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Der Schatten des Chamaeleons

Titel: Der Schatten des Chamaeleons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters Mechtild Sandberg-Ciletti
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da hineinzuschauen.« Er wies mit einer Kopfbewegung auf einen modernen Backsteinbau gegenüber von dem Lieferwagen.
    »Na toll! Nicht nur ein Stalker, sondern auch noch ein Spanner.«
    In Aclands Auge blitzte es wieder auf. »Es ist Jens Wohnung. Einige der Sachen haben einmal mir gehört. Ich wollte wissen, ob sie noch da sind. Ich habe sie zu ihr gebracht, als wir uns verlobt haben.« Auf Jacksons Blick schüttelte er den Kopf. »Nichts zu sehen. Die Vorhänge sind zugezogen.«

    Sie erinnerte, dass er behauptet hatte, seine gesamte Habe befinde sich in seinem Seesack. Wie die Polizei hatte sie sich gefragt, wie ein Mensch so leben konnte. »Ich dachte, Sie besäßen nur, was Sie bei sich tragen.«
    »Das stimmt auch. Alles, was einmal mir gehörte, hat Jen sich angeeignet. Ich wollte nur sehen, ob sie etwas davon behalten hat. Es waren ein paar Stücke darunter, die ich vor einigen Jahren aus Südafrika mitgebracht hatte -« Er brach ab, als hätte er zu viel gesagt.
    »Sind Sie sicher, dass Sie nicht Jen sehen wollten?«, fragte Jackson, nachdem sie sich ans Lenkrad gesetzt hatte.
    »Ja. Ich habe sie vor ungefähr einer Viertelstunde mit einem Taxi wegfahren sehen. Deswegen bin ich hingegangen, um mal zu schauen.« Sein Mundwinkel hob sich leicht. »Sie kam mit einem Freier heraus - einem dicken kleinen Burschen, ungefähr so groß.« Er hielt seine Hand auf Schulterhöhe. »Ich konnte den Mann nicht recht erkennen, aber wahrscheinlich war es ein Japaner. Sie hat immer gesagt, die Japaner ließen sich am leichtesten täuschen.«
    »Worüber?«
    »Den Unterschied zwischen Uma Thurman und einer billigen Hure.«
     
    Auf der Fahrt zum Crown berichtete Jones von seinem Gespräch mit Ben. »Auf Fragen über den Überfall auf Walter Tutting war er vorbereitet, kam sofort mit allen möglichen Gründen daher, warum er es nicht gewesen sein könne.«
    »Sie glauben, er hat damit etwas zu tun?«, fragte Beale.
    »Nicht unbedingt. Kann sein, er hat nur Angst, dass er für etwas belangt wird, was er nicht getan hat. Hängt davon ab, was seiner Meinung nach auf ihn zukommt. Er sitzt ja, seit er wieder bei Bewusstsein ist, nur noch vor der Glotze, und am Wochenende waren die Nachrichten voll von Tutting.«
    »Sowie von einer Vergewaltigung im Richmond Park, einer
Messerstecherei in Leytonstone und diversen Kneipenschlägereien«, meinte Beale. »Warum sollte er ausgerechnet zu Walter Tutting befragt werden und nicht zu den anderen Verbrechen?«
    »Genau das müssen wir herausbekommen. Wenn er den Überfall nicht verübt hat, kann er uns vielleicht die Richtung weisen, in der wir suchen müssen.«
    »Haben Sie ihn gefragt?«
    »Nein«, antwortete Jones plötzlich verdrossen. »Um aus diesem Bürschchen etwas herauszubekommen, brauche ich stärkere Geschütze als nur Vermutungen.« Er schwieg einen Moment. »Gibt’s etwas Neues über Chalky? Ist er irgendwo gesehen worden?«
    »Bis jetzt nicht. Khan hat die Frauen ausfindig gemacht, von denen Acland uns erzählt hat, aber sie haben ihn seit Wochen nicht mehr gesehen.«
    »Welche Frauen?«
    »Fünf Lesben, die irgendwo in den Docklands hausen«, erklärte Beale. »Zu Khan haben sie gesagt, Chalky löge, wenn er behauptet, mit ihnen befreundet zu sein. Sie gehen ihm so weit wie möglich aus dem Weg. Wenn er betrunken ist, muss man Angst vor ihm haben, und wenn nicht, muss man sich beschimpfen lassen. Sie haben ihn zuletzt vor einem Vierteljahr gesehen.«
    »Was ist mit den Obdachlosenheimen und den Drop-in-Centers?«
    Beale schüttelte den Kopf. »Alles das Gleiche. Wir haben Telefonnummern hinterlassen, für den Fall, dass er aufkreuzt, aber sie sagen alle, dass er im Sommer nie kommt. Er ist offenbar ein ziemlicher Einzelgänger. Bis jetzt haben wir unter den Obdachlosen niemanden gefunden, der längere Zeit mit ihm zusammen war.«
    »Wie sieht es mit dem Hinterhof aus?«
    »Eine Streife schaut jede Nacht zweimal vorbei. Bis jetzt ist er auch da nicht aufgetaucht.«

    »Ist er denn noch in London?«
    »Keine Ahnung - aber wir haben eine Fahndung an die Kollegen der umliegenden Bezirke herausgegeben und bis jetzt nichts gehört. Er scheint völlig von der Bildfläche verschwunden zu sein.«
    »Haben Sie die Krankenhäuser überprüft?«
    »Nur die Londoner. Soll ich den Radius vergrößern?«
    Jones schien an diesem Abend ungewöhnlich pessimistisch, als forderten nun die vielen Arbeitsstunden der letzten Wochen ihren Tribut. »Ich weiß nicht, ob das überhaupt der Mühe wert

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