Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
Vom Netzwerk:
seinerseits hat jemanden - hier oder in London - angerufen, der ihn über die Aufdeckung seines Pseudonyms Duggan unterrichtete. Er konnte sich ausrechnen, daß wir ihm bis Mittag auf der Spur sein und die Verfolgung des Wagens aufnehmen würden. Deswegen machte er, daß er wegkam, und das so rasch wie möglich.«
    Er hatte das Gefühl, die Zimmerdecke müsse bersten, so lastete das Schweigen.
    »Wollen Sie im Ernst andeuten«, fragte jemand wie aus weiter Ferne, »daß aus diesem Raum hier Dinge nach außen gedrungen sind?«
    »Behaupten kann ich das nicht, Monsieur«, entgegnete Lebel. »Es gibt Telephonfräulein, Fernschreiberinnen und mittlere und untere Beamte, über welche die Orders weitergegeben werden müssen. Schon möglich, daß sich jemand darunter befindet, der heimlich für die O AS arbeitet. Aber eines scheint mir immer deutlicher zu werden. Er ist über die Aufdeckung seiner Absicht, den Präsidenten zu ermorden, informiert worden und hat sich dennoch entschlossen, nicht aufzugeben. Und er wurde von seiner Demaskierung als Alexander Duggan unterrichtet. Einen einzigen Kontakt hat er immerhin. Ich vermute, daß es der Mann namens Valmy ist, dessen Meldung an die OAS von der DST abgefangen wurde.«
    »Verdammt«, fluchte der Leiter der DST, »wenn wir den Burschen doch nur im Postamt erwischt hätten.«
    »Und wie lautet der zweite Schluß, den wir ziehen können, Kommissar?« fragte der Minister.
    »Daß er Frankreich, als er erfuhr, Duggan sei aufgeflogen, nicht etwa zu verlassen versucht hat, sondern ganz im Gegenteil ins Zentrum des Landes weitergefahren ist. Mit anderen Worten, er ist von seinem Vorhaben, das Staatsoberhaupt zu ermorden, keineswegs abgerückt. Er hat sich vielmehr entschlossen, es ganz allein mit uns allen aufzunehmen.«
    Der Minister erhob sich und raffte seine Papiere zusammen.
    »Wir wollen Sie nicht aufhalten, Monsieur le Commissaire. Finden Sie ihn noch heute nacht. Machen Sie ihn unschädlich, wenn es sein muß. Das ist meine Weisung, die ich Ihnen im Namen des Präsidenten erteile.«
    Damit verließ er den Konferenzraum.
    Eine Stunde später hob Lebels Hubschrauber vom Startplatz in Satory ab und nahm im purpurnen Schein des rasch dunkler werdenden Abendhimmels Kurs nach Süden.
    »Unverfrorener Bursche. Wagt es, die Dinge so darzustellen, als seien wir, Frankreichs allerhöchste Staatsdiener, schuld daran. Ich werde das selbstverständlich in meinem nächsten Bericht erwähnen.«
    Jacqueline streifte die schmalen Träger ihres dünnen Unterhemdchens von den Schultern und ließ den durchsichtigen Stoff auf ihre Hüften hinabgleiten, um die er sich in weichen Falten schmiegte. Sie spannte die Armmuskeln an, damit sich das Tal zwischen ihren Brüsten zu einem tiefen Spalt verengte, und zog den Kopf ihres Liebhabers an ihren Busen.
    »Erzähl mir alles«, girrte sie.

ACHTZEHNTES KAPITEL
    Auch am Morgen des 21. August war der Himmel so strahlend und klar wie schon an den vorangegangenen vierzehn Tagen der hochsommerlichen Hitzewelle. Von den Fenstern des Château de la Haute Chalonnière aus, die den Blick auf die hügelige Heidelandschaft freigaben, wirkte der Morgen heiter und friedlich und verriet keinerlei Anzeichen der Unruhe, die eben jetzt durch die polizeiliche Großaktion im achtzehn Kilometer entfernten Egle-tons verursacht wurde.
    Nur mit seinem Morgenmantel bekleidet, stand der Schakal im Arbeitszimmer des Barons am Fenster und meldete sein allmorgendliches Routinegespräch mit Paris an. Er hatte seine Geliebte nach einer weiteren wilden Liebesnacht oben in ihrem Zimmer schlafend zurückgelassen.
    Als die Verbindung mit Paris hergestellt war, meldete er sich wie gewohnt mit »Ici Chacal«.
    »Ici Valmy«, sagte die heisere Stimme am anderen Ende der Leitung. »Die Dinge sind wieder in Bewegung geraten. Sie haben den Wagen gefunden…«
    Er lauschte zwei Minuten lang angespannt und stellte nur ab und zu eine knappe Zwischenfrage. Dann legte er mit einem abschließenden »Merci« den Hörer auf und griff nach Zigaretten und Feuerzeug in seine Taschen. Was er soeben erfahren hatte, zwang ihn, seine Pläne, ob er es wollte oder nicht, zu ändern. Er hatte beabsichtigt, noch weitere zwei Tage auf dem Schloß zu bleiben, aber jetzt mußte er von hier verschwinden, und je eher er das tat, desto besser. Außerdem war da noch etwas gewesen, weswegen ihn das Gespräch beunruhigte - etwas, das ihn hätte stutzig machen sollen.
    Es war ihm zunächst gar nicht aufgefallen, aber

Weitere Kostenlose Bücher