Der Schatten des Horus
James Wright, DEA, Drogenbehörde USA. Wir haben einen unserer Staatsbürger in Ihrer Stadt beim Erwerb von Drogen beobachte t …«
Kurze Zeit später legte er auf. Er hatte eine äußerst spannende Reise vor sich.
32. Kapitel
Kairo, Freitag, 19 . Oktober 2007, 1 1 Uhr
Sid lag mit dem Kopf auf einer Tischplatte im Café Riche und schlief mit offenen Augen. Die ganze Nacht über hatte er kein Auge zugetan. Immer wieder waren die Bilder aus der Königskammer vor ihm aufgetaucht, hatten ihn die Fragen gequält. Ununterbrochen versuchte sein Gehirn die Fäden zu sortieren und daraus den Teppich zu weben, der Sinn hieß.
Der Großvater hat von einem König leider gar nichts in sich.
Eine Hand auf seiner Schulter ließ Sid hochschrecken. Der Kellner, der sich drohend vor ihm aufbaute, sprach kein Wort Englisch. Trotzdem plapperte er ohne Atempause auf ihn ein. Sid starrte ihn verwirrt an.
»Ich glaube, er meint, du bist betrunken«, kam ihm Rascal zu Hilfe. Sie sah wunderschön aus. Die ganze Nacht hatte sie neben ihm im Bett gelegen und seine Hand gehalten. Trotz ihres geduldigen Streichelns hatte Sid erkennen können, dass sie auf Antworten wartete. Er war noch nicht so weit gewesen. Statt zu reden hatte er sich lieber den iPod eingestöpselt und Musik gehört. Immer das gleiche Album, Arctic Monkeys, Favourite Worst Nightmare. Welcher Titel hätte besser zu dem Vorfall in der Pyramide passen können? Nach dem letzten Lied zurück auf Anfang. Warum ging das nicht mit seinem Leben? Noch einmal ganz von vorne beginnen, mit der Geburt. Seine Eltern würden sich nicht an Theodorakis wenden, der würde einen anderen Auserwählten finden müssen und e r … würde sterben, bevor seine erste Lebenswoche zu Ende war.
»Sid, reiß dich zusammen!«, zischte Rascal und zog seinen Kopf in die Höhe. »Sonst fliegen wir hier raus!«
Sid schnaufte tief durch. » It’s okay! «, nuschelte er dem nervösen Kellner zu. Das verstand er doch hoffentlich. Trotzdem wich er nicht mehr von ihrer Seite. Sid sah sich genervt um. »Wo ist denn Yusuf?«
»Auf ’m Klo«, antwortete Rascal einsilbig. Sie griff nach der englischsprachigen Egypt Today , die ein Gast auf dem Nachbartisch zurückgelassen hatte. »Das gibt’s doch gar nicht!«, platzte es aus ihr heraus. Ihre Gesichtszüge entgleisten. Mit zitternden Fingern legte sie die Zeitung auf den Tisch, sodass Sid die Überschrift lesen konnte: Dreister Museumsräuber gefasst. Einzige Cheopsfigur bleibt verschwunden! Darunter zwei Fotos. Eins von der Cheopsfigur, das andere vo n … Professor Saladim! Mit seltsam glasigen Augen stierte er in die Kamera. Sid merkte, wie sich ihm die Kehle zuschnürte. Das konnte nicht sein! Die Szene in der Cheops-Pyramide war doch bloß eine Vision gewesen! Sid wollte etwas antworten, aber er schluckte seine Worte wieder herunter. Wo verdammt noch mal blieb denn bloß Yusuf?
Endlich bog ihr Führer um die Ecke. Nach wenigen Sätzen begann der Kellner zu lachen, klopfte Sid auf die Schulter und verschwand mit seinem Tablett. Yusuf ließ sich neben Sid auf den Stuhl fallen.
»Was hast du ihm gesagt?«, erkundigte sich Rascal.
Yusuf lachte. »Na, dies und das. So ist das hier bei uns, eine gute Lüge finden alle angenehmer als eine unbequeme Wahrheit. Malesh! «
Rascal räusperte sich. »Bei uns ist das anders. Ich würde die Wahrheit immer vorziehen, zum Beispiel jetzt. Was ist in der Kammer passiert? Und was hat Saladim damit zu tun?«
Sid spürte den Blick seiner Begleiter auf sich ruhen. Unsicher nippte er an seiner Tasse, die ihm der Kellner vor längerer Zeit auf den Tisch gestellt haben musste. Der Pfefferminztee war lauwarm.
»Ic h …«, begann er. Dann winkte er ab. »Nein, es hat keinen Sinn. Du würdest mir sowieso nicht glauben.« Er schielte zu Yusuf hinüber. Ihr Führer strich sich mit dem Zeigefinger einen Tropfen Mokka aus dem dichten Schnurrbart. War da Ablehnung, Erheiterung, gar Entsetzen in seinem Blick? Nein. Yusuf wirkte einfach nur neugierig. Sid seufzte. Dann erzählte er alles, was sich in der Königskammer zugetragen hatte, an eine Schuld von Saladim wollte er nicht glauben. Dieser unbescholtene Mann war vom Seth-Kult manipuliert worden. Oder war das alles bloß Zufall?
Als Sid geendet hatte, legte Rascal ihre Hand auf seinen Oberschenkel, Yusuf begann wieder seinen Bart zu putzen.
»Klingt eher wie eine gute Lüge«, sagte er ernst. Gedankenversunken faltete er die Zeitung so, dass man nur die Cheopsfigur sehen
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