Der Schatten des Highlanders
hoffen. Er dankte Patrick noch einmal, rief Ewan an und bat ihn, sich zu beeilen, dann beendete er das Gespräch und schloss die Augen.
Er gestattete sich nicht, zu grübeln.
Eine Stunde später stand er an der Tür zum Cockpit seiner Gulfstream und sah in den blauen Himmel, aber das hatte nicht den üblichen beruhigenden Effekt auf ihn. Er hatte sich umgezogen, denn Jeans und Stiefel waren praktischer bei einer Verfolgungsjagd, aber er wünschte sich sehnlichst ein Schwert.
Er wagte nicht zu hoffen, dass Patrick ihm eines von seinen mitbringen würde.
»Cameron, setzen Sie sich hin.«
Er sah seinen Kapitän an. »Marcus, flieg dieses verdammte Ding schneller.«
»Ich kann nicht schneller fliegen, und das wissen Sie genau. Wir werden in zwanzig Minuten wieder auf dem Boden sein.« Er warf einen Blick über die Schulter. »Jetzt setzen Sie sich schon auf Ihre vier Buchstaben, Chef.«
Cameron verfluchte ihn, einen beinharten früheren Kampfpiloten der Royal Air Force, aber er befolgte seine Anweisung. Er sah zu Derrick hinüber, der ihm gegenüber saß.
»Gibt es etwas Neues?«
Derrick trug ein Knopf im Ohr und hörte damit auf seinem Handy ein Gespräch mit. Er schüttelte den Kopf, dann lauschte er wieder. Cameron klopfte bei der Landung nervös mit dem Fuß auf den Boden, und er war aufgestanden und hatte sein Gepäck geschnappt, noch bevor sie den Hangar erreicht hatten. Er wippte auf den Fußballen vor und zurück, bis er zum frühestmöglichen Zeitpunkt die Kabinentür öffnen konnte.
»Brauchen Sie noch jemanden zur Unterstützung?«, fragte Ewan.
Cameron sah ihn ernst an. »Können Sie Geheimnisse bewahren?«
»Ich bitte Sie, Cameron«, sagte Ewan und verdrehte empört die Augen. »Ich hole meine Sachen.«
Cameron eilte die Gangway herunter und rannte zu seinem wartenden Wagen. Die Tür ging auf, als er dort ankam, und er setzte sich sofort hinters Steuer.
»Ich dachte mir, Sie würden lieber selbst fahren«, sagte Bobby in ernstem Ton vom Beifahrersitz aus.
»Stimmt.«
Cameron wartete, bis Derrick hinter ihm die Scheinwerfer von Patricks Wagen einschaltete, dann legte er bei seinem
Mercedes den Gang ein und verließ das Flughafengelände. Er fuhr in gemäßigtem Tempo durch Inverness und langsam genug so weit aus der Stadt heraus, wie es nötig war, dann trat er das Gaspedal durch.
Bobby gluckste.
»Rufen Sie Pat an«, sagte Cameron knapp. »Finden Sie raus, wo sie angehalten haben, und sagen Sie ihm, ich werde als Erstes Tavish Fergussons Kräuterladen einen kleinen Besuch abstatten.«
»Wenn Sie meinen«, sagte Bobby zweifelnd. »Soll ich ihn abstechen?«
»Von mir aus, aber erst, nachdem er gegackert hat wie ein gerupftes Huhn.«
Das schien ganz nach Bobbys Geschmack zu sein, und er informierte umgehend Patrick darüber, was er tun würde, wenn sich ihm eine solche Gelegenheit böte. Cameron fand diese Schilderungen schwerer Körperverletzung irgendwie tröstlich. Es lenkte ihn von all den schrecklichen Dingen ab, die Sunny widerfahren könnten, während er meilenweit entfernt war und sie nicht beschützen konnte.
Er fuhr so schnell, wie er es wagte, Richtung Norden. Hin und wieder musste er vor einer Schafherde oder in den immer wieder an der Straße auftauchenden kleinen Dörfern das Tempo verringern, da er keine kleinen Kinder überfahren wollte, aber auf der übrigen Strecke flog er geradezu dahin.
»Es könnte noch schneller gehen«, bemerkte Bobby einmal.
Vor seinem Heimatdorf drosselte Cameron das Tempo.
Patrick wartete auf ihn vor Tavish Fergussons steril wirkendem Kräuterladen. Cameron nickte ihm zu, dann riss er Tavishs Tür auf und trat ein.
»Ich weiß nichts«, platzte Tavish heraus und drückte sich theatralisch an die Wand hinter seiner Ladentheke.
Cameron blieb stehen und stützte sich lässig auf der Theke ab. »Warum meinen Sie, dass ich glaube, dass Sie etwas wissen?«, fragte er ruhig. »Plagt Sie das schlechte Gewissen, Tavish?«
Tavish brachte die Schultern zurück. »Sie können mich nicht einschüchtern.«
»Ich würde sagen, ich habe noch gar nicht damit begonnen, es zu versuchen«, entgegnete Cameron spöttisch. »Ich bin aber neugierig, zu erfahren, warum Sie meinen, dass ich nicht wegen Ihrer Kräuter hergekommen bin. Oder wegen ein bisschen Arsen, wenn Sie davon etwas haben.«
»So etwas verkaufe ich nicht«, erwiderte Tavish geringschätzig. »Meine Kunden sind hauptsächlich Touristen.«
»Oh, und davon haben wir ja so viele hier«, meinte
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