Der Schatten des Highlanders
Patrick sarkastisch vom anderen Ende der Ladentheke aus. »Tavish, Mann, wir können das alles ganz zivilisiert über die Bühne bringen, oder aber Sie machen es sich selbst sehr schwierig. Lord Robert und ich haben ein paar Fragen, und ich bin sicher, Sie werden uns bereitwillig weiterhelfen.«
»Ich rufe meinen Bruder an«, kreischte Tavish.
»Das können Sie tun«, meinte Patrick, »aber dann erfährt er alle möglichen Dinge, die Sie vielleicht lieber für sich behalten möchten. Ich würde vorschlagen, wir sprechen erst darüber.«
Cameron überließ es Patrick, Tavish in die Mangel zu nehmen. Er sah zu und fragte sich, wie lange es dauern würde, bis Tavish aufgab und anfangen würde zu heulen wie ein Baby. Vermutlich nicht allzu lange. Tavish war, trotz aller zur Schau getragenen Männlichkeit, eine Memme. Er zog sich an wie ein Straßenmädchen, mit seinem bis hinunter auf die Brust aufgeknöpften Hemd ...
Cameron erstarrte.
Bevor er sich zurückhalten konnte, hatte er die Hände ausgestreckt und den Anhänger gepackt, den Tavish um den Hals trug, und die Kette über Tavishs Kopf gezogen. Er blickte den grob polierten, in Metall gefassten Stein entgeistert an, und hatte auf einmal das Bedürfnis, sich zu setzen.
»Das gehört mir!«, protestierte Tavish.
Cameron blickte drohend zu ihm auf. »Woher haben Sie diesen Anhänger?«
»Das geht Sie nichts an.«
Cameron packte Tavish am Hemd, bevor er darüber nachdachte. Er sah davon ab, ihn zu schütteln, bis ihm die Zähne ausfielen, aber er konnte es sich nicht verkneifen, den Ladenbesitzer halb über seine penibel aufgeräumte Ladentheke zu zerren. »Wenn Sie nicht wollen, dass ich Sie auf der Stelle umbringe«, knurrte er, »dann sagen Sie mir, wo Sie das herhaben .«
»Das war ein Geschenk«, keuchte Tavish. »Es soll böse Geister abwehren.«
Cameron kniff überrascht die Augen zusammen. »Haben Sie es von einem Mann?«
Tavish machte sich von ihm los und kämpfte sich über die Theke zurück auf seine Füße. Er strich seine Kleider mit ein paar Verrenkungen wieder glatt. »Natürlich nicht ...« Er klappte den Mund zu, dann sah er Cameron entsetzt an, als hätte er damit schon zu viel gesagt.
Cameron verstand sein Entsetzen. Er sah zu Patrick hinüber.
»Richtung Norden«, sagte er. »Sie ist ganz sicher oben im Norden.«
»Wie haben Sie ...?«, stotterte Tavish.
Cameron funkelte ihn an. »Ich weiß, dass Sie Verträge unterzeichnet haben, um mit Nathan und Penelope Ainsworth einen Trust zu begründen, der darauf angelegt war, meine Firma aufzukaufen. Sie lassen sich besser einen verdammt guten Grund einfallen, warum Sie das getan haben, bevor ich wieder zurückkomme.«
Tavish wurde leichenblass, er verdrehte die Augen und glitt ohnmächtig zu Boden.
Cameron ging aus dem Laden und zu seinem Wagen. Verdammter Mist. Verdammt in drei Teufels Namen. Wie hatte er nur so dumm sein können?
»Willst du mir vielleicht sagen, was du jetzt vorhast?«, fragte Patrick hinter ihm energisch.
Cameron wirbelte herum und sah ihn an. »Wir sehen uns die Fergusson-Burg mal genauer an. Vertrau mir.«
»Ian hatte auch schon vor, dorthin zu fahren. Vielleicht ist er sogar schon dort.«
Cameron fluchte. »Sag ihm, er soll vorsichtig sein.«
»Er ist in diesem Verlies fast einmal krepiert, daher ist er immer besonders vorsichtig, wenn er sich dort umsieht - auch noch in diesem Jahrhundert. Und warum meinst du, dass Sunny dort ist?«
»Weil es nicht mein Cousin Giric ist, nach dem wir suchen«, sagte Cameron finster entschlossen. Er drehte sich auf dem Absatz um. »Vertrau mir einfach.«
Patrick nickte kurz, dann ging er zu seinem Wagen. Cameron fuhr langsam aus dem Dorf, und als er am letzten Haus vorbei war, trat er das Gaspedal durch.
Er war noch nicht weit gekommen, als er an Hamish Fergussons Polizeiauto vorbeibrauste. Er fuhr an den Straßenrand, noch bevor Hamish mit seinem Polizeiauto hinter seinem üblichen Busch hervorkommen konnte. Patrick fuhr hupend weiter. Cameron blickte ihm finster nach, dann ging er auf und ab, bis Hamish wichtigtuerisch mit eingeschaltetem Blaulicht hinter ihm anhielt. Er sah, wie auch Derrick hinter Hamish anhielt und wartete. Hamish stieg aus seinem Streifenwagen, zog seine Hose hoch und kam breitbeinig auf ihn zu.
»Also wirklich«, begann Hamish empört. »Und wohin will dieser Pat MacLeod denn so eilig! Ich sage ...«
»Hören Sie auf, Sie Dummkopf«, fauchte Cameron. »Halten Sie einmal im Leben die Klappe und
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