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Der Schatten des Chamaeleons

Titel: Der Schatten des Chamaeleons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters Mechtild Sandberg-Ciletti
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mir nicht vorstellen. Er und seine Mutter verstehen sich überhaupt nicht, das Verhältnis zu seinem Vater scheint etwas besser zu sein. Er spricht jedenfalls mit mehr Wärme von ihm - meistens hat es mit dem Hof zu tun und dem Maß an Arbeit, das der Mann da hineingesteckt hat.« Sie konnte Willis’ kühles Lächeln vor sich sehen. »Mrs. Acland scheint das gepflegte Leben zu lieben - und ich glaube, Charles ärgert das.«
    »Was ist mit der Freundin? Ich weiß, Sie sagten, die beiden hätten nichts mehr füreinander übrig, aber würde sie ihn vielleicht um alter Zeiten willen aufnehmen?«

    »Jen? Nein, das kann ich mir ebenso wenig vorstellen. Sie wäre vielleicht nicht einmal abgeneigt, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Charles auch nur anfragen würde. Weiß sie, dass er bei Ihnen wohnt?«
    »Nicht dass ich wüsste. Er bekommt überhaupt keine Anrufe - und hält sich in seinem Zimmer auf, wenn er nicht abends mit mir unterwegs ist.«
    »Auch wenn er nicht schläft?«
    »Ja.« Jackson seufzte. »Er hat offenbar ein Problem mit Daisy, und das macht alles etwas schwierig. Er schneidet sie, wenn er ihr zufällig begegnet, und das regt sie natürlich auf.«
    Willis zögerte. »Wie ist sie ihrem Naturell nach? Freundschaftlich? Herzlich?«
    »Sehr. Mir ist schon der Gedanke gekommen, ob er sich vielleicht in sie verliebt hat.«
    »Das glaube ich nicht. Ich halte es für wahrscheinlicher, dass er Angst hat, sie könnte in ihn verliebt sein. Frauen sind ihm ein Rätsel, er weiß nicht, wie er ihre Signale deuten soll.«
    »Kommt das von der Freundin?«
    »Es kommt sicher von dieser gescheiterten Beziehung. Er sprach davon, dass er auf eine Illusion hereingefallen sei. Ich habe das so verstanden, dass er davon geträumt hatte, mit Jen eine Familie zu gründen, aber dazu kam es nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Das hat er mir nie gesagt«, antwortete Willis, »aber ich kann Vermutungen anstellen. Bei Charles stellte sich aus mehreren Gründen Ernüchterung ein - in erster Linie, vermute ich, weil Jen allmählich ihren wahren Charakter zeigte.« Er hielt inne. »Sie wollte mir einreden, sie hätte die Beziehung beendet, aber das glaube ich ihr nicht. Ich bin zu neunzig Prozent sicher, dass Charles den Rückzieher gemacht hat, als er merkte, wie aggressiv sie ihn machte.«
    »Sie sagten, er wollte ihr im Krankenhaus den Hals zudrücken. Hatte er so etwas schon früher einmal getan?«

    »Ich vermute, gegen Ende der Beziehung eskalierte die Gewalt. Jen hat eigene Probleme, die vielleicht die Gewalt herausgefordert haben.«
    »Gewalt welcher Art?«
    Wieder ein Zögern. »Ich weiß nur von einem anderen Zwischenfall. Jen schilderte mir eine besonders schlimme Vergewaltigung, und ich bin überzeugt, dass sie tatsächlich verübt wurde. Charles schämt sich offensichtlich wegen irgendetwas in der Beziehung, und Vergewaltigung scheint mir dafür der einleuchtendste Grund. Meiner Vermutung nach hat Jen den Sex dazu benutzt, ihn zu manipulieren - indem sie ihn je nach Laune lockte oder zurückwies. Das ist der Grund, warum es ihm so schwerfällt, weibliche Signale zu verstehen.«
    Jackson schwieg einen Moment. Das waren Dinge, von denen sie bisher nicht gehört hatte. »Habe ich das richtig verstanden?«, murmelte sie mit einem Anflug von Ironie. »Wenn Charles nicht bekam, was er gerade wollte, hat er es sich mit Gewalt genommen? Und da ihm der Mensch nicht gefiel, zu dem er geworden war, ließ er die Verlobte wie eine heiße Kartoffel fallen und schämt sich jetzt viel zu sehr, um darüber zu sprechen? Sehe ich das richtig?«
    »Nein, nicht ganz. Sie bauschen auf, was Jen mir erzählt hat. Sie sprach von einer Vergewaltigung. Ich glaube, es lief ab, wie ich vorhin schon sagte: eine Eskalation von Gewalt, die in einer Vergewaltigung kulminierte - einer einzigen wohlgemerkt. Danach hat Charles die Verbindung zu ihr abgebrochen.«
    »Na toll!«
    »Glauben Sie nur nicht, dass Jen schuldlos ist. Die beiden passen überhaupt nicht zusammen - in keiner Hinsicht -, und meiner Meinung nach wollte Charles aus der Beziehung heraus, sobald er das begriffen hatte.«
    »Sie stellen eine Menge Vermutungen zu seinen Gunsten an«, bemerkte Jackson bissig. »Warum haben Sie mir das alles nicht schon früher erzählt?«

    »Weil Jens Behauptung durch nichts gestützt wird. Charles hat nichts zugegeben.«
    Jackson war nicht besänftigt. »Mir können Sie meinetwegen einen Vergewaltiger anhängen - der müsste erst mal zum Krafttraining -, aber

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