Der Schatten des Highlanders
Schwester.
»Also gut«, sagte sie und gab auf. »Was willst du wissen?«
»Wer ist Cam?«, fragte er ohne Zögern.
Sie deutete mit einem Nicken zum Turnierplatz.
»Er dort.«
Patrick wirkte kein bisschen überrascht. »Und du hast ihn in der Vergangenheit kennengelernt?«
»Ja.«
»Warum erkennt er dich hier nicht wieder?«
Sie blickte zu Cameron hinüber, der gegen Ian mit einer Energie kämpfte, die über die Stunden hinwegtäuschte, die er sich bereits gegen Patrick zur Wehr gesetzt hatte; dann
wandte sie sich wieder an ihren Schwager. »Anscheinend gibt es Zeiten, in denen Menschen dasselbe Zeittor benutzen, aber nicht am selben zeitlichen Bestimmungsort herauskommen. Das ist besonders unpraktisch, wenn einem der beiden halb der Schädel eingeschlagen wird und er alle Erinnerungen an die Frau verliert, der er einst die Liebe geschworen hat.«
Patrick schloss kurz die Augen. »Ach, Sunny, das tut mir so leid.« Er lächelte sie schmerzlich an. »Hast du gedacht, ein kleiner Schwertkampf könnte seinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen?«
»Ich hatte es gehofft, aber es scheint nicht eingetreten zu sein.« Sie beobachtete Cameron weiter. »Magst du ihn?«
»Er ist ein Cameron, trotzdem habe ich ihm zwei Mal zu essen gegeben. Was schließt du daraus?«
»Ich schließe daraus, dass du ein wahrer Edelmann bist«, sagte sie aufrichtig. »Ich bin so glücklich, dass meine Schwester dich gefunden hat.«
»Danke, Mistress Lobelie«, sagte er trocken.
Sie lächelte, dann aber wurde sie wieder ernst. »Bitte, lass mich Maddy den Rest selbst erzählen. Wenn du möchtest, kannst du ihr das sagen, was du jetzt weißt, aber die Einzelheiten soll sie von mir erfahren.«
»Was du mir bisher erzählt hast, hat sie sich tatsächlich schon selbst zusammengereimt. Und du solltest wissen, dass sie heute Morgen hin und her gerissen war, ob ich ihn nun kurz und klein hauen oder doch noch etwas von ihm für dich übrig lassen soll.«
»Er ist verlobt.«
»Das einzig Endgültige, liebe Sunshine, ist der Tod.«
»Willst du mir damit sagen, dass du dein Ehegelübde infrage stellst?«
Er blickte so schockiert drein, dass sie lächeln musste.
»Das beantwortet meine Frage«, sagte sie. »Und nur damit du es weißt, so einen Mann will ich auch. Einen, den das blanke Entsetzen beschleicht beim Gedanken, mich zu verlassen. Aber bis ich so einen finde, bin ich dir dankbar, wenn du den dort freundlich behandelst.«
Patrick zuckte mit den Schultern. »Was tut man nicht alles für die Familie, sogar freundlich sein zu einem Cameron«, fügte er mit einem Augenzwinkern hinzu, bevor er sich wieder ganz den beiden Fechtenden widmete.
Sunny sah ebenfalls zu, bis aus dem Morgen allmählich ein Nachmittag wurde. Sie hatte noch mehrere Male Wasser geholt und auch einen Imbiss für zwei Personen. Aber erst als der Tag schon weit vorangeschritten war, bat Cameron um Frieden. Sie sah zu, wie Ian und Cameron sich die Hand reichten, bevor sie den Turnierplatz verließen. Sie waren beide schweißgebadet. Sie versuchte, nichts dabei zu finden, dass Cameron sich neben sie und nicht neben Patrick stellte. Sie ignorierte auch, wie er ihren Arm berührte, als er höflich um etwas zu trinken bat, wagte ihn aber nicht anzusehen, wie er in Patricks Shorts so dicht neben ihr stand, als sie ihm sein Hemd zurückgab.
Ian klopfte ihm auf die Schulter. »Kommen Sie wieder, wann immer Sie mögen«, sagte er lächelnd. »Ich berechne Ihnen nichts für die Fechtstunden.«
»Wie freundlich von Ihnen«, sagte Cameron gut gelaunt.
Ian lachte nur, küsste Sunny auf beide Wangen, dann beugte er sich zu ihr, sagte aber gut hörbar: »Ich mag ihn.«
Sie wollte ihm den Mund verbieten, aber er entwischte ihr noch rechtzeitig. Er nahm Camerons Schwert zurück, dann ging er fröhlich summend ins Haus zurück.
Patrick musterte Cameron eine Weile schweigend, dann blickte er Sunny an. »Du kannst den Burschen hier zum Abendessen mitbringen. Vielleicht erzählt er uns, wo er so passabel zu fechten gelernt hat. Sicher ist die Antwort für uns beide erhellend. Also trödelt nicht, ihr beiden.«
Er nahm sein Schwert und trabte in Richtung seines Hauses.
Sunny sah ihm nach, dann blickte sie Cameron an. Er be-obachtete sie misstrauisch, als wartete er auf irgendeine unangenehme Reaktion von ihr.
»Nun?«, fragte er schließlich. »Wie fanden Sie mich?«
Sie wollte ihm sagen, dass sie sehr beeindruckt war, dann aber merkte sie, dass es keine Rolle spielte, ob sie
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