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Der Schatten des Highlanders

Titel: Der Schatten des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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wohl keine andere Wahl. Schließlich war sie an der Mauer festgekettet. Sie holte tief Luft und versuchte, sich einigermaßen zu entspannen, während Gilly die Geschichte wiederholte, die sie ihr eben erzählt hatte. Sie tat das ohne ausschmückende Abweichung, daher nahm Sunny an, dass sie ziemlich genau der Wahrheit entsprach. Cameron rührte sich nicht, er versuchte Gilly nicht zu drängen, er stand einfach nur reglos und schweigend da. Bald schweifte Gilly von ihren
    Schilderungen ab und begann Cameron für jede vermeintliche Schmähung zu schelten, die sie erlitten hatte. Und immer noch stand Cameron einfach nur da und hörte zu.
    Aber Sunny war sich sicher, dass er nicht nur Gillys verrückter Geschichte lauschte. Er strahlte jene besondere Aura aus, die er auch damals, vor langer Zeit, in den Wäldern an sich gehabt hatte; so, als wisse er genau, was um ihn herum vorging. Einmal bewegte er sich und richtete, ebenso wie Gilly, den Blick aufs Tor. Einen Moment später verstand Sunny, warum, denn Nathan Ainsworth trat in den Saal.
    Sie fand nicht, dass das zur Verbesserung ihrer Lage beitrug.
    Nathan wirkte weniger beeindruckend als auf den Fotos, und sie vermutete, dass ihm das ganz schön zu schaffen machte. Und ihr machte es ganz schön zu schaffen, dass er eine Pistole in der Hand hielt.
    Gilly wandte sich an Nathan. »Warum hast du so lange gebraucht?«
    »Ich habe kein Privatflugzeug zu meiner Verfügung«, knurrte Nathan. »Ich musste genau wie alle anderen auf diesen verdammten Shuttlebus warten.«
    »Du wirst bald genug Geld haben«, sagte Gilly abschätzig. »Wie du siehst, habe ich mir die Mühe gemacht, diese Hure für dich aufzuheben ...«
    »Das stimmt doch gar nicht«, sagte Nathan empört. »Ich war doch derjenige, der alles so arrangiert hat, dass sie dir in die Hände fiel! Abgesehen davon liegt mir nichts an ihr. Ich bin wegen ihm hier. Geh mir aus dem Weg, damit ich ihn töten kann.«
    »Ich will aber nicht, dass du ihn tötest«, sagte Gilly in scharfem Ton.
    »Mir ist egal, was du willst ...«
    Gilly ging auf ihn zu. »Du Narr, das alles wäre dir ohne meinen überlegenen Verstand nie gelungen.«
    »Und du hättest nichts tun können ohne mein Geld«, giftete Nathan zurück.
    »Von dem du kaum noch etwas hast«, warf Cameron ein. »Von dem Geld meine ich, Nathan. Nicht von deinem Verstand, Gilly. Davon hast du reichlich.«
    »Schmeichle ihr nicht«, sagte Nathan mit schneidender Stimme. »Sie ist eine schottische Hinterwäldlerin, die nicht die blasseste Ahnung hat, wie man sich wirksam rächt. Ich weiß gar nicht, wozu ich sie eigentlich brauche.«
    »Weil ich dir alle seine Geheimnisse verraten habe«, sagte Gilly mit leiser und sehr gefährlicher Stimme. »Ich habe dir gesagt, dass er 1375 der Laird des Cameron-Clans war, dass er durch eine Zeitreise in die Gegenwart kam, dass er sich seinen ganzen Besitz ergaunert hat.« Sie umrundete die Verliesöffnung und trat auf ihn zu. »Du hättest nichts tun können ohne mich. Wenn du ihn anrührst, dann töte ich dich.«
    Cameron faltete die Hände hinter dem Rücken. »Danke, Gilly«, sagte er ruhig, »dafür, dass du ausnahmsweise mal auf meiner Seite stehst.«
    Daraufhin brachen sowohl Gilly als auch Nathan in wilde Schimpftiraden aus. Sunny zuckte unwillkürlich zusammen. Sie hatte immer gedacht, nichts könnte gefährlicher sein als das mittelalterliche Schottland, aber sie hatte sich wohl geirrt. Das hier war viel gefährlicher. Cameron hatte kein Schwert, aber Nathan hatte eine Pistole, und Gilly ihren verwirrten Geist. Ihre schrillen Anschuldigungen wurden immer wilder. Aber zumindest versprühte sie ihr Gift jetzt gegen Nathan, und selbst der wirkte allmählich etwas nervös.
    »Schon gut«, sagte er irgendwann und trat einen Schritt von ihr zurück. »Ich bin ja für ein reinigendes Gewitter, aber wir müssen das hier aussehen lassen wie einen Unfall.«
    »So wie bei deinem Vater?«, fragte Cameron höflich.
    Nathan zielte mit der Pistole auf seinen Kopf. »Was glaubst du zu wissen?«
    »Er weiß mehr als du«, sagte Gilly mit verächtlichem Schnauben. »Du hattest ja nicht den Mumm, deinen Vater zu töten, das musste ich tun. Du wolltest ihn aus dem Weg haben, und ich habe das umgesetzt, genauso wie ich an Girics Stelle für das Ende seines Vater gesorgt habe.« Sie spuckte vor Nathans Füßen auf den Boden. »Ich war immer gezwungen, Dinge zu tun, die die Männer nicht fertigbringen. Aber jeder denkt, du hast es getan, nicht wahr,

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