Der Schatten des Highlanders
umsieht.«
»Nun, er liebt sie offenbar, sonst hätte er sie ja nicht gefragt, ob sie sich vorstellen könnte, ihn zu heiraten.«
»Aber warum sieht er dich dann mit großen Augen an, wenn er sich besser ganz auf seinen Kampf konzentrieren sollte? Und warum hat er die Nacht auf deinem Fußboden verbracht?«
»Er brauchte etwas gegen seine Kopfschmerzen, und der Sturm hat ihn in meinem Haus festgehalten«, erwiderte sie. »Und ich war es auch, die ihm das hier eingebrockt hat.«
»Um herauszufinden, ob er ein ganzer Kerl ist?«, fragte Ian. »Oder um ihn dazu zu bringen, dass er endlich merkt, dass er einer ist?«
Sie erwiderte seufzend: »Vermutlich von beidem ein bisschen.«
»Ich glaube, liebe Cousine, dass du mir nur die halbe Wahrheit erzählst. Aber da ich unter meinen Verwandten der am wenigsten neugierige bin, werde ich nicht weiter nachbohren. Aber ich sage dir, ich würde ihn für dich töten, wenn du es von mir verlangst. Und wenn er dir was zuleide tut, dann töte ich ihn auch ohne deine Erlaubnis.«
»Nach gutem mittelalterlichen Brauch, Ian.«
Er zwinkerte ihr zu. »Von mir kannst du schließlich nichts anderes erwarten, oder?«
Nein, das konnte sie sicher nicht.
Eine ganze Weile später dämmerte ihr, dass Patrick vermutlich noch den ganzen Tag weitergekämpft hätte, wenn Ian nicht geltend gemacht hätte, dass er jetzt endlich auch einmal an der Reihe war. Patrick verließ schließlich widerstrebend den Kampfplatz, jedoch nicht, ohne Cameron mit Verwünschungen zu überhäufen. Ian nahm seine Stelle ein, und er war in Bestform.
»Dann wollen wir mal sehen, wie du dich gegen einen echten Schwertkämpfer behaupten kannst«, rief er gutgelaunt.
Patrick verfluchte seinen Cousin, aber Ian lachte nur. Sunny reichte Patrick den Krug mit Wasser. Er trank direkt aus dem Krug, den Rest goss er sich über den Kopf. Er schüttelte sich wie ein Hund, und Wassertropfen spritzten in alle Richtungen - und trafen auch Sunny.
Sie benutzte den am wenigsten feuchten Teil seines Hemdes, um sich das Gesicht abzutrocknen, dann reichte sie es ihm. Er zog es über den Kopf und machte sich auf die Suche nach der Scheide seines Schwerts. Dann steckte er es nachdenklich zurück und stellte sich neben sie.
»Nun«, sagte er schließlich. »Jetzt weiß ich, was er ist. Aber ich will auch noch wissen, wer er ist.« Er blickte sie an. »Wirst du es mir sagen, oder soll ich raten?«
Sie erwiderte seinen Blick, wandte sich dann um und ließ ihn stehen. Sie setzte sich auf eine Bank. Sie hatte für diesen Tag genug von Schwertkämpfen.
Patrick setzte sich neben sie. »Weißt du, Sunshine«, fuhr er unerbittlich fort, »das Erste, was aus deinem Mund kam, als du von deinem kleinen Ausflug neulich zurückkehrtest, war nicht Patrick, wie schön, dich wiederzusehen, sondern Wo ist Cam? Ich nehme an, Cam ist die Abkürzung für Cameron. Seltsam, nicht wahr, dass hier nun ein Mitglied des Cameron-Clans fünfzig Schritte vor uns steht, der magisch von dir angezogen zu sein scheint und von dem ich dir persönlich garantiere, dass er nicht im 20. Jahrhundert geboren wurde.«
»Bist du sicher?«
Er bedachte sie mit einem leicht abschätzigen Blick.
»Gut, du bist dir also sicher«, sagte sie seufzend. »Aber wenn du dir schon sicher bist, was willst du dann noch?«
»Ich will, dass du nicht verletzt wirst«, sagte er ernst. »Ich will wissen, was dir zugestoßen ist, wohin du gegangen bist, in wen du dich verliebt hast.«
»In wen ich mich ...«, echote sie verdattert.
»Ich erkenne die Symptome, wenn nicht gar die Krankheit.«
Sie wollte weiter alles abstreiten, wusste aber, dass es keinen Zweck hatte. Patrick hatte sie über eine Woche lang weinen gesehen, nachdem sie heimgekehrt war - und er war nicht auf den Kopf gefallen. Vermutlich hatte er sich das meiste sowieso schon zusammengereimt. »Maddy wird mich umbringen, wenn ich dir diese Dinge vor ihr erzähle«, sagte sie seufzend.
»Du kannst mir glauben, Sunny, nichts, was du mir erzählst, reicht an die überbordenden Spekulationen heran, die deine Schwester im letzten Monat angestellt hat.«
Das konnte sich Sunny lebhaft vorstellen. Und auf Patrick war wirklich Verlass, wenn es darum ging, Geheimnisse zu bewahren. Sie hatte schon beobachtet, wie Jamie ohne jeden Erfolg Dinge aus ihm herauskitzeln wollte. Ganz gleich, unter welchem Druck er stand, Patrick gab nie nach. Was immer sie ihm im Vertrauen erzählte, würde nicht weitergegeben, nicht mal an ihre
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