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Der Schatten des Chamaeleons

Titel: Der Schatten des Chamaeleons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters Mechtild Sandberg-Ciletti
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Drei-Zentner-Gewichtheberin anzulegen? So halbe Hemden wie ihr da, müsst ihr wissen, sind für mich kein Problem.« Als alles still blieb, bot sie Acland die Hand und half ihm hoch. »Da drüben«, sagte sie im Befehlston und wies zu seiner Bank an
der Wand. »Und ihr da, zu dem Tisch«, befahl sie den Brokern. »Kein Mucks, bis die Bullen kommen.« Sie lächelte breit. »Und danach könnt ihr ein paar Stunden lang in einer Zelle Däumchen drehen, bis ihr zum Verhör geholt werdet.«
    Sie starrten sie aufgebracht an. »Mensch, Jackson, das können Sie nicht machen«, sagte einer. »Wir werden zu Hause erwartet.«
    »Ist das mein Problem?«
    »Wir sind gute Gäste, wir haben nicht angefangen.«
    »Na und? Das hier ist mein Zuhause. Ich kann nicht einfach ein Taxi rufen und mir denken, nach mir die Sintflut.« Breitbeinig und mit verschränkten Armen stellte sie sich vor sie hin, die reine Herausforderung. »Daisy und ich kreuzen auch nicht einfach bei euch zu Hause auf und benehmen uns wie die verzogenen Gören. Woher nehmt ihr das Recht, euch hier so aufzuführen?«
    »Haben wir doch gar nicht getan. Schuld ist nur der rassistische Kerl da drüben. Er hat Raschid ohne jeden Grund ins Gesicht geboxt und ihn einen beschränkten Paki geschimpft.«
    Jackson richtete den Blick auf Acland. »Stimmt das?«
    Acland schob einen Finger unter seine Augenklappe und massierte die Haut in der leeren Höhle. »So ziemlich.«
    »Wie ziemlich?«
    »Ich hatte einen Grund.«
    Sie wartete darauf, dass er fortfahren würde. Als er es nicht tat, sagte sie: »Einen guten hoffentlich. Sie können von Glück reden, dass Sie noch sehen können. Wenn Raschid Mansur ein härterer Kerl wäre, bräuchten Sie jetzt auf dem anderen Auge auch noch eine Klappe.«
    Das Eintreffen der Polizei setzte dem Austausch ein Ende. Immer noch empört und damit beschäftigt, seine blutende Nase abzutupfen, gab Mansur seinen Namen an und beschuldigte Acland, ihn beschimpft und beinahe umgebracht zu haben. Acland begnügte sich damit, seinen Namen zu nennen. Der erste
Schmerz einer Migräne pochte in seinem Kopf, und Jackson war nicht die Einzige, die bemerkte, wie blass er war. Ein Polizist fragte, ob einer der Männer ärztliche Hilfe brauche, aber sie verneinten beide. Mansur war zu sehr darauf konzentriert, das Wort zu führen, und Acland zu erschöpft, um sich zu bewegen.
    Die Stimme des Pakistani erhob sich im Zorn zu schrillen Kreischtönen, und es war kaum zu verstehen, was er sagte. Der leitende Polizist schnitt ihm deshalb einfach das Wort ab und wandte sich an Jackson. Sie schilderte, was sich abgespielt hatte, als sie aus der Küche gekommen war, konnte aber nicht sagen, wie es zu der Auseinandersetzung gekommen war. Daisy, ihre Partnerin, eine hübsche Blondine mit tiefem Ausschnitt, wusste auch nicht mehr. Sie hatte einen Gast am anderen Ende der Bar bedient und erst gemerkt, dass ein Streit ausgebrochen war, als das Geschrei begann. Die Broker, die immer wieder verstohlen auf die Uhr schauten, erklärten, sie hätten erst in dem Moment den Ernst der Lage begriffen, als ihr Freund blutverschmiert zu Boden gestürzt war und Acland verkündete, er habe für Mörder nichts übrig.
    Der leitende Polizist wandte sich wieder den beiden Männern zu. »Also gut, meine Herren, wie war das? Wer von Ihnen hat als Erster was gesagt?«
    Acland blickte zu Boden.
    »Ich«, antwortete Mansur widerwillig, »aber ich war absolut höflich. Ich habe den Mann nur gefragt, ob er den freien Hocker neben sich nehmen könnte, damit wir besser Platz hätten. Statt mir zu antworten, hat er mich gepackt und mir eine reingeboxt.«
    »Und das war alles, was Sie gesagt haben?«
    Der Pakistani zögerte. »Ich musste es wiederholen. Beim ersten Mal hörte er mich gar nicht. Da habe ich ihm auf die Schulter getippt und noch mal gefragt.« Er erinnerte sich genau, was er gesagt hatte. Sind Sie schwerhörig? »Ich konnte nur die eine Seite seines Gesichts sehen«, schloss er kleinlaut.

    Der Polizist runzelte die Stirn. »Was macht das für einen Unterschied?«
    »Ich hätte ihn nicht angesprochen, wenn ich gewusst hätte, dass er -« Mansur suchte nach dem richtigen Wort. »Na ja, dass er einen Unfall gehabt hat - eine Operation... was auch immer. Sie wissen schon.«
    »Ich weiß gar nichts. Ich verstehe nicht, was Sie da reden. Was waren das für rassistische Ausdrücke, die er angeblich verwendet hat?«
    »Er sagte, ich wäre ein Mörder und ein beschränkter Paki.«
    »Und wie

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