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Der Schatten des Chamaeleons

Titel: Der Schatten des Chamaeleons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters Mechtild Sandberg-Ciletti
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Entschädigung wegen unbegründeter Belästigung durch die Polizei nicht damit endet, dass Ben wegen mehrfachen Diebstahls angeklagt wird.«

21
    Jackson bildete sich ein, mit gesundem Menschenverstand gesegnet zu sein, doch als sie nach ihrem zweiten Hausbesuch zu ihrem Wagen zurückkehrte und sah, dass dort niemand auf sie wartete, durchfuhr sie kurz eine geradezu abergläubische Angst. Sie blickte die hell beleuchtete Straße hinauf und hinunter, aber von Acland war nichts zu sehen, und es steckte auch kein Zettel mit einer Nachricht von ihm unter den Scheibenwischern. Sie wusste nicht einmal genau, was diese Angst ausgelöst hatte; höchstens vielleicht ihr anhaltender Verdacht, dass er am Abend zuvor etwas Verbotenes getan haben könnte.
    Sie rief Daisy an. »Hallo - nein, es ist alles in Ordnung, außer dass Charles anscheinend wieder verschwunden ist. Ist er bei dir?«
    »Was heißt ›wieder‹?« Daisys Ton klang gereizt. »Ist er denn zwischenzeitlich aufgetaucht?« Der Lärm aus der Kneipe war laut.
    »Er hat beim Auto gewartet, als ich losgefahren bin. Er sagte, er sei die ganze Nacht nur herumgelaufen.«
    »Also wirklich! Hör endlich auf damit, Jacks. Es ist lächerlich. Du bist nicht für ihn verantwortlich.«
    Jackson unterdrückte ein Seufzen. »Das können wir später besprechen. Ich wollte nur wissen, ob er da ist.«
    »Nicht dass ich wüsste - außer er ist in seinem Zimmer. Soll ich nachschauen?«

    »Nein«, sagte Jackson scharf. »Lass ihn in Ruhe.«
    Daisys Worte klangen jetzt deutlicher, als wäre sie aus der Kneipe hinaus in den Korridor gegangen. »Was geht da eigentlich ab?« Ihr Ton war argwöhnisch. »Wieso bist du plötzlich so besorgt um ihn? Du bist nicht seine Mutter, Jacks - obwohl ich allmählich das Gefühl kriege, dass es genau darum geht.«
    Jackson sah eine schmale Gestalt hinter einem etwa fünfzig Meter entfernten Ford Transit hervortreten. »Vergiss es«, sagte sie kurz. »Wir reden später.«
    »Das wäre mal etwas anderes«, antwortete Daisy bissig. »In letzter Zeit nimmst du mich ja kaum noch wahr.«
    »Hör auf damit«, fuhr Jackson sie schlechtgelaunt an. »Ich hasse dieses Theater. Es geht mir auf die Nerven, besonders wenn es völlig grundlos ist.«
    »Dann sag ihm, er soll aufhören, mich wie Luft zu behandeln«, gab Daisy ärgerlich zurück. »Das geht nämlich mir auf die Nerven - falls du es nicht gemerkt haben solltest.«
    »Du bist ihm zu direkt in allem. Er fühlt sich von dir bedroht.«
    »Hat er dir das gesagt?«
    »Ja.«
    »Und du hast es geschluckt?«
    »Ich habe auf jeden Fall gemerkt, dass er keine Ahnung hat, wie er auf eine erotisch wirkende Lesbe mit tiefem Ausschnitt reagieren soll«, antwortete Jackson. Sie senkte die Stimme, als Acland näher kam. »Er kommt jetzt. Ich muss gleich Schluss machen.«
    »Dann sag ihm, dass er auf dem Holzweg ist, wenn er glaubt, ich würde seinetwegen in eine Burka schlüpfen«, sagte Daisy unwirsch. »Es ist schließlich mein Haus, Herrgott noch mal. Wenn ihm nicht gefällt, was ich tue, kann er Leine ziehen.«
    »Und genau das tut er. Deshalb begleitet er mich«, murmelte Jackson, »aber das passt dir auch nicht.« Sie schaltete das Handy aus und wartete, bis Acland kurz vor ihr stand. »Ich bin
kein Taxiunternehmen, Lieutenant. Das nächste Mal fahre ich ohne Sie ab.«
    »Das hätten Sie ruhig diesmal schon tun können«, erwiderte er. »Ihr nächster Patient ist nur zwei Straßen weiter. Ich hätte dort auf Sie gewartet.«
    »Danke, dass Sie mir das mitteilen«, sagte sie sarkastisch. »Hätten Sie nicht eine Nachricht dalassen können - dann hätte ich mir die Suche nach Ihnen ersparen können?«
    Er wies zu dem Lieferwagen. »Ich hatte Sie von dort im Blick und wäre angerannt gekommen, wenn Sie gleich in den Wagen gestiegen wären. Aber Sie haben ja erst noch telefoniert.«
    Sie öffnete den Kofferraum und legte ihre Tasche hinein. »Warum sind Sie nicht gleich gekommen?«
    In Aclands Auge blitzte Humor. »Vielleicht wollte ich Sie auf die Probe stellen. Vielleicht wollte ich sehen, wie lange Sie warten würden.«
    »Hören Sie auf mit dem Quatsch«, sagte sie ungeduldig. »Ich bin nicht in Stimmung für Scherze.«
    Er schaute zu dem Handy hinunter, das sie noch in der Hand hatte. »Hat Daisy Ihnen wieder das Leben schwer gemacht?«
    »Nein.« Sie schob das Gerät in die Tasche. »Was ist mit dem Lieferwagen?«
    »Nichts. Ich habe ihn als Deckung benutzt.«
    »Wofür?«
    »Um in eine der Wohnungen in dem Haus

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