Der Schatten des Highlanders
beeindruckt war oder nicht.
Die Tatsachen hatten sich seit dem Morgen kein bisschen verändert.
Er war nicht frei.
»Ich frage mich ebenso wie Patrick, wo Sie so gut fechten gelernt haben«, sagte sie schließlich. »Aber vermutlich werden Sie mir das nicht verraten.«
»Wenn ich mir sicher bin, wie Sie reagieren werden«, begann er langsam, »dann verrate ich es Ihnen.«
»Vor oder nach Ihrer Hochzeit?«
Er seufzte leicht. »Warum müssen Sie das immer wieder erwähnen?«
»Warum sind Sie nicht bei ihr?«
Er sah sie so ernst an, dass sie wünschte, sie hätte nicht gefragt. Keine Antwort darauf zu verlangen war vermutlich das Beste, was sie den ganzen Tag getan hatte.
»Ich will es gar nicht wissen«, sagte sie brüsk und ging davon. »Ich wünsche Ihnen ein schönes Abendessen bei Patrick.«
»Sie kommen doch auch, oder?«
»Nein. Ich gehe nach Hause.«
»Warum?«
»Ich bin müde«, sagte sie. Das stimmte zwar nicht, aber es war leichter, als ihm die Wahrheit zu sagen, die darin bestand, dass sie ihn trotz all ihrer schönen Beschlüsse noch genauso liebte wie vorher, aber in der Zukunft mit ihm zusammenzukommen, war nicht möglich. Er war für sie ebenso unerreichbar, als wäre er vor 650 Jahren in der Vergangenheit stecken geblieben.
Zeitreisen waren einfach das Letzte.
Das würde sie Jamie schon sagen, wenn sie ihn das nächste Mal sah.
»Ich bringe Sie nach Hause.«
»Ich brauche Ihre Hilfe nicht.«
Er gab einen ungeduldigen Laut von sich. »Warum lassen Sie es nicht zu, dass ich für Sie sorge?«
»Weil Sie schon eine Frau haben, für die Sie sorgen sollten.« Sie beschleunigte ihren Schritt, aber seine Beine waren länger als ihre, daher nützte es ihr nichts. »Tun Sie das also.«
»Sie mag mich nicht.«
Sie wäre fast stehen geblieben und hätte ihn entgeistert angestarrt, schaffte es aber gerade noch, den Impuls zu unterdrücken.
»Dann ist sie eine dumme Gans.«
»Danke«, sagte er und klang, als würde er lächeln. »Und nun, Sunshine, geben Sie endlich nach und lassen Sie mich Ihnen ein Abendessen kochen.«
»Kochen Sie doch Ihrer Verlobten etwas zum Abendessen.«
»Sie mag das, was ich koche, auch nicht mehr als mich.«
Sie warf ihm einen Blick zu. »Ich will nicht die Zuflucht für Sie sein.«
Er blickte sie überrascht an, aber sie sah in seinem Gesicht keine vielversprechenderen Gefühle, daher wandte sie das Gesicht ab und stapfte davon. Wie auf Bestellung begann es zu regnen.
Sie hätte nichts anderes erwarten sollen.
Eine Weile später trottete sie an Patrick und Madelyns Trockensteinmauer vorbei. Madelyn stand vor dem Eingang und wartete auf sie beide.
»Kommt ihr zum Essen?«, rief sie.
»Nein«, entgegnete Sunny laut. »Ich gehe nach Hause.«
»Cameron, kommen Sie ...?«
Sunny strich sich das feuchte Haar aus dem Gesicht und warf ihrer Schwester einen wütenden Blick zu. Madelyn hob entschuldigend die Hände.
»Lass gut sein«, sagte sie. »Aber vielleicht wollen Sie Ihre Kleider abholen, Cameron?«
Sunny hörte, wie Cameron durch den Hof hinter ihr herkam. Ob sie es wohl schaffen könnte, schneller als er beim Cottage anzukommen und ihre Tür zu verriegeln? Spontan beschloss sie, dass es einen Versuch wert war.
Aber er war wirklich sehr schnell.
Als sie zu Hause ankam, war sie ganz außer Atem, völlig durchnässt und stinkwütend. Sie konnte weder sagen, wann sie so zornig geworden war, noch, worüber: über Cameron, Penelope oder über das verfluchte Zeittor, das alles zerstört hatte.
Auf der anderen Seite hatte das Zeittor ihr ein kleines Scheibchen Ewigkeit mit dem Mann geschenkt, der sie zu einem Spaziergang hundert Schritte zurück in die Vergangenheit gezogen hatte und der nun unter dem Giebel ihres Hauses neben ihr stand, also sollte sie sich vielleicht nicht allzu sehr beklagen.
Cameron wollte sie nicht die Tür öffnen lassen. Er tat es selbst und erschauderte einmal mehr, als er die Schwelle überschritt, dann machte er das Licht an. Er warf einen Blick in ihr Badezimmer, in die Küche und kam dann zum Eingang zurück.
»Alles sicher.«
»Hierher kommt keiner«, sagte sie und rang nach Atem.
»Es gibt immer ein erstes Mal«, erwiderte er und zog sie nach drinnen. »Setzen Sie sich, Sunshine.«
Sie hatte keine Lust, sich länger gegen ihn zu wehren. Sie war nicht kräftig genug, um ihn hinauszuwerfen, und vermutete, dass er fest entschlossen war, ihr zumindest etwas zu essen zu machen, bevor er aus freien Stücken ginge. Sie ließ sich von
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