Der Schädelschrank
wieder mittendrin. Das ist wohl ein Fluch, den wir niemals werden loswerden können – oder?«
»Das glaube ich auch.« Was sollte ich sonst darauf antworten? Es war nun mal so. Wir hingen praktisch in der Schleife. Das ging schon seit Jahren so.
Irgendwo hatte sich das Schicksal einen Marionettenspieler geholt, der uns an seinen Fäden hielt und mit uns spielte, gerade wie er es wollte. Wir hatten auch keine Chance, dem zu entgehen. Wer einmal in diesen Kreislauf geriet, der schaffte es kaum, sich aus eigener Kraft wieder zu lösen.
Das war heute wieder so prägnant der Fall gewesen. Da brauchte ich nur einen Blick auf den Schädel zu werfen, den ich vor meine Füße gestellt hatte. Dass er sich im Kofferraum eines Trödlers befunden hatte, das konnte man noch als normal hinnehmen, denn diese Geschäftsleute verkauften allerhand, da war ein Totenschädel nicht mal etwas Besonderes. Dass dieser Schädel allerdings seine Farbe verändern würde, damit hatte wohl keiner von uns rechnen können. Zudem war dies passiert, ohne dass es eine Einwirkung von außen gegeben hätte.
Warum war das passiert? Weder für Suko gab es eine Erklärung noch für mich. Aber es stand für uns beide fest, dass hier etwas nicht stimmte und wir die Normalität eigentlich vergessen konnten. Hier mischten Kräfte mit, die nicht nur fremdartig, sondern auch gefährlich waren. Dem Trödler hatten wir nichts beweisen können. Der Schrank war leer gewesen. Obwohl ich das mit meinen eigenen Augen gesehen hatte, konnte ich nicht so recht daran glauben.
Auch in den folgenden Minuten verlor der Schädel seine grüne Farbe nicht.
Suko fragte: »Sag mal, Alter, hast du dir schon Gedanken darüber gemacht, was mit unserer kleinen Trophäe passiert?«
»Nein, ich nicht.«
»Willst du ihn mit nach Hause nehmen?«
»Wäre eine Idee«, brummte ich.
»Die dir nicht so gut gefällt.«
Ich hob die Schultern.
»Bitte, sag was!«
»Im Prinzip hast du Recht. Ich weiß nicht, ob ich mich mit ihm in der Nähe wohl fühlen würde. Eher nicht. Deshalb tendiere ich mehr zu einem Abgeben des Schädels.«
»Wohin?«, wollte mein Partner wissen.
»Zum Yard. Unsere Experten könnten ihn untersuchen. Ich kann mir vorstellen, dass sie dabei noch einiges zu Tage fördern werden.«
»Aber nichts, was mit Magie zu tun hat?«
»Das ist natürlich die Frage.« Ich strich mir übers Haar. »Ein Rätsel bleibt mir der Schädel trotzdem. Da kannst du sagen, was du willst.«
»Und wir werden mit ihm noch manche Überraschung erleben. Das habe ich einfach im Gefühl.«
Suko hatte die Worte mit ruhiger Stimme ausgesprochen, und ich konnte ihm nicht widersprechen. Ich blies die Luft aus und schaute durch die Scheibe in die Dunkelheit. Der Himmel hatte sich bezogen, aber ein heller Schein war trotzdem schwach zu erkennen. Er zeigte sich dort, wo die Millionenstadt an der Themse lag. Über London war der Himmel nie richtig dunkel, weil auch die Stadt selbst nicht zur Ruhe kam. Irgendwelche Lichter waren immer zu sehen.
Meine Gedanken kehrten wieder zum Schädel zurück, aber ich dachte auch an mein Kreuz und fragte mich, ob ich es einsetzen sollte oder nicht. Es war eine starke Waffe, und wenn ich den Schädel damit konfrontierte, konnte es leicht sein, dass ihn diese Gegenkraft zerstörte. Und genau das wollte ich noch nicht riskieren, deshalb schob ich den Gedanken so schnell wie möglich zur Seite.
Suko schnitt ein anderes Thema an. »Wann wirst du unseren neuen Freund besuchen?«
»Den Trödler?«
»Wen sonst?«
»Das weiß ich noch nicht. Vielleicht kann er auch kommen und sich den Schädel abholen. Vorausgesetzt, wir finden nichts.«
Suko verzog die Lippen. »Mich würde schon interessieren, was mit ihm los ist. Irgendwie traue ich ihm nicht. Er ist zwar ein normaler Mensch, aber trotzdem anders. Ich kann dir keinen Beweis dafür geben, aber mein Gefühl sagt mir, dass er irgendwie einen anderen Weg geht als den normalen.«
»Okay, ich bin dabei.«
Suko deutete mit der linken Hand zwischen meine Füße. »Ich kann mir zudem vorstellen, dass die farbliche Veränderung des Schädels so etwas wie eine Vorstufe ist und uns möglicherweise noch einige Überraschungen bevorstehen.«
»Woran hast du da gedacht?«
»Keine Ahnung, John. Aber ich denke nun mal so.«
Wir waren beide auf unser Gespräch über den Schädel konzentriert gewesen, sodass wir die Veränderung nicht sofort bemerkten. Suko fiel sie zuerst auf.
Ich sah, dass er zusammenzuckte. »Was
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