Der Schatten des Highlanders
erzählte ihr von der Schlacht, in der Sim umgekommen und Breac verletzt worden war, und wie Giric ihn aufgefordert hatte, zur MacLeod-Hexe zu reiten.
»Und da enden meine Erinnerungen«, sagte er seufzend.
»Und meine beginnen«, erwiderte sie leise. »Aber ich fürchte, du wirst sie nicht gerne hören.«
»Willst du meine Hand halten, damit ich es leichter ertrage?«
Sie runzelte die Stirn: »Etwas mehr Ernst, bitte.«
»Ich habe das durchaus ernst gemeint.«
Sie lächelte, dann griff sie an ihre Schulter, wo seine Hand lag. »Diese Narbe da an deinem Arm, die habe ich genäht.«
Sie brachte ihn immer wieder so sehr zum Staunen, dass es ihm den Atem verschlug. »Wirklich?«
»Ja, wirklich. Ich erzähle dir später mehr darüber, wenn es dich interessiert. Aber jetzt will ich lieber dort weitermachen, wo du aufgehört hast. In deiner Erinnerung ist ausgelöscht, dass es dir tatsächlich gelungen ist, die MacLeod-Hexe zu holen, nur war es nicht die aus eurer Zeit - von der ich nicht einmal glaube, dass es sie tatsächlich gab -, sondern das war ich. Ich merkte ziemlich bald, dass du kein Freund von Jamie warst, der mich in mittelalterlichem Gewand zum Essen abholen wollte, aber da war es schon zu spät. In dem Moment, als du mich über meine Türschwelle zerrtest, hattest du mich schon in die Vergangenheit zurückgezogen. Außerdem gab es zu diesem Zeitpunkt für mich wirklich keinen Grund, nicht mit dir zu gehen und zu versuchen, deinen Bruder zu retten.« Sie lächelte kurz. »Du warst ziemlich überzeugend.«
»War ich denn charmant?«, fragte er zögernd.
»Nun, lass mich nachdenken. Zuerst hast du mich gepackt, bis ich kaum noch Luft bekam, dann hast du mir eine Antwort auf meine Frage verweigert, in welchem Jahr ich mich befinde, schließlich hast du mir dennoch widerwillig geantwortet, mich dann aber kurzerhand auf den Rücken deines Pferdes geworfen und bist mit mir davongeritten.«
Er lächelte. »Und trotzdem redest du noch mit mir.«
»Du hast es später wieder wettgemacht. Du wolltest einfach unverzüglich nach Hause, und daraus kann man dir keinen Vorwurf machen. Allerdings kam jede Hilfe zu spät.« Sie hielt inne. »Breac starb unter meinen Händen. Nun, eigentlich unter unseren Händen. Ich hielt ihm die eine und du die andere Hand, als er starb.«
Das überraschte ihn nicht, aber es war dennoch hart, es zu hören. Er blickte auf ihre Finger, die schon eine Weile mit seinen verflochten waren, bevor er es schaffte, ihr in die Augen zu schauen, ohne in Tränen auszubrechen.
»Danke, dass du es versucht hast.«
Ihren Augen schimmerten feucht. »Er hat den Schwerthieb abgefangen, der dir gegolten hatte, so hast du es mir zumindest später erzählt, und daraus kannst du etwas Trost ziehen. Trotzdem tut es mir leid, dass du dich nicht daran erinnern kannst.«
»Du musst dich eben für uns beide daran erinnern«, sagte er ruhig. Er holte tief Luft und fuhr sich mit der freien Hand durchs Haar. Vielleicht würde er sie später nach all den furchtbaren Details fragen - wenn er es ertragen könnte; sie zu hören, ohne zu weinen. Im Augenblick war es das beste, sie weiter erzählen zu lassen. »Und was ist dann geschehen?«
»Deine Männer versuchten, mich zu ertränken, und du hast mich gerettet. Aber sobald ich das Bewusstsein wiedererlangt hatte, hast du mich aus deinem Bett geworfen und mir gesagt, ich solle nach Hause gehen.«
»So war es sicher nicht«, unterbrach er sie, dankbar, dass sie jetzt etwas weniger Ernstes besprechen konnten. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich so dumm war, dich aus meinem Bett hinauszuwerfen, wenn ich dich schon mal dort hatte.«
»Schockierend, nicht wahr? Soviel ich weiß, erwiesest du mir auch die Ehre, mir höchstpersönlich die Kleider vom Leib zu schneiden, und dabei hast du mich, wie du mir hoch und heilig versichert hast, nicht angesehen.«
»Sicher habe ich gelogen«, sagte er ohne Zögern.
Sie musste lachen. »Das kann ich mir gut vorstellen.«
Er freute sich so über ihr entspanntes Lächeln, dass es ihm nun weniger ausmachte, dass es so schwer war, es aus ihr herauszulocken. Allein der Gedanke, dass sie in seiner Vergangenheit gewesen war, überwältigte ihn. Dass er sich nicht an das Geringste erinnern konnte, war allerdings erschütternd.
»Du hast dann über mich gewacht, während ich als die äußerst beliebte MacLeod-Hexe in deinem Dorf weilte«, fuhr sie fort, »du hast mich mit Nahrungsmitteln versorgt und mich bei jeder
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