihnen wissen, woher Sie ihn haben?«
    »Warum?«
    Mein Tonfall blieb weiterhin freundlich. »Es könnte sein, dass Sie ein Grab geöffnet haben, um den Kopf auszubuddeln. Aus Erfahrung weiß ich, dass es leider Menschen gibt, die da hinterher sind.«
    »Und wenn es so wäre«, erwiderte Young, »ich würde es nicht zugeben, glauben Sie mir.«
    »Sicher. Aber meine Frage haben Sie noch nicht beantwortet, Mr. Young. Woher haben Sie den Schädel?«
    Gedankenverloren rieb er sich über die Nase. Dabei lachte er leise. »Sie werden es kaum glauben, Mister, aber ich habe den Totenkopf in einem Schrank gefunden.«
    »Ach.«
    »Ja, in einem Schrank, den ich abgeholt habe, um ihn in meinen Laden zu stellen. Ich bin Antiquitätenhändler und verkaufe nicht nur Trödel. Hin und wieder habe ich Glück und kann ein besonderes Teil ergattern. Das ist hier der Fall gewesen. Mehr möchte ich nicht sagen.«
    Ich hob die Brauen. »In einem Schrank. Können Sie das beweisen, Young?«
    »Klar.«
    »Seht gut«, sagte Suko. »Und ich denke mir, dass der Schrank in London in Ihrem Geschäft steht.«
    »Ich habe ein Haus, in dem sich der Laden befindet.«
    »Auch gut. Also dort...«
    Phil Young streckte den Arm aus. »Nein, da ist er nicht.«
    Ich mischte mich wieder ein und schüttelte den Kopf. »Sie haben eben gesagt, dass...«
    »Vielleicht habe ich mich missverständlich ausgedrückt. Darf ich es erläutern?«
    »Bitte.«
    Der Trödler drehte sich und schaute zur Straße hin. »Der Schrank ist unterwegs.«
    Jetzt wurde es für uns schwer mit dem Begreifen. Man konnte davon ausgehen, dass er geliefert wurde, wenn wir die Antwort richtig interpretierten.
    »Unterwegs«, murmelte ich.
    »Ja, das ist so. In einem Transporter. Ich bin nur vorgefahren. Mein Mitarbeiter folgte mir mit der Ladung.«
    »Das heißt, es wird mit einem Transporter und dem Schrank darauf hier vorbeikommen.«
    »Sie haben es erfasst.«
    Suko und ich schauten uns an. Da hatte uns der Zufall wirklich eine gute Karte in die Hand gespielt. Wir mussten nur noch etwas warten, bis der Transporter vorbeikam.
    »Ich spreche mal mit den Kollegen.« Suko meldete sich ab.
    »Ja, tu das.«
    Phil Young und ich blieben zurück. Der Trödler grinste mich an. Er holte aus den Tiefen seiner Tasche eine schmale Zigarre hervor und zündete sie an.
    »So ist das eben im Leben«, sagte er. »Jeder geht seinem Job nach. Sie, ich und andere...«
    »Ist schon klar. Jeder muss seiner Bestimmung nachkommen.«
    Ich hatte den Satz ausgesprochen, nur um etwas zu sagen. Wenn ich ehrlich war, dann fühlte ich mich in der Nähe des Mannes nicht eben wohl. Von ihm ging etwas aus, dass mir Unbehagen bereitete. Es ist nun mal im Leben so. Bei dem einen stimmt die Chemie, bei dem anderen nicht, und hier stimmte es nicht. Ich glaubte, von dem Trödler belauert zu werden. Er war jemand, der einen anderen Menschen auflaufen ließ.
    »Sie haben also einen Schrank gekauft«, sagte ich.
    Er blies mir den Rauch entgegen. »Habe ich. Aber einen alten, verstehen Sie?«
    »Natürlich. Sie handeln ja damit. Und dann lag in einer der Schubladen dieser Schädel?«
    »Genau.« Young lachte. »Sie glauben gar nicht, wie froh mich das gemacht hat. Ich war happy. Ich hätte jubeln

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