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Der Schatten des Chamaeleons

Titel: Der Schatten des Chamaeleons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters Mechtild Sandberg-Ciletti
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hat alles nicht besser gemacht.« Sie setzte ihren Namen drunter und schob den Zettel in einen Umschlag, den sie aus ihrer Arzttasche nahm. »Wenn es Ihnen ein Trost ist, ich übergebe ihn einem Fachmann.« Sie gab Chalky den Umschlag mit dem Zettel. »Machen Sie sich nützlich. Geben Sie das dem Fahrer, dann holen Sie Ihre Sachen und gehen mit mir zu meinem Wagen. Ich nehme Sie ins Krankenhaus mit.« Sie stach mit dem Finger nach Acland. »Sie auch - und bringen Sie alles mit, was Ben gehört. Vielleicht finden wir ja heraus, wie er heißt.«
    Acland schüttelte den Kopf und wich zurück. »Ich hab damit nichts zu tun. Ich kenne den Jungen nicht mal.«
    »Ich auch nicht«, sagte Jackson und kniete nieder, um ihre Tasche zu schließen. »Aber das hat Sie nicht daran gehindert, mich in das ganze Schlamassel hineinzuziehen.«
    »Es war Ihre Entscheidung herzukommen.«

    »Stimmt.« Sie stand auf. »Also, was wollen Sie?«
    »Gar nichts. Sie müssen nicht auf mich aufpassen. Ich kann machen, was ich will - und Sie auch.«
    Sie musterte ihn einen Moment lang neugierig, dann sagte sie mit einem enttäuschten Schulterzucken: »Sie sind nicht der Mensch, für den ich Sie gehalten habe.«
    »Dito«, murmelte Acland.
    »Tja, dann haben wir beide unsere Zeit verschwendet.« Mit einem kleinen Abschiedsnicken ging sie zum Krankenwagen, wo sie kurz mit den Sanitätern und Chalky sprach, bevor sie zu ihrem Wagen weiterging.
    Chalky kam noch einmal zurück. »Los, Arsch hoch, Lieutenant«, befahl er. »Ihre Freundin will dem Krankenwagen hinterherfahren, damit der Kleine auch sicher ans Ziel kommt.« Er hob das gesamte Gepäck auf, auch Aclands Seesack, und lief Jackson nach.
    Acland folgte ihm ärgerlich. »Hat sie Ihnen das aufgetragen?«
    »Was?«
    »Meinen Seesack mitzunehmen.«
    »Ich tu Ihnen bloß einen Gefallen, Kumpel.«
    »Kein Interesse. Ich will meine Sachen haben.«
    »Dann bedanken Sie sich erst mal bei der Lady.« Chalky überquerte die Caroline Street und warf Taschen und Tüten in den offenen Kofferraum von Jacksons Wagen. »Werden Sie erwachsen, Junge«, sagte er bissig. »Glauben Sie, ich war jemals einem Menschen so wichtig, dass er mich gesucht hat?«
     
    Jackson sagte nichts, als Acland sich hinter Chalky in den Wagen setzte und die Tür zuschlug. Sie öffnete nur die Fenster ein Stück, um frische Luft hereinzulassen, und fuhr dann hinunter Richtung Aldwych. Chalky bemerkte vergnügt, dass er zum ersten Mal, seit er seine Alte sitzen gelassen habe, wieder in einem Auto sitze, und Jackson musste unweigerlich grinsen. Sie fragte ihn, wie alt er sei.

    »Das letzte Mal, als es jemanden interessiert hat, dreiunddreißig... danach hab ich nicht mehr mitgezählt. Ich bin mit meinen Kumpels einen trinken gegangen, hab ein paar Gläser zu viel gekippt, und als ich heimkam, hat mich schon meine bessere Hälfte erwartet. Die konnte ekelhaft sein, sag ich Ihnen. Sie hatte keine Lust, meinen Geburtstag zu feiern, und hat sich aufgeregt, weil ich es trotzdem getan habe. Ist das vielleicht fair?«
    Jackson lächelte. »Wie lang ist das her?«
    »Das ist’ne gute Frage.« Er überlegte einen Moment. »Zweiundzwanzig Jahre, schätze ich. Ich bin 1951 geboren, 1969 bin ich zum Militär gegangen, war drei Jahre in Deutschland, danach ein paar Mal in Nordirland. 1978 hab ich geheiratet, dann der Falklandkrieg 1982, ein Jahr später bin ich ausgeschieden, und als ich meine Eheliebste nicht mehr aushalten konnte, bin ich abgehauen und auf der Straße gelandet. Sie hat mir die Schuld gegeben, dass wir keine Kinder hatten. Deswegen war sie so mies drauf.«
    »Haben Sie nicht daran gedacht, sich helfen zu lassen?«
    »Ach wo. Reine Zeitverschwendung. Ich hab mir gedacht, das Beste ist, ich verschwinde, dann kann sie’s noch mal mit’nem andern probieren.« Er schien es sehr heiter zu nehmen. »Es war eh keine tolle Ehe. Sie hat mich nur gemocht, wenn ich nicht da war - da hat sie Briefe geschrieben und so. Aber sobald ich auf der Matte stand, hat sie die Zähne gezeigt.« Er schnitt eine Grimasse. »Kann sein, dass der Alkohol was damit zu tun hatte. Wenn ich nicht ein paar gekippt hatte, konnte ich sie nicht aushalten... Ich hab mich dauernd gefragt, warum ich mich mit so einem Fettkloß zusammengetan hab - nichts für ungut -, wenn doch’ne Kleine, die in meine Arme gepasst hätte, viel besser für mich gewesen wäre.«
    »Was haben Sie getan, nachdem Sie aus dem Militär ausgeschieden waren?«
    »Ich war irgendwie mit nichts

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