Der Schatten des Chamaeleons
zwei schwulen »dating sites« und besuchte häufiger Softporno-Sites für Schwule und für Heteros. Aus seinen E-Mails lässt sich ersehen, wie er sich seine Partner ausgesucht und mit welchen er sich getroffen hat. Alle Männer, mit denen wir gesprochen haben, konnten für die Nacht seiner Ermordung stichhaltige Alibis vorweisen. Es gibt keine Überschneidungen zwischen den Partnern, die Harry Peel sich in den Lokalen und Kevin Atkins sich online gesucht hat. Martin Brittons Festplatte ist »sauber«, keine Porno- oder Bekanntschafts-Sites, auch konnten wir keine E-Mails entdecken, die sich auf Gelegenheitsaffären beziehen.
Vergleiche der Militärakten haben nichts ergeben. Es gab keinerlei Berührungspunkte zwischen den Männern, außer dass Martin Britton als Beamter des Verteidigungsministeriums Zugang zu Peels und Atkins’ Unterlagen im Archiv hatte. Wir messen dem keine Bedeutung bei.
Korrespondenz, persönliche Aufzeichnungen, Festnetzrechnungen mit Einzelgesprächsnachweis der drei Männer enthalten keine übereinstimmenden Namen, Adressen oder Telefonnummern. Das Gleiche gilt für Peels und Atkins’ Handyrechnungen. (Britton hatte ein Kartenhandy, für das keine Nachweise vorliegen.) Mehrere Nummern (alle unterschiedlich) auf den Rechnungen von Peel und Atkins sind inzwischen nicht mehr gültig. Bisher sind unsere Bemühungen, die früheren Benützer der Nummern ausfindig zu machen, erfolglos geblieben. Wir haben Atkins’ Betreiber gebeten, sein Handy in Betrieb zu lassen, damit wir in dem eher unwahrscheinlichen Fall, dass damit noch telefoniert wird, den Benutzer ermitteln können.
Es bleibt weiterhin unklar, wie die Opfer mit ihrem Mörder Kontakt aufnahmen und wie sie auf dieselbe Person trafen.
Fazit
In den Lebensläufen von Peel und Atkins lassen sich zwar gewisse Ähnlichkeiten feststellen - beide waren bisexuell, verheiratet, hatten schwule Kontakte, ohne sich jedoch auf längere homosexuelle Beziehungen einzulassen -, mit Martin Britton jedoch gibt es keinerlei Gemeinsamkeiten.
Im Augenblick gibt es keinen Beweis dafür, dass die Männer, die Hugh Britton im Haus seines Bruders angetroffen hat, Sexualpartner waren, und keinen Hinweis darauf, wie Britton mit ihnen in Kontakt getreten ist, wenn sie es waren.
Täterprofil
Wie gewünscht lege ich eine Kopie des von James Steele überarbeiteten Täterprofils bei. Wir gaben es nach dem Mord an Britton in Auftrag, aber Steele hat Informationen vom Tatort Atkins zwischenzeitlich mitberücksichtigt. Kurz zusammengefasst ergibt sich Folgendes:
1. Die Morde tragen dieselbe Handschrift - Mordmethode (die Schädelverletzungen deuten auf einen Knüppel oder eine ähnliche schwere Waffe mit abgerundetem Kopf hin, die mit großer Kraft geführt wurde), kein Geschlechtsverkehr, rektale Verletzungen, Lage der Toten so, dass beide Gesäßbacken entblößt waren, blindwütige Zerstörung von Mobiliar etc. (Steele hält es für möglich, dass den Opfern die rektalen Verletzungen mit dem Griff des »Knüppels« beigebracht wurden. Spuren von Gel im Anusinneren lassen der Gerichtsmedizin zufolge darauf schließen, dass die »Waffe« vor dem Einführen mit einem Kondom überzogen wurde, wahrscheinlich, um das Einführen zu erleichtern.)
2. Ebenfalls bezeichnend sind die jeweils zur Hälfte geleerte Flasche Wein im Wohnzimmer und die gespülten Gläser in
der Küche. Steele hält es für wahrscheinlich, dass die erste Annäherung eher freundschaftlicher als sexueller Art war. (Das würde zu Britton passen, der allgemein als »wählerisch« beschrieben wird.)
3. Wir suchen eine Person. Steele meint, sowohl Britton als auch Atkins wären argwöhnisch geworden, wenn ein »Gast« in Begleitung erschienen wäre. (Steele schließt die Möglichkeit nicht aus, dass ein Begleiter draußen wartete, weist aber darauf hin, dass keinem der Nachbarn oder Passanten an den fraglichen Abenden etwas Verdächtiges aufgefallen ist.)
4. Wenn einerseits nicht gewaltsam in die Wohnungen eingedrungen wurde, andererseits der Täter offensichtlich in rasender Wut gehandelt hat, so lässt das darauf schließen, dass wir es mit einer manipulativen Persönlichkeit zu tun haben, die leicht in Wut gerät.
5. Steele vertritt die Theorie, dass der Täter bei der Tat nackt oder halbnackt war. (Niemand hat später eine Person mit blutbefleckten Kleidern beobachtet.)
6. Da sich bei den Untersuchungen der Fingernägel keine Hautpartikel feststellen ließen und bei keinem der Opfer
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