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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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eines Uhrwerks fortsetzte.
    Den Colt locker in der geübten Hand, saß Kowalsky, eine hockende bullige Gestalt, die mit dem Schatten des Ventilationsschachts der Klimaanlage verschmolz, in der heißen römischen Nacht auf dem Hoteldach und sorgte sich um ein kleines Mädchen, das mit Leuko-irgendwas in Marseille im Bett lag. Kurz vor Anbruch der Dämmerung kam ihm eine Idee. Er erinnerte sich, daß Jo-Jo, als er ihn das letztemal sah, davon geredet hatte, sich Telephon in seine Wohnung legen zu lassen.
    Am gleichen Morgen, an dem Kowalsky seinen Brief bekam, verließ der Schakal das Hotel Amigo in Brüssel und fuhr per Taxi zur Ecke der Straße, in der Goossens wohnte. Er hatte den Büchsenmacher vor dem Frühstück angerufen und sein Kommen für 11 Uhr angekündigt. Um 10 Uhr 30 traf er an der Straßenecke ein und verbrachte eine halbe Stunde damit, auf einer Bank in einer nahen öffentlichen Anlage sitzend, hinter einer aufgeschlagenen Zeitung hervor die Straße zu beobachten.
    Sie erschien ihm ruhig genug. Um Punkt 11 Uhr stand er vor der Tür des Büchsenmachers, der ihn einließ und in das vom Korridor abgehende kleine Arbeitszimmer führte. Als der Schakal eingetreten war, schloß Goossens die Haustür ab und legte die Kette vor. Im Büro drehte sich der Schakal zu ihm um.
    »Irgendwelche Schwierigkeiten?« fragte er. Der Belgier blickte verlegen drein.
    »Nun ja, ich fürchte schon.«
    Der Killer sah ihn aus halbgeschlossenen Augen von oben bis unten kalt an.
    »Sie sagten mir, wenn ich am 1. August zurückkäme, könnte ich das fertige Gewehr am vierten mitnehmen«, entgegnete er. »Das ist vollkommen richtig«, sagte der Belgier. »Und ich versichere Ihnen, die Schwierigkeit hat nichts mit dem Gewehr zu tun. Das ist fertig, und ich halte es, ehrlich gesagt, für eines meiner Meisterwerke. Schwierigkeiten hat mir der andere Teil des Auftrags bereitet, bei dem ich ganz von vorn anfangen mußte. Kommen Sie, ich zeige es Ihnen.«
    Auf der Tischplatte lag ein etwa sechzig Zentimeter langer, fünfundvierzig Zentimeter breiter und zehn Zentimeter hoher Attachekoffer. Goossens öffnete ihn und ließ den Deckel zurückfallen. Der untere Teil des Koffers war in sorgfältig geformte Kästchen gegliedert, deren jedes den Umriß desjenigen Gewehrteils aufwies, den es enthielt.
    »Das ist nicht etwa der ursprüngliche Gewehrkasten«, erklärte Goossens. »Der wäre viel zu lang gewesen. Ich habe den Koffer selbst gebaut. Es paßt alles.«
    Entlang der oberen Wand des Koffers war der Lauf mit dem Verschluß untergebracht, deren Länge zusammen nicht mehr als fünfundvierzig Zentimeter betrug. Der Schakal hob den Lauf heraus und untersuchte ihn. Er war sehr leicht und sah aus wie der Lauf einer Maschinenpistole. Der Verschluß enthielt einen schmalen Bolzen, der nach rückwärts in einem gerändelten Riegel endete, welcher seinerseits nicht über die Kammer, in die der Bolzen gebettet war, hinausragte.
    Der Engländer nahm den gerändelten Riegel zwischen Daumen und Zeigefinger seiner Rechten und drehte ihn ruckartig im Gegenuhrzeigersinn. Der Riegel rastete aus und legte sich nach links. Als der Engländer an ihm zog, glitt er zurück und ließ die schimmernde Kehlung sichtbar werden, in welcher das Geschoß liegen würde, sowie das dunkle Loch am hinteren Ende des Laufs. Er stieß den Riegel wieder nach vorn und drehte ihn jetzt im Uhrzeigersinn. Geschmeidig rastete er ein.
    Unmittelbar unter dem rückwärtigen Ende des Bolzens war eine runde Stahlscheibe von etwas mehr als einem Zentimeter Dicke angeschweißt worden, deren Durchmesser zwei Zentimeter betrug. Der obere Teil der Scheibe wies eine halbmondförmige Perforation auf, die dem Bolzen nach hinten freien Durchlaß gewährte. Im Zentrum der Scheibe befand sich ein Loch von etwas mehr als einem Zentimeter Durchmesser, dessen Ränder, offenbar zur Aufnahme einer Schraube, gerillt waren.
    »Das dient zur Befestigung der Streben für die Schulterstütze«, sagte der Belgier.
    Der Schakal bemerkte, daß außer den Flanschen entlang der Unterseite des Schlosses vom Holzschaft des ursprünglichen Gewehrs nichts mehr geblieben war. Die beiden Löcher, in denen die den Holzteil mit dem Gewehr verbindenden Schrauben gesessen hatten, waren sorgfältig gedichtet und gebläut worden.
    Er drehte das Gewehr herum und betrachtete die Unterseite. Unter dem Verschluß befand sich ein schmaler Schlitz, durch den die Unterseite des Bolzens zu sehen war, der die Zündnadel, die das

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