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Der Schatten des Chamaeleons

Titel: Der Schatten des Chamaeleons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters Mechtild Sandberg-Ciletti
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der Fassung gebracht? Ich gehe ihnen aus dem Weg, wo ich kann . Den Pakistanis? Den Mördern . Gibt es jemanden, der sich um Sie sorgt? Nur mich ...
     
    Acland saß bei weit offener Tür auf seinem Bett, als Jackson nach ihrem Training auf den Flur trat. Er hatte ihren marineblauen Bademantel an und begrüßte sie mit mehr Selbstbewusstsein, als er vor fünf Minuten gezeigt hatte. »Sind Sie Ärztin?«
    Sie verschränkte die muskulösen Arme auf der Brust und betrachtete ihn aufmerksam. Sie sah aus wie Mitte vierzig, war so groß wie er, über einen Meter achtzig, und wirkte mit dem kantigen Unterkiefer, dem beinahe borstigen kurzen Haar und den muskulösen Schultern sehr männlich. Ähnlich wie am Abend zuvor trug sie ein ärmelloses Hemd und enge Shorts. Ihre Oberschenkel waren so muskelbepackt, dass sie mit leicht gespreizten Beinen stehen musste. »Die Frage stellen Sie mir immer wieder - und ich sage immer wieder, ja, ich bin Ärztin -, aber offenbar kann ich Sie nicht davon überzeugen. Sehe ich nicht so aus, wie Sie sich eine Ärztin vorstellen?«
    Er musterte den wuchtigen Bizeps und die vergleichsweise flache Brust. »Ich habe jedenfalls so eine Ärztin noch nie gesehen. Gestern haben Sie sich als Drei-Zentner-Gewichtheberin bezeichnet.«
    »Da habe ich übertrieben. Zweieinhalb käme der Sache näher, aber drei klingt einfach besser. Ist Ihnen noch nie eine Ärztin begegnet, die Kraftsport macht?«
    Keine, die aussah wie du, dachte er. »Ich glaube nicht. Mir ist auch noch nie eine begegnet, die eine Kneipe betreibt.«
    Sie sah, wie sehr er sich anstrengte, ihrem Blick nicht auszuweichen. »Daisy ist die Wirtin. Ich bin nur an dem Laden beteiligt. Früher hatte ich meine eigene Praxis, jetzt bin ich beim
hiesigen Primary Care Trust, der Koordinierungsstelle für alle medizinischen Dienste, angestellt und bin für den Notfalldienst und die Alkohol- und Drogenabhängigen in den Polizeigefängnissen zuständig. Das bedeutet, dass ich am Wochenende und an zwei oder drei Abenden in der Woche Dienst habe. Gestern war mein freier Tag, da hätte ich eigentlich gemütlich im Lehnstuhl sitzen sollen, anstatt für Sie das Kindermädchen zu spielen.«
    Er konnte nicht erkennen, ob sie verärgert war oder das Ganze mit ironischer Leichtigkeit nahm. »Tut mir leid.«
    »Nicht nötig. Sie waren sofort weg, nachdem Sie mir erlaubt hatten, Ihnen etwas zu geben.« Sie bemerkte seinen Argwohn. »Ich habe Ihnen Metoclopramid gegen Erbrechen gespritzt, damit der Körper nicht austrocknet, und das Schmerzmittel war eine Kombination aus Kodein und Paracetamol. Völlig harmlos. Was glaubten Sie denn, dass ich Ihnen gäbe? Heroin?«
    Acland fand es schwierig, aus ihr klug zu werden. Ihr durchdringender Blick verwirrte ihn, und er zog es vor, zu seinen Händen hinunterzuschauen. »Ich nehme keine Betäubungsmittel.«
    »Das haben Sie mir gestern Abend schon erzählt. Sie sagten, ohne kämen Sie besser zurecht.« Sie hielt inne, als erwartete sie eine Antwort von ihm. »Wie fühlen Sie sich heute Morgen?«
    »Okay.«
    »Haben Sie Hunger?«
    »Ja.«
    »Gut. Daisy hat genug Eier mit Schinken für die Speisung der fünftausend gemacht, und allein verdrücke ich die bestimmt nicht. Ich muss schließlich auf meinen Cholesterinspiegel achten. Ihre Kleider sind in der Wäsche. Sie können ruhig in dem Bademantel runterkommen - und vergessen Sie den Geldbeutel nicht. Sie schulden mir von gestern Abend noch hundert Pfund - fünfzig für Raschids Blut und fünfzig dafür, dass Sie mir den Rücken vollgekotzt haben. Außerdem kriegt Daisy fünf fürs Frühstück.«

    Er folgte ihr auf den Flur hinaus. »Und was kostet die Übernachtung?«
    »Eine Nacht kriegen Sie umsonst, aber wenn Sie es sich zur Gewohnheit machen, hier krank zu werden, kostet es Sie dreißig pro Nacht. Keine Schecks.« Sie machte sich auf den Weg nach unten.
    Es lag ihm auf der Zunge zu sagen, ihre Kneipe werde ihn bestimmt nicht wiedersehen. Aber stattdessen erwiderte er: »Das war eine Ausnahme. Das kommt nicht wieder vor.«
    »Wir werden sehen. Sie haben Daisys Frühstück noch nicht probiert.«
     
    Daisy war das komplette Gegenteil von Jackson - eine gutgewachsene, warmherzige Blondine, die zehn Jahre jünger aussah als ihre Partnerin. Geld interessierte sie nicht. Als Acland für sein Essen bezahlen wollte, sagte sie lachend, er solle nicht so albern sein. »Wenn Sie es nicht gegessen hätten, wäre es in Jacksons Magen gelandet.«
    Jackson sah das nicht so locker.

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