Der Schatten des Highlanders
ähnlichen Situationen gewesen und hatte sie unbeschadet überstanden. Schließlich hatte er ja nichts zu verlieren. Solange er am Leben war, konnte er mit Sunny glücklich und zufrieden in Moraigs Cottage wohnen. Er würde einfach Patrick MacLeod davon überzeugen, Madam Gies als Köchin in Benmore Castle anzustellen, dann könnten er und Sunny sich regelmäßig zum Abendessen dort einladen. Er würde Holz hacken und so dafür sorgen, dass sie es warm hätten.
Geld würde keine Rolle spielen.
Natürlich hatte er keineswegs die Absicht, hier den Kürzeren zu ziehen, aber manchmal half es durchaus, wenn man eine entspannte Vision im Hinterkopf hatte.
Er blieb am anderen Ende des Tischs stehen und sah Nathan mit leicht gerunzelter Stirn an. »Was, so viele von deinen Freunden bei dieser kleinen Besprechung und so wenige von meinen?«
»Setz dich«, schnarrte Nathan ihn an. »Das hier ist kein Plauderstündchen.«
Cameron ging zum Sideboard hinüber und suchte sich eine Flasche Wasser aus, bei der er sichergehen konnte, dass sie nicht heimlich geöffnet worden war - dazu untersuchte er ein halbes Dutzend, die vor seiner eingehenden Prüfung noch
versiegelt waren —, dann ließ sich er lässig in einen Sessel am anderen Tischende fallen.
»Was um alles in der Welt ist es denn dann?«, fragte Cameron und nahm einen kräftigen Schluck Wasser.
»Die Ankündigung deines Bankrotts.«
Cameron setzte zum Sprechen an, doch dann spürte er den Vibrationsalarm seines Handys in der Jackentasche. Er machte an Nathan gewandt eine entschuldigende Geste und nahm das Gespräch an. »Ja?«
»Alles verwanzt«, meldete Derrick knapp.
»Was für eine Überraschung«, sagte Cameron trocken. »Ich würde gerne plaudern, aber ich bin gerade in einer hochwichtigen Besprechung.«
»Tackern Sie seinen Hintern nicht am Tisch fest, Chef.«
Cameron lachte, beendete das Gespräch und legte das Handy auf den Tisch. Er fixierte erst die Anwälte, dann Nathan. »Bankrott?«, fragte er mit unschuldigem Blinzeln. »Ist das alles?«
Nathan fiel einen Moment der Unterkiefer herunter, dann verhärteten sich seine Züge. »Du hältst dich für so schlau, Robert, aber das ist kein Scherz. Ich reiche morgen die Anträge für ein formelles Übernahmeangebot von Cameron Ltd. ein. Morgen Nachmittag wirst du deine Mehrheit verlieren.«
Cameron legte die Hände auf den Tisch und setzte eine überraschte Miene auf. »Aber wie willst du mich in den Bankrott zwingen, indem du nur ein paar Aktien meiner Firma aufkaufst?«
Nathan bedachte ihn mit einem wütenden Blick. »Stell dich nicht dumm. Ich erwerbe große Anteile an deiner Firma, und wenn ich die Kontrollmehrheit habe, dann fahre ich sie an die Wand. Du wirst so große Verluste erleiden, dass du alles verkaufen musst, nur um die Schulden zu bezahlen, die in deinem Namen gemacht werden. Du wirst nicht mehr genug Geld übrig haben, um deine tolle Burg zu unterhalten. Wahrscheinlich wird sie bald von irgendeinem Ami mit mehr
Geld als Verstand aufgekauft, der freiwillig in Schottland leben will.«
»Ach so «, sagte Cameron mit übertriebenem Nicken. »Ich verstehe. Sehr clever von dir. Jetzt stellt sich nur noch die Frage, warum das alles, nicht wahr?«
»Um dich auf deinen Platz zu verweisen«, bellte Nathan und beugte sich vor. »Unter anderem. Du hast es gewagt, in den Süden zu kommen und meine Familie mit deinem ungehobelten Benehmen zu zerstören. Ich jage dich nach Schottland zurück, wo du hingehörst.«
»Wenn du willst, dass ich nach Schottland zurückgehe, dann kommt es mir ein bisschen schäbig vor, mir nicht mein Haus zu lassen, findest du nicht?«
Nathan schleuderte ihm einen Hefter an den Kopf, aber Cameron neigte sich rasch zur Seite, sodass hinter ihm ein Totalschaden an einer — vor einer Sekunde noch wunderschönen - Kristallvase entstand. Cameron spottete, an Nathans Anwälte gerichtet: »Können Sie ihn nicht zügeln?«
Nathan stieß wütende Laute aus. Die Anwälte begannen allesamt angelegentlich in ihren Unterlagen zu blättern.
Cameron sah Nathan nachdenklich an. »Wer hat dich auf die Idee gebracht, so viele Anteile meiner Firma aufzukaufen?«
»Das habe ich selbst eingefädelt.«
»Unfug«, entgegnete Cameron barsch. »Es ist eine Sache, Nathan, jemanden zu hassen; aber es ist eine ganz andere, jemanden so aufs Blut zu hassen, dass man bereit ist, sein eigenes Vermögen zu riskieren — nicht dass du davon noch viel übrig hättest —, nur um eine Firma von der
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