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Der Schatten des Chamaeleons

Titel: Der Schatten des Chamaeleons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters Mechtild Sandberg-Ciletti
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verrieten, dass er lebte. Jones beugte sich vor. Dem geflüsterten Rat der Schwester folgend sprach er so deutlich wie möglich. »Mr. Tutting, können Sie mich hören? Ich bin von der Polizei. Superintendent Brian Jones.«
    »Sie brauchen nicht zu schreien, ich bin nicht taub.« Der alte Mann öffnete die Augen einen Spalt. »Nur sehen kann ich nicht so gut. Wer ist der andere?«
    »Inspector Nick Beale. Wir untersuchen den Überfall, der auf Sie verübt wurde.«
    »Na, das wird ja mal Zeit. Ich hab mich schon gefragt, wofür ich eigentlich Steuern zahle.«
    Jones lächelte. »Erinnern Sie sich, was passiert ist?«
    »Das Miststück wollte mich ausrauben.«
    »Wissen Sie, wer es war?«
    Der Alte rieb die Lippen aneinander, als wäre das Nachdenken ein körperlicher Prozess. »Der Schweinehund mit der Augenklappe«, knurrte er plötzlich. »Ich hatte überhaupt keine Chance - hat mich von hinten angefallen, als ich nach meinem Schlüssel suchte.«
    »Der Mann, der Sie vor der Bank angesprochen hat?«

    »Genau.«
    Jones sah Beale mit fragendem Blick an. »Wissen Sie das mit Sicherheit, Sir?«, fragte der Inspector. »Haben Sie den Mann gesehen, der Sie angegriffen hat?«
    Der Alte schloss wieder die blau geäderten Lider. »Sonnenklar... er ist mir nach Hause gefolgt, weil er wusste, dass ich Bargeld bei mir hatte. Ein scheußlicher Kerl.«
    »Sind Sie wirklich sicher, Sir? Sie sagten eben, dass Sie nicht so gut sehen können.«
    Walter Tutting begann von Neuem mit seinen Lippen zu mahlen. »Ich habe ihn mit meinem Stock weggejagt, als er mir eins auf die Rübe hauen wollte.«
    Beale zögerte. »War das im Hausflur oder noch draußen, Mr. Tutting? Haben Sie ihn hineingelassen?«, fragte er.
    Die Frage schien den alten Mann aus dem Konzept zu bringen. Er brabbelte erregt vor sich hin, und Beale meinte, die Worte dummer alter Kerl... bloß nichts Amy sagen zu hören. »Draußen.«
    »Sind Sie sicher, Mr. Tutting? Nach Aussage unserer Zeugen hatten Sie am Bankautomaten keinen Spazierstock bei sich.«
    Sein Mund mahlte hektisch. »Ich weiß nicht mehr.«
    »Hat Ihre Tochter Sie ermahnt, vorsichtig zu sein und niemanden ins Haus zu lassen?«
    »Würde ich nie tun - hab immer gewusst, was los ist.«
    »Sie wurden auf der anderen Straßenseite gefunden, vor einer Ladentür in der Gainsborough Road, Mr. Tutting. Was hat Sie veranlasst, über die Straße zu gehen? Hat Ihnen drüben, auf der anderen Seite, niemand geholfen?«
    »Bisschen Abstand.«
    Jetzt war es Beale, der seinen Chef fragend ansah. »Zwischen Ihnen und dem Angreifer?«
    »Genau.«
    »Warum haben Sie nicht von zu Hause aus die Polizei verständigt?«

    »Wollte die Tür nicht aufmachen... wäre ja verdammt dämlich gewesen.«
    Beale wollte ihn schon darauf aufmerksam machen, dass seine Angaben nicht mit den Fakten übereinstimmten, aber da mischte sich Jones ein. »Sie haben eine Menge Mut bewiesen, Mr. Tutting. Es gibt nicht viele alte Leute, die es mit jemandem aufgenommen hätten, der jünger und größer ist. Haben Sie die Waffe gesehen, mit der er nach Ihnen geschlagen hat? Wissen Sie noch, was es war?«
    »Etwas Schweres.«
    »Erinnern Sie sich, ob Sie etwas getan haben, was diese Person vielleicht ärgerlich gemacht hat?«
    »Ich habe mich geweigert zu zahlen.«
    »Er wollte Geld?«
    Walter Tutting riss plötzlich die Augen auf, und beide Männer meinten, Furcht in seinem Blick zu erkennen. »Dann hat sie wohl recht?«
    »Ich weiß nicht, Sir. Das kommt darauf an, wer sie ist und was sie gesagt hat.«
    Man konnte ihm ansehen, wie angestrengt er versuchte, sich zu konzentrieren. »Amy... war ein dummer alter Kerl.«
    Jones schüttelte den Kopf. »Sie sind bereits der vierte Mann, den diese Person überfallen hat, Sir, und die anderen drei Opfer sind tot. Sie sind nur deshalb noch am Leben, weil Sie sich gewehrt haben.« Er schwieg einen Moment. »Wenn Sie Angst haben, dass wir das, was Sie uns berichten, Ihrer Tochter weitersagen, können Sie beruhigt sein. Ich garantiere Ihnen persönlich, dass das nicht geschehen wird. Sie sind unser einziger Zeuge. Ihre Aussage ist von höchster Wichtigkeit für uns.«
    So viele Information auf einmal konnte der alte Mann nicht aufnehmen. »Ich habe nichts getan... niemand macht mehr seine Tür auf.«
    Jones unterdrückte einen Seufzer und versuchte es noch einmal. »Hat ein Schlag von Ihnen getroffen? Erinnern Sie sich, ob
Sie den Täter an einer bestimmten Stelle seines Körpers getroffen haben?«
    Tuttings Mund

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