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Der Schatten des Chamaeleons

Titel: Der Schatten des Chamaeleons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters Mechtild Sandberg-Ciletti
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setzen?«
    »Nein. Mir ist es lieber, wenn ich weiß, was hinter mir los ist.« Acland trat zurück und lehnte sich mit der linken Schulter an die Wand. »Sie hat gesagt, Sie hätten ihr geschrieben, dass sie herkommen soll.«
    »Das stimmt nicht. Ich habe ihr geraten, sich fernzuhalten.«
    »Da hat sie aber etwas ganz anderes gesagt.«
    Willis antwortete mit einem leichten Schulterzucken. »Dann
müssen Sie sich entscheiden, wem von uns beiden Sie glauben wollen.«
    Der Lieutenant starrte ihn einen Moment lang an. »Weiß sie, dass ich morgen nach London fahre?«
    »Nur wenn Sie es ihr erzählt haben. Ich hatte ganze zwei Mal mit ihr zu tun... einmal, um Kontakt aufzunehmen, und das zweite Mal, um den Empfang ihrer E-Mail zu bestätigen und ihr mitzuteilen, dass Sie sie nicht sehen wollen. Der Besuch in London stand zu dem Zeitpunkt noch gar nicht zur Debatte.«
    »Und was ist mit der Frau, bei der ich dort wohne?«
    »Dr. Campbell? Soviel ich weiß, ahnt sie nicht einmal etwas von Jen Morleys Existenz. Und wenn, wüsste sie nicht, wo sie zu erreichen ist.« Willis lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. »Glauben Sie denn, dass Jen deshalb gekommen ist? Weil ich Sie beide wieder zusammenbringen wollte?«
    »Es ging mir durch den Kopf.«
    »Ich bin weder so hinterhältig noch so dumm, Charles. Warum sollte ich Ihren ersten Versuch, in den Alltag zurückzukehren, gefährden? Oder, genauer gesagt, warum sollte ich Susan Campbells Sicherheit aufs Spiel setzen und ihr einen hocherregbaren Patienten schicken, der mir nicht traut?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Nun, dann sollten Sie anfangen, darüber nachzudenken, denn ich muss Susan natürlich von dem heutigen Zwischenfall berichten, und es kann sein, dass sie es dann ablehnt, Sie bei sich aufzunehmen. Stimmt es, dass Sie Jen beinahe erwürgt hätten - oder war das auch Erfindung?«
    »Nicht direkt. Es stimmt schon, dass ich sie am Hals gepackt habe.« Er wandte sich ab. »Haben Sie es der Polizei gemeldet?«
    Willis schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Jen sagte, es sei auch ihre Schuld gewesen - Sie hätten sie aufgefordert zu gehen, und sie habe nicht darauf reagiert. Aber sie möchte sowieso nicht, dass Sie gerichtlich belangt werden.« Er klopfte leicht die Fingerspitzen
aneinander. »Das heißt nicht, dass es nicht doch so weit kommen wird. Vielleicht meint der Leiter unseres Wachdiensts, Sie im Interesse der Personalsicherheit anzeigen zu müssen. Ich habe ihn allerdings gebeten, damit zu warten, bis ich von Ihnen gehört habe, was eigentlich los war. Also - wollen Sie es mir erzählen?«
    »Nicht besonders gern.«
    Der Psychiater richtete beide Zeigefinger direkt auf Aclands Herz. »Das war kein Scherz, Charles, ich meine es ernst - und stellen Sie jetzt nicht meine Geduld auf die Probe, ich bin nicht in Stimmung dazu. Sie haben sich größte Mühe gegeben, sich überall Feinde zu machen. Sie sind unhöflich und aggressiv und haben nach übereinstimmender Meinung ein Problem mit Frauen. Glauben Sie, dass sich an dieser Meinung etwas ändern wird, wenn Sie versuchen, Ihre Exverlobte zu erwürgen?«
    »Das ist mir gleich.«
    »Sollte es aber nicht sein. Menschen ohne Freunde werden an den Rand gedrängt - und da draußen ist es sehr einsam. Hat Jen sonst noch einen Grund für ihr Kommen angegeben - außer ihrer Behauptung, ich hätte den Besuch vorgeschlagen?«
    »Nein.«
    »Hat sie eine Erklärung genannt, warum ich sie hergebeten haben soll?«
    »Weil es in unserer Beziehung noch einige Punkte zu klären gibt.«
    »Das ist eigentlich nicht meine Sprache«, meinte Willis milde. »Ich bemühe mich, wenigstens die schlimmsten Klischees zu vermeiden.« Er hielt inne. »Aber sagen wir, ich hätte eine solche Aussprache vorgeschlagen, glauben Sie, ich hätte Sie beide allein gelassen? Wie hätte das mir denn helfen sollen, etwas zu verstehen?«
    »Sie hätten eine halbe Stunde lang Jen mit Blicken verschlingen dürfen, während sie Ihnen den Schlagabtausch geschildert hätte.«

    Interessante Wortwahl . »Warum hätte ich das tun sollen?«
    »Keine Ahnung, Doc - aber sie war ja aufgedonnert wie ein Filmstar und wollte bestimmt irgendjemanden damit rumkriegen.«
    »Sie, vermutlich. Sie hatte sich eine Aussöhnung mit Ihnen erhofft und war enttäuscht, dass Sie kein Interesse daran hatten.«
    »Das hat sie doch schon vorher gewusst. Zwischen uns war schon lange vor meiner Abreise in den Irak alles vorbei.«
    Willis betrachtete ihn nachdenklich. »Was ist da

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