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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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die Hand und ging zur Treppe. Bouvier legte Lebel seine gewaltige Pranke auf die Schulter.
    »Eh bien, mon petit Claude. Wie das Leben doch spielt, kein? Na schön, ich selbst war es, der den Vorschlag machte, daß diese Geschichte der PJ übertragen wird. Es blieb gar nichts anderes übrig. Die Diskussion da drin hätte sich nur immer weiter im Kreis gedreht. Kommen Sie, wir können uns in meinem Wagen unterhalten.« Er ging vor Lebel die Treppe hinunter, und die beiden setzten sich in den Fond der im Hof wartenden Citroën-Limousine. Es war schon nach 21 Uhr, und ein schmaler purpurner Streifen über Neuilly war alles, was vom entschwundenen Tageslicht noch für eine Weile am Himmel zurückblieb. Bouviers Wagen schoß die Avenue de Marigny hinunter und überquerte die Place Clemenceau. Lebel blickte aus dem Fenster zu seiner Rechten die Champs Elysées hinauf, deren abendliche Pracht ihn immer wieder überraschte und beeindruckte, obgleich es zehn Jahre zurücklag, daß er aus der Provinz in die Hauptstadt versetzt worden war.
    »Sie werden alle Fälle abgeben müssen, die Sie im Augenblick bearbeiten«, sagte Bouvier schließlich. »Ich werde veranlassen, daß Favier und Malcoste Ihre Arbeit übernehmen. Brauchen Sie ein neues Büro für diesen Job?«
    »Nein, ich bleibe lieber in meinem jetzigen Raum.«
    »In Ordnung, aber ab sofort dient er ausschließlich als Hauptquartier der Operation ›Jagtden-Schakal‹ , klar? Gibt es irgend jemanden, den Sie als Gehilfen haben wollen?«
    »Ja. Caron«, sagte Lebel. Der junge Inspektor, der schon in der Mordkommission unter ihm gearbeitet hatte, war seine rechte Hand geworden, als er seinen neuen Posten als Stellvertretender Chef der Brigade Criminelle antrat.
    »O.K., Sie sollen ihn haben. Sonst noch jemanden?«
    »Nein, danke. Aber Caron muß eingeweiht werden.« Bouvier dachte einen Augenblick nach. »Das sollte keine Schwierigkeiten machen. Schließlich kann man auch von der PJ keine Wunder erwarten. Selbstverständlich muß man Ihnen einen Assistenten zubilligen. Aber sagen Sie ihm noch nichts. Ich rufe Frey an, sobald ich in meinem Büro bin, und bitte ihn um die formelle Unbedenklichkeitserklärung. Aber außer ihm sollte keine weitere Person einbezogen werden. Wenn auch nur irgend etwas durchsickert, steht es morgen, spätestens übermorgen in der Presse.«
    »Niemand sonst, nur Caron«, sagte Lebel. »Bon. Und noch etwas. Bevor ich die Sitzung verließ, schlug Sanguinetti vor, daß alle diejenigen, die heute abend anwesend waren, in regelmäßigen Abständen über den weiteren Verlauf der Angelegenheit unterrichtet werden. Frey war sehr dafür, Fernet und ich versuchten, es ihm auszureden, aber wir konnten uns nicht durchsetzen. Von jetzt ab wird jeden Abend im Ministerium eine Sitzung stattfinden, bei der Sie die Herren über den jeweiligen Stand der Dinge auf dem laufenden halten sollen. Beginn Punkt zehn Uhr.«
    »Oh Gott«, stöhnte Lebel.
    »Theoretisch«, fuhr Bouvier nicht ohne Ironie fort, »sind die Herren allesamt gehalten, Ihnen mit Vorschlägen und Anregungen zur Seite zu stehen. Aber keine Sorge, Claude, Fernet und ich werden dasein, falls die Wölfe anfangen, nach Ihnen zu schnappen.«
    »Gilt das bis auf weiteres?« fragte Lebel. »Ich fürchte, ja. Der Haken an der Sache ist, daß es keinen Zeitplan für diese Operation gibt. Sie müssen den Killer unter allen Umständen aufspüren, bevor er an Charlemagne herankommt. Wir wissen nicht, ob der Mann seinerseits einen Zeitplan hat und wie der aussieht. Vielleicht schlägt er morgen früh zu, vielleicht auch erst in einem Monat. Sie müssen sich darauf einstellen, solange unter Hochdruck zu arbeiten, bis er dingfest gemacht oder zumindest identifiziert und lokalisiert worden ist. Ich denke, den Rest kann man getrost den Burschen vom Aktionsdienst überlassen.«
    »Dieser Gangsterbande.«
    »Zugegeben«, sagte Bouvier leichthin, »aber sie haben auch ihre Meriten. Wir leben in haarsträubenden Zeiten, mein lieber Claude. Neben der enormen Zunahme konventioneller Verbrechen haben wir jetzt außerdem noch das politische Verbrechen. Es gibt nun einmal Dinge, die erledigt werden müssen. Sie tun es. Wie auch immer, versuchen Sie, um Himmels willen, diesen Burschen aufzuspüren.«
    Der Wagen bog in den Quai des Orfèvres ein und passierte die Toreinfahrt zur PJ. Wenige Minuten später war Claude Lebel wieder in seinem Büro. Er trat ans Fenster, öffnete es und sah zum Quai des Grands Augustins auf dem

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