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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Geschoß abfeuerte, enthielt. Durch beide Schlitze hindurch ragte der Stumpf des Abzugs; er war in Höhe des Verschlußmantels abgesägt worden.
    An dem Stumpf befand sich ein angeschweißter Metallknopf, der ebenfalls ein gerilltes Loch aufwies. Schweigend reichte Goossens dem Engländer ein zweieinhalb Zentimeter langes, gekrümmtes und an einem Ende gerilltes Metallstückchen. Der Schakal führte das gerillte Ende in das Loch ein und drehte die Abzugzunge rasch mit Zeigefinger und Daumen fest. Als sie angeschraubt war, ragte sie unterhalb des Verschlusses heraus.
    Der Belgier griff in den kofferartigen Behälter, der geöffnet auf dem Tisch lag, und hielt eine einzelne, schmale Stahlstange hoch, die an einem Ende ein Gewinde aufwies.
    »Die erste Strebe für die Schulterstütze«, sagte er.
    Der Killer paßte das Ende der Stahlstange in das Loch hinten am Verschluß ein und schraubte sie fest. Von der Seite gesehen, ragte die Stange in einem abwärts geneigten Winkel von dreißig Grad rückwärts aus dem Gewehr heraus. Fünf Zentimeter vor ihrem gerillten Ende war sie flach gewalzt und durch die Mitte dieses abgeflachten Teils in schräger Richtung ein Loch gebohrt worden.
    Goossens hielt eine zweite Stahlstange hoch.
    »Die obere Strebe«, sagte er.
    Auch sie wurde eingeschraubt, so daß jetzt beide Streben - die obere in einem flacheren Winkel als die untere - nach hinten aus dem Gewehr herausragten wie ein spitzwinkeliges Dreieck, dem die Basis fehlte. Goossens ergänzte sie. Die Schulterstütze war gekrümmt, etwa fünfzehn Zentimeter lang und üppig mit schwarzem Leder gepolstert. An beiden Enden der Schulterstütze befand sich ein kleines Loch.
    »Hier gibt es nichts anzuschrauben«, sagte der Büchsenmacher. »Drücken Sie es nur gegen die Enden der Streben.«
    Der Engländer tat es, und die Schulterstütze rastete ein. Von der Seite betrachtet, sah das Gewehr mit Abzug und einem Kolben, dessen Umrisse von den beiden Streben sowie der Schulterstütze gebildet wurden, jetzt viel normaler aus. Der Schakal brachte es in Anschlag, zielte, die linke Hand an der Unterseite des Laufs, den rechten Zeigefinger um den Abzug gekrümmt, auf die gegenüberliegende Wand und drückte durch. Im Verschluß machte es leise »klick«.
    Er drehte sich zu dem Belgier um, der in jeder Hand eine etwa fünfundzwanzig Zentimeter lange schwarze Röhre hielt.
    »Schalldämpfer«, sagte der Engländer. Er nahm die ihm gereichte Röhre entgegen und betrachtete den mündungsnahen Teil des Laufs, der mit feinen Rillen versehen war. Der Schakal streifte das breitere Ende des Schalldämpfers über den Lauf und schraubte es fest. Der Schalldämpfer ragte über die Mündung hinaus wie eine lange Wurst. Der Engländer streckte die Hand aus, und Monsieur Goossens reichte ihm das Zielfernrohr.
    In Längsrichtung war oben auf dem Lauf eine Anzahl zweibahniger Nuten eingefräst, in welche die gefederten Klammern an der Unterseite des Zielfernrohrs gedrückt wurden, um die parallele Richtung von Lauf und Teleskop zu gewährleisten. Auf der rechten Seite des Zielfernrohrs wie auch oben auf ihm waren winzige Einstellschrauben angebracht, die zum Adjustieren des Fadenkreuzes in der Optik dienten. Wieder hob der Engländer das Gewehr, kniff das linke Auge zu und blinzelte mit dem rechten, zum Schein zielend, durchs Fernrohr. Dem flüchtigen Beobachter mochte er wie ein Gentleman erscheinen, der sich in einem eleganten Waffengeschäft am Piccadilly Square ein neues Jagdgewehr zeigen ließ. Aber was noch vor zehn Minuten eine Anzahl merkwürdig aussehender Einzelteile gewesen war, war kein Jagdgewehr mehr; es war eine weitreichende, schallgedämpfte Mordwaffe. Der Schakal setzte sie ab. Er wandte sich dem Belgier zu und nickte zufrieden.
    »Gut«, sagte er. »Sehr gut. Ich beglückwünsche Sie. Eine hervorragende Arbeit.«Goossens strahlte.
    »Bleibt noch, die Nulleinstellung vorzunehmen. Außerdem muß ich ein paar Probeschüsse abgeben. Haben Sie Patronen da?« Der Belgier griff in die Tischlade und holte eine Schachtel mit hundert Geschossen heraus. Die Siegel der Schachtel waren aufgebrochen, und sechs Patronen fehlten.
    »Ich habe sechs herausgenommen und als Explosionsgeschosse hergerichtet«, sagte der Büchsenmacher. »Der Rest ist zum Üben da.«
    Der Schakal nahm die Schachtel, schüttelte eine Handvoll Patronen in seine geöffnete Linke und betrachtete sie. Für die Aufgabe, die einer unter ihnen zugedacht war, erschienen sie fast lachhaft

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