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Der Schatten des Highlanders

Titel: Der Schatten des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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irgendeinem hinterhältigen Mittelchen verpasste.
    Gilly trat ein Stück von ihr weg und umrundete dabei den Rand des offenen Verlieses. Sunny blickte zu ihren Armen hinauf und fluchte insgeheim. Die Kette war nicht nur über dem Wandleuchter eingehakt, sondern auch daran befestigt. Es gab keine Möglichkeit, sich zu befreien, es sei denn, sie kam aus den Handschellen heraus, aber das wäre ohne einen Schlüssel zweifellos unmöglich.
    »Hören Sie mir zu?«
    Sunny nickte eilfertig.
    »Giric fand Ihr kleines Zeittor, das durch die Jahrhunderte führte«, sagte Gilly und blieb stehen; ihre Zehen ragten dabei
    über den Rand der Verliesöffnung. »Nach ein paar Monaten kam er mit einer Zeitung aus Ihrer Zeit zurück, nur um zu beweisen, wo er gewesen war.«
    »Wie klug von ihm«, brachte Sunny hervor.
    Gilly zuckte die Schultern. »Nein, er war nicht besonders klug, aber er war gründlich. Er wollte Ihre Sprache lernen und dann in Ihre Zeit zurückkehren, um Cameron zu töten. Ich hatte allerdings einen besseren Plan.«
    Das konnte sich Sunny gut vorstellen.
    »Also habe ich gewartet, bis mein erstgeborener Sohn die Führung des Clans übernehmen konnte«, fuhr Gilly fort und begann auf und ab zu gehen, »dann tötete ich Giric und benutzte selbst das Tor. Die MacLeod-Hexe war in dieser Nacht nicht zu Hause, und das ermöglichte mir, mir ein Messer und Kleidung zu besorgen. Ich brauchte jedoch einen Platz zum Wohnen, allerdings nicht auf dem Land der MacLeods. Ich kam bei einer alten Frau unter, die keine Kinder hatte, und statt Miete zu zahlen, sammelte ich Kräuter für sie.
    »Die Frau mit dem Kräuterladen oben im Norden?«
    Gilly schürzte die Lippen. »Ja, und Sie hätten mich dort neulich fast entdeckt, nicht wahr?«
    »Das war reiner Zufall«, räumte Sunny ein. »Ich habe Sie auch gar nicht gesehen. Aber Sie saßen in diesem grauen Wagen, nicht wahr?«
    »Nein, das war einer meiner Helfer. Ich wollte nicht, dass er Ihnen folgt, aber er hat mir nicht gehorcht. Natürlich hat er für diesen Fehler mit dem Leben bezahlt.«
    Sunny musste sich zwingen, normal zu atmen. Falls sie gehofft hatte, Gilly könnte noch einen Funken gesunden Menschenverstand übrig haben, dann war das wohl ein Irrglaube gewesen.
    Gilly zuckte plötzlich die Schultern. »Da Sie ja bald tot sein werden, schadet es vermutlich nicht, wenn ich Ihnen auch noch den Rest der Geschichte erzähle.«
    Sunny hielt sich mit einem Kommentar zurück. Sie brauchte all ihre Selbstbeherrschung, um Gilly nicht um Gnade anzuflehen. Aber sie war beinahe eine Cameron, und sie nahm an, dass auch Beinahe-Camerons nicht um Gnade flehten — nicht einmal, wenn sie dem Tod in sein irrsinniges Antlitz blickten. Abgesehen davon könnte sie Gilly vielleicht -wenn sie sehr großes Glück hätte — ihr Vorhaben ausreden. Vielleicht würde ja auch Peter bald nicht mehr bewusstlos neben ihr liegen, sondern aufwachen, und ihnen beiden würde die Flucht gelingen, bevor Gilly sie tötete.
    Es war immer noch besser, darüber nachzudenken als über die Alternative, die Gilly für sie beide vorgesehen hatte.
    »Stellen Sie sich meine Überraschung vor, als ich kurz darauf feststellte, dass Cameron allein lebte und von Ihnen weit und breit nichts zu sehen war.« Sie kratzte sich mit dem Messerrücken an der Wange. »Das war mir ein Rätsel, daher beschloss ich, nicht zu handeln, bevor ich nicht die Wahrheit herausbekommen hatte. Im Lauf der Zeit erkannte ich, dass ich ein paar Jahre später in die Zukunft gekommen war als Cameron. Und deshalb nahm ich an, dass auch Sie schließlich zu uns stoßen würden, also wartete ich. In der Zwischenzeit dachte ich darüber nach, wie ich Cameron am meisten schaden könnte. Ich sah, dass ihm seine Firma sehr wichtig war, also wollte ich dort zuschlagen und dann den Ereignissen ihren Lauf lassen. Ich suchte nach jemandem, der mir bei all dem behilflich sein könnte, und entschied mich für Nathan Ainsworth.«
    »Wie um alles in der Welt haben Sie den denn kennengelernt?«, fragte Sunny überrascht.
    Gilly sah sie kühl an. »Meinen Sie etwa, ich bin nicht in der Lage, mich als feine Dame zu präsentieren?«
    »Nein, durchaus nicht«, beeilte sich Sunny zu versichern. »Es ist nur so ein Zufall, dass Sie sich ausgerechnet Nathan ausgesucht haben, wo doch Nathans Vater und Alistair Cameron so gute Freunde waren.«
    »Und Sie meinen, das hätte ich nicht gewusst?«, fragte Gilly barsch. »Ich bin ebenso fähig, die Zeitung zu lesen, wie der

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