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Der Schatten des Horus

Der Schatten des Horus

Titel: Der Schatten des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo P. Lassak
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ihm der Mann die Hand als Zeichen entgegenstreckte, dass selbst so eine jämmerliche Gestalt die Regeln der Höflichkeit nicht vergessen hatte, sah Birger Jacobsen, dass seine Adern von unzähligen Einstichlöchern übersät waren.
    »Mister wollen Medizin kaufen?«, stammelte der Junkie in gebrochenem Englisch. Hektisch warf er den Kopf herum. Die vielen Jahre auf Droge hatte ihm offensichtlich bereits eine handfeste Paranoia beschert.
    »Hast du mitgebracht, was ich brauche?«, zischte ihm Birger Jacobsen mit unverhohlener Abscheu entgegen.
    Der Kerl nickte. »Gut Qualität, sehr rein! Un d …«
    »Quatsch nicht lang rum!«, herrschte ihn Birger Jacobsen an. »Wie viel?«
    Der Junkie schnäuzte sich in seinen Hemdsärmel. »Achtzi g … einhundert Dollar, Mister!« Mit gichtigen Fingern beförderte er ein kleines Briefchen Stanniolpapier aus seiner Hosentasche und fuchtelte ihm damit vor dem Gesicht herum. Birger Jacobsen grabschte danach und ließ es in seinem Anzug verschwinden.
    »Bist du wahnsinnig!«, zischte er scharf. »Willst du, dass uns jemand erwischt? Hier steht schon auf den Besitz die Todesstrafe!«
    Das Wrack zuckte mit den schmalen Schultern. »Mein Leben ist sowieso keine Süßkartoffel mehr wert. Malesh ! Allah hat nichts Besseres mit mir vorgehabt!«
    Birger Jacobsen steckte ihm mit einer herablassenden Geste einen gerollten Schein in die Hemdtasche. »Versündige dich nicht gegen deinen Gott!«, murmelte er. Zwei Stufen auf einmal nehmend kämpfte er sich aus dem Schacht. Auch er würde weiterhin Wasserstandsmeldungen an Tanaffus senden, wie dieser antike Steinklotz. Morgen schon. Auf der Straße piepte sein Handy. Ali hatte ihm eine SMS geschickt, wo die Kids zu finden waren. Wahrscheinlich konnte er nicht sprechen, der sa konnte durch Mauern höre n – das Zellgedächtnis. Birger schleuderte die Kamera auf die stark befahrene Straße. Bis ein Taxi hielt, begleitete ihn das Knirschen unter den Reifen wie Musik.
    Er ließ sich zum Café Riche direkt am Midan Talaat Harb kutschieren. Eine gute Wahl. Das Kaffeehaus bestand seit 1908, war Treffpunkt der Künstler und selbst ernannten Intellektuellen. Er hatte sich dort schon des Öfteren mit arabischen Wissenschaftlern verabredet und ihre Dienste nutzen können. Und in seinen Räumen konnte man Landesgeschichte atmen. Angeblich hatten sich hier Gamal Abd el-Nasser und seine Verschwörer getroffen, um die Revolution zu planen. Am 23 . Juli 1952 besetzte das Komitee der freien Offiziere alle Schlüsselpositionen im Land. König Faruk, dieser geckenhafte Playboy, wurde ins Exil geschickt. Der charismatische Nasser war der erste in Ägypten geborene Herrsche r – nach den Pharaonen.
    Sein Kontaktmann erwartete ihn auf der Straße.
    »Sie sind da drin«, nuschelte Ali und wies mit dem Kinn auf den Eingang. Birger Jacobsen war zufrieden. Noch auf dem Friedhof hatte er die Befürchtung gehabt, der Mann könne sich als Blender herausstellen. Aber offensichtlich verstand er sein Handwerk und verfolgte die beiden Kids auf Schritt und Tritt. Birger Jacobsen warf einen Blick durch die Fensterscheibe. Sid und dieses Mädchen saßen in einer Nische. Mehr als ihre Hinterköpfe konnte er nicht erkennen, aber sie waren da, wo sie sein sollten, unter seiner Kontrolle. Birger Jacobsen schob seinem Mann unauffällig das kleine Päckchen in die geöffnete Hand. Ein Nicken quittierte, dass er wusste, was er damit zu tun hatte.
    »Irgendetwas Neues?«, fragte Birger Jacobsen nach.
    »Oh ja!«, antwortete Ali. »Sie waren in der Großen Pyramide. Nach einer Weil e …«, er räusperte sich, »… kam der Junge kreidebleich wieder heraus, als ob er den Teufel gesehen hätte.«
    Birger Jacobsen hörte ihm gespannt zu. Jede Wette, sein Herz hat ihn an seine Vergangenheit erinnert! Das Zellgedächtnis funktioniert! Die Große Pyramide war das Gefängnis von Setepenseth und seinem unsterblichen Herzen gewesen.
    »Halte weiter die Augen auf!«, ermahnte er Ali. »Und sorge dafür, dass der Junge mein kleines Geschenk möglichst schnell erhält!« Als sich sein Mann entfernte, lächelte Birger Jacobsen. Was war er doch für ein schlauer Hund! Seelenruhig ging er die belebte Straße hinunter. An einer Telefonzelle warf er ein paar Piastermünzen in den Schlitz und wählte die Nummer, die er am Morgen herausgefunden hatte.
    » Polis!? «, klang es aus dem Hörer.
    Bevor sein Gegenüber mit der üblichen Begrüßung weitermachen konnte, schnarrte Birger Jacobsen los. »Officer

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