Der Schatten des Highlanders
sie sich ja auch nicht, weil sie Angst hat, deinen Wagen zu Schrott zu fahren.«
Cameron holte tief Luft. »Fahr bitte für mich nach Inverness ...«
»Ich bin schon halb dort. Ich wollte nur sichergehen, dass ich nicht überreagiere.«
»Verdammter Mist«, sagte Cameron wütend. »Ich hätte sie in deinem verdammten Gästezimmer einsperren sollen. Wenn ihr irgendwas passiert ist ...«
»Bitte keine Panik. Ich werde ein paar Nachforschungen anstellen und mich dann wieder bei dir melden.«
»Wo sind Madelyn und deine kleine Tochter?«
»Bei Jamie, und er bewacht alle Türen. Ich fahre weiter und ruf dich später wieder an.«
Cameron nickte, legte auf und ließ das Handy in seine Tasche gleiten. Er hatte Sunny persönlich zu seinem Wagen zurückgebracht. Sie war immer noch auf dem Rollfeld gestanden, als sein Flugzeug zur Startbahn davongerollt war, aber sie hatte versprochen, sofort loszufahren, sobald er in der Luft war. Vielleicht war sie noch eine Weile dort stehen geblieben, um die Betriebsanleitung des Wagen zu studieren. Vielleicht war Peter ja auch das Undenkbare passiert, und der Akku seines Handys war leer.
Das war alles höchst unwahrscheinlich.
Er lehnte sich an die Wand und versuchte, sich zu entspannen, während er das Chaos vor sich beobachtete. Nathan hatte einen seiner Anwälte beim Kragen gepackt und schüttelte ihn heftig. Normalerweise hätte Cameron das genossen, aber jetzt hatte er andere Sorgen. Er zog sein Handy wieder aus der Tasche und schrieb Peter eine SMS, wurde aber unterbrochen, als die Tür aufging. Er blickte auf und fluchte mit unterdrückter Stimme, als Penelope hereinkam. Er klappte sein Handy zu und steckte es wieder in die Tasche zurück. Nun, zumindest hatte sie keine giftigen Flüssigkeiten oder Waffen in den Händen. Cameron ließ seine Hände in die Taschen gleiten und wartete darauf, was sie tun würde.
Sie sah Nathan nur kurz an, dann kam sie zu Cameron herüber.
»Nimm die Hände aus den Taschen, Mac«, sagte sie knapp, »und sag mir, was hier los ist, verdammt.«
Er ignorierte ihre erste Forderung. »Was hier los ist, meine Liebe, ist, dass dein Bruder versucht, mich zu ruinieren.«
Sie taumelte, als hätte sie der Schlag getroffen. Er hatte das außerhalb von Filmszenen im echten Leben noch nie bei jemandem gesehen und war beeindruckt, wie anmutig ihr das gelang. Sie fegte dabei mit ihrer Handtasche die Gläser von der Anrichte, dann lehnte sie sich schwer dagegen und sah ihn entgeistert an.
»Sicher nicht.«
»Vielleicht konnte er den Gedanken nicht ertragen, dass du mich heiraten musst.«
»Er ist doch kein Narr ...« Sie klappte den Mund mit einem schnappenden Geräusch zu und blickte leicht verlegen drein. »Natürlich heirate ich dich nicht des Geldes wegen. Es ist nur so, dass Nathan nicht klug genug ist, Vaters Firma zu leiten. Da wird er deine doch sicher nicht auch noch haben wollen.«
Cameron hob kurz eine Augenbraue. »Ich finde es immer wieder überraschend, was Leute alles wollen — und was sie bereit sind zu tun, um es zu bekommen. Raubüberfälle, Meineide ... Mord.« Er zuckte die Schultern. »Eine interessante Liste, nicht wahr?«
Vor Staunen blieb ihr die Spucke weg. »Du willst doch damit nicht etwa andeuten, dass ich zu so etwas in der Lage wäre?«
»Natürlich nicht«, sagte er täuschend sanft, obgleich er, was Penelope betraf, durchaus eine ganze Reihe von Dingen hätte andeuten können. »Unglücklicherweise glaube ich, dass dein Bruder sehr wohl dazu in der Lage ist, und noch zu viel mehr.«
Penelope sah Nathan stirnrunzelnd an, dann wandte sie sich wieder an Cameron. »Ich bin fertig mit dieser Unterhaltung. Das ist deprimierend. Sag Nathan bitte, dass ich hergekommen bin, wie er mich gebeten hat. Ich glaube, er hatte ein paar Immobilienfonds für mich, aber die kann ich auch später noch abholen.« Sie fixierte ihren Bruder noch ein oder zwei Augenblicke mit eisigem Blick, dann strich sie sich mit der Hand übers Haar und sagte zu Cameron: »Schlag ihm keine blutige Nase, wenn du hinausgehst. Und vergiss den Brunch morgen nicht.«
Cameron ging nicht davon aus, dass er da sein würde, aber er sah keinen Grund, ihr das auf die Nase zu binden. Er sah ihr nach und wunderte sich über sie. Sie war ihrem Bruder nicht zur Seite gesprungen. Entweder wusste sie, dass er schuldig war, oder sie war ebenso schuldig wie er und wollte die Aufmerksamkeit von sich ablenken.
Oder vielleicht hatte sie ihm im Leben einfach zu oft über die
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