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Der Schatten des Chamaeleons

Titel: Der Schatten des Chamaeleons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters Mechtild Sandberg-Ciletti
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beim Handgelenk und drückte ihren Arm von sich weg. »Schluss jetzt.« Sein Ton war kalt. »Ich habe es dir bereits gesagt. Mich fängst du nicht mehr ein.«
    »Du tust mir weh.«
    »Das bezweifle ich.« Er starrte sie einen Moment an, dann schob er seine Hand langsam von ihrem Unterarm zu ihrer Handfläche hinunter und drückte die Knöchel gewaltsam zusammen. »Wie ist das?«
    Diesmal waren die Tränen Ausdruck echten Schmerzes. »Verdammt noch mal!«, fuhr sie ihn an. »Du brichst mir die Finger, du Idiot.«
    »Das klingt schon eher nach der Jen, die ich kenne.«
    Sie wollte mit der freien Hand nach ihrer Tasche greifen, doch er riss sie zurück. »Du Scheißkerl!«, zischte sie. »Das wird dir noch leidtun.«
    »Das wird ja immer besser. Wenn ich mir vorstelle, ich hätte mich in dir getäuscht - das hätte ich nie verwunden.« Er verstärkte den Druck auf ihre Hand. »Warum bist du hergekommen?«
    Sie erschlaffte plötzlich. »Dr. Willis hat es vorgeschlagen.«
    Er konnte das Shampoo in ihrem Haar riechen. »Lüg mich nicht an.«

    »Es ist die Wahrheit, Charlie. Er meinte, es würde dir helfen, wenn wir über das Vergangene sprechen. Er sagt, dass für dich die Beziehung längst nicht in allen Punkten geklärt ist.«
    Nicht in allen Punkten geklärt ...? Würde Willis sich so ausdrücken? Acland sah Jen einen Moment unbewegt an, bevor er sie rückwärts zur Tür schob. »Dann sagst du ihm am besten, dass er sich irrt. Auf meiner Seite gibt es keine ungeklärten Punkte. Er glaubt es vielleicht, wenn es von dir kommt.«
    Sie versuchte wieder, ihre Tasche zu fassen zu bekommen. »Ich brauche meine Sachen, Charlie.«
    »Das weiß ich.«
    Er riss sie ein zweites Mal zurück und hörte ihren Wutschrei, als sie mit der Faust auf ihn einschlug und gleichzeitig versuchte, sich ihm zu entwinden. Acland gelang es, sie dennoch festzuhalten, weil er auf den Angriff gefasst war, doch er hatte vergessen, wie viel Kraft sie hatte. Gleich, als sie das erste Mal zuschlug, packte er sie und riss sie an sich. Er quetschte ihre Hände zusammen und zeigte ihr dabei demonstrativ sein entstelltes Gesicht.
    Natürlich schrie sie, als sie die Narben sah. Hätte sie eine Hand frei gehabt, sie hätte sie nach dem Vorbild zu Tode erschrockener Hollywood-Diven vor den Mund geschlagen. Jen war jedes Klischee recht, um Aufmerksamkeit zu erregen. So aber stieß sie nur einen dünnen Jammerlaut aus - Oh-oh-oh -, der langsam an Volumen wuchs, als sie das ganze Ausmaß seiner Verletzungen registrierte.
    Ungerührt umschloss er ihre beiden Handgelenke mit einer Hand und hob die andere zu ihrem Hals. Als seine Fingerspitzen gegen ihre Haut drückten, versiegte der Schrei, und sie starrte ihn erschrocken an. »Was tust du da?«
    »Ich stopf dir den Mund.«
    Sie begann von Neuem, sich zu wehren. »Ich bekomme keine Luft, Charlie. Verdammt noch mal, ich kriege keine Luft.«
    Er nahm an der Tür eine Bewegung wahr und hörte einen
Mann rufen: »Was zum Teufel ist hier los? Um Gottes willen!« Zwei Arme umschlangen ihn von hinten. »Lassen Sie sie los, Charles. Sofort ! Sie bringen sie um.«
    Acland ließ los und stieß Jen von sich. »So leicht ist die nicht umzubringen«, entgegnete er und leistete keinen Widerstand, als er zur anderen Bettseite gestoßen wurde. »Man müsste ihr schon einen Pfahl durchs Herz treiben«, setzte er zynisch hinzu, während er zusah, wie sie schluchzend zu Boden sank.
    Der Mann, einer der Pfleger, schubste ihn grob in die Ecke und befahl ihm, sich nicht von der Stelle zu rühren. »Sie haben ein echtes Problem, Kumpel«, sagte er angewidert und läutete.
     
    Robert Willis traf eine Viertelstunde später ein. Er nickte dem Sicherheitsbediensteten zu, der die Tür bewachte, nahm ohne ein Wort zu Acland Jens Tasche vom Stuhl und reichte sie einem Pfleger. Dann erklärte er dem Wachmann, dass er mit seinem Patienten allein sprechen wolle, schloss die Tür und setzte sich. Er hatte offensichtlich nicht vor, das Schweigen zu brechen, und zum ersten Mal wusste Acland Willis’ unaufgeregte Art wirklich zu schätzen. Er begann, sich zu entspannen, und das zwanghafte Aneinanderschlagen seiner Handballen hörte allmählich auf.
    Er stand in der Ecke, in die der Pfleger ihn gestoßen hatte. »Was hat sie Ihnen erzählt?«, fragte er nach einer Weile.
    »Dass Sie sie beinahe erwürgt hätten«, antwortete Willis in sachlichem Ton. »Vieles habe ich nicht verstanden. Sie ist ziemlich durcheinander. Wollen Sie sich nicht

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