Der Schatten des Chamaeleons
Alarmgerät«, warnte sie.
»Kriminalpolizei, Ms. Morley«, sagte der eine Beamte. »Wir untersuchen einen Überfall, der sich letzten Freitag in der Nähe der Gainsborough Road ereignete, und glauben, dass Sie uns mit der Beantwortung einiger Fragen möglicherweise weiterhelfen können. Wir sind gern bereit, das Gespräch in Ihrer Wohnung zu führen. Sie können uns aber auch, wenn Ihnen das lieber ist, zur Polizeidienststelle Southwark East begleiten.«
Sie begegnete seinem Blick mit einer kühlen Gelassenheit, die überraschte. »Sehe ich aus wie eine Idiotin?«, murmelte sie. »Ich kann von hier aus noch nicht einmal Ihre Ausweise erkennen.«
Die Beamten, die Anweisung hatten, sie nicht zu bedrängen, blieben, wo sie waren. »Wenn Sie ein Handy haben«, sagte der Beamte von zuvor, »nenne ich Ihnen eine Nummer, die Sie anrufen können, um sich über uns zu erkundigen.«
»Die einzige Nummer, die ich gleich anrufen werde, ist der
Notruf«, entgegnete sie und zog schon ein Slimline-Handy heraus. »Wollen Sie das wirklich?«
»Unbedingt, Ms. Morley«, sagte Beale, der ein paar Meter hinter ihr stand. »Lassen Sie sich mit Inspector Beale von der Kriminalpolizei verbinden, und Sie werden mit eigenen Augen sehen, dass ich am Apparat bin.« Er hielt sein eigenes Handy hoch. »Wir haben uns vor ein paar Tagen miteinander unterhalten, Sie erinnern sich?«
Sie fuhr mit einem Ruck herum und wich dann ein paar Schritte zurück. »Sie sind zu nahe, und Sie schüchtern mich ein«, fuhr sie ihn an. »Ich möchte in meine Wohnung und von dort telefonieren.«
Sie sah besser aus, als Beale erwartet hatte - das Make-up noch makellos, das nach hinten genommene Haar tadellos frisiert. Er fragte sich, ob der Freier bekommen hatte, wofür er bezahlt hatte. »Das ist kein Problem - wir müssen Sie nur begleiten.«
Ihre Augen verengten sich. »Wie komme ich dazu, drei fremde Männer in meine Wohnung mitzunehmen, zumal ich Ihnen bereits gesagt habe, dass Sie mir Angst machen? Entweder ich gehe allein, oder ich verklage die Polizei wegen Nötigung.«
Beale lächelte gutgelaunt. »Sie haben mich also doch erkannt?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Na und? Jedes Gericht wird mir recht geben, dass es völlig unangemessen ist, eine Frau allein mitten in der Nacht zu umzingeln, wenn Sie sie lediglich etwas fragen wollen. Wir können gerne einen Termin vereinbaren, dann komme ich morgen bei Ihnen vorbei.«
»Das geht leider nicht. Würde die Anwesenheit einer Kollegin Sie beruhigen?«
Er sah, wie sie überlegte, was für Möglichkeiten sie hatte. »Bestimmt nicht, wenn ich hier draußen herumstehen und auf sie warten muss. Ich friere, und ich bin müde, und ich möchte mich setzen.«
Beale hielt wieder sein Handy hoch. »Das lässt sich sofort
regeln, wenn Sie jetzt bei der Polizei anrufen, Ms. Morley. Ich verstehe Ihre Sorge, aber wir vermuten, dass Sie im Besitz wertvoller Informationen sind - Informationen, die uns bei unseren Ermittlungen helfen werden.«
»Ich weiß nicht einmal, von was für Ermittlungen Sie sprechen.«
»Es geht um einen alten Mann, der am vergangenen Freitag unweit seiner Wohnung in Bermondsey überfallen wurde.«
Sie riss die Augen auf wie ein kleines Mädchen, ganz Überraschung und Ungläubigkeit. »Ist das der alte Mann, der ins Krankenhaus gebracht wurde? Woher soll ich da etwas wissen? Um welche Zeit ist das passiert?«
Ihre Überraschung wirkte echt. »Mittags.«
»Da war ich nicht einmal in Bermondsey. Ich bin ungefähr um halb zwölf hier weggegangen, um mich mit einem Freund zum Mittagessen in der Stadtmitte zu treffen.«
Beale lächelte höflich. »Es sagt ja auch niemand, dass Sie etwas mit der Sache zu tun haben, Ms. Morley. Die Fragen betreffen einige Gegenstände, die eine Verbindung mit der Tat haben könnten. Soweit wir wissen, befanden sie sich einmal in Ihrem Besitz.«
»Was für Gegenstände?«
»Ich kann Ihnen Fotografien zeigen.« Er wies auf die Haustür. »Dürfen wir eintreten?«
Irgendetwas, dachte er, musste in der Wohnung absolut nicht in Ordnung sein, wenn sie ständig andere Gründe anführte, um ihn und die Kollegen nicht einzulassen. Jetzt versuchte sie es mit einem gequälten Lächeln. »Heute Abend kann ich wirklich nicht«, sagte sie und drückte die schmale Hand auf ihren Bauch. »Ich habe seit zwei Stunden starke Menstruationsschmerzen. Mein Anwalt würde sicher sagen, dass es mir unter diesen Umständen nicht zuzumuten ist, befragt zu werden.« Sie schenkte ihm
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