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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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das mit der Krankheit der kleinen Sylvie stimme unglücklicherweise. Sie sei immer schwächer und dünner geworden, und als schließlich ein Arzt die Krankheit diagnostiziert hatte, schon bettlägerig gewesen. Jetzt läge sie nebenan im Schlafzimmer der Wohnung, von der aus Jo-Jo telephonierte. Nein, es sei nicht die gleiche Wohnung, sie hätten sich eine neuere und größere genommen. Was? Die Adresse? Jo-Jo nannte sie Kowalsky, der sie sich, die Zunge zwischen den gespitzten Lippen, aufschrieb.
    »Wie lange geben ihr die Quacksalber noch?« brüllte er in den Hörer. Nachdem er seine Frage dreimal wiederholt hatte, schien Jo-Jo sie begriffen zu haben. Es entstand eine lange Pause. »Allô? allô?« rief Kowalsky, als keine Antwort kam. »Eine Woche, vielleicht auch zwei oder drei«, sagte Jo-Jo. Ungläubig starrte Kowalsky in die Muschel, legte dann wortlos den Hörer auf die Gabel und stolperte aus der Telephonzelle.Nachdem er die Gebühren für das Gespräch bezahlt hatte, holte | er die Post ab, ließ den Deckel des an sein Handgelenk geketteten -• Stahletuis zuschnappen und ging ins Hotel zurück. Zum erstenmal seit vielen Jahren waren seine Gedanken in Aufruhr geraten, und es gab niemanden, bei dem er sich zur Entgegennahme von Befehlen hätte melden können, die das Problem mit Gewalt gelöst haben würden.
    In seiner Wohnung in Marseille - es war dieselbe, in der er schon immer gelebt hatte - legte Jo-Jo den Hörer auf, als ihm klar wurde, daß Kowalsky eingehängt hatte. Er drehte sich um und sah, daß die beiden Männer vom Aktionsdienst, von denen jeder einen 45er-Polizei- Spezial-Colt in der Hand hielt, sich nicht vom Fleck gerührt hatten. Die Waffe des einen war auf Jo-Jo, die des anderen auf dessen Frau gerichtet, die mit aschfahlem Gesicht auf dem Sofa saß.
    »Hunde«, sagte Jo-Jo voller Haß. »Scheißkerle.«
    »Kommt er?« fragte einer der beiden Männer.
    Er hat nichts davon gesagt. Er hat einfach eingehängt«, sagte der Pole. Die schwarzen Knopfaugen des Korsen starrten ihn unverwandt an.
    »Er muß kommen. Wir haben unsere Anweisungen.«
    »Nun, Sie haben es doch gehört. Ich habe gesagt, was Sie wollten. Es muß ihm einen Schock versetzt haben. Er hat einfach eingehängt. Ich konnte ihn nicht daran hindern.«
    »Es wäre besser für Sie, wenn er käme, Jo-Jo«, wiederholte der Korse.
    »Er wird kommen«, sagte Jo-Jo resigniert. »Wenn er kann, wird er kommen, wegen des kleinen Mädchens.«
    »Gut. Dann haben Sie Ihre Rolle ausgespielt.«
    »Dann machen Sie, daß Sie hier herauskommen«, brüllte Jo-Jo. »Lassen Sie uns in Ruhe.«
    Der Korse stand auf, behielt aber die Pistole in der Hand. Der zweite Mann blieb, den Blick unverwandt auf die Frau gerichtet, sitzen.
    »Wir gehen«, sagte der Korse, »aber Sie kommen beide mit uns. Wir können nicht zulassen, daß Sie hier in der Gegend herumquatschen oder in Rom anrufen. Das werden Sie doch einsehen, was, Jo-Jo?«
    »Wohin bringen Sie uns?«
    »In ein hübsches kleines Hotel in den Bergen, wo es viel Sonne und frische Luft gibt. Wird Ihnen guttun, Jo-Jo.«
    »Für wie lange?« fragte der Pole dumpf. »So lange, wie es nötig ist.« Der Pole starrte zum Fenster auf das Gewirr der Gassen und Fischstände hinaus, das sich hinter der Postkartenkulisse des Alten Hafens versteckt.
    »Gerade jetzt ist die Touristensaison auf dem Höhepunkt. Die Züge sind voll. Der August bringt uns mehr ein als der ganze Winter. Das wird uns auf Jahre hinaus ruinieren.«
    Der Korse lachte, als fände er diese Vorstellung besonders belustigend.
    »Sie müssen es als Gewinn und nicht als Verlust betrachten, Jo-Jo. Sie tun es schließlich für Frankreich, Ihre Wahlheimat.«
    Der Pole fuhr herum. »Ich scheiße auf die Politik. Es ist mir egal, wer an der Macht ist und welche Partei alles auf den Kopf stellen will. Aber Leute wie Sie kenne ich. Mein ganzes Leben lang habe ich sie immer wieder getroffen. Ein Typ wie Sie würde auch für Hitler oder Mussolini oder die OAS arbeiten, wenn für Sie dabei etwas herausspringt. Für jeden würden Sie arbeiten. Die Regierungen wechseln, aber solche Hunde wie Sie bleiben immer die gleichen -« schrie er und hinkte auf den Mann mit der Pistole zu, deren kurzläufige Mündung unverändert auf ihn gerichtet war. »Jo-Jo«, schrie die Frau. »Jo-Jo, je t'en prie. Laisse le.« Der Pole vestummte und starrte seine Frau an, als sei er sich ihrer Gegenwart erst jetzt bewußt geworden. Er sah nacheinander alle drei im Zimmer Anwesenden

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