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Der Schatten des Horus

Der Schatten des Horus

Titel: Der Schatten des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo P. Lassak
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Tempel von Luxor.

Ein Knacken ließ Sid herumfahren. Oben auf dem Balkon des Hotels, ein paar Hundert Meter entfernt, trat Yusuf aus der Tür. Nach einem kurzen Blick auf Sid und Rascal verschwand er wieder in seinem Zimmer.
    »Du hast nach mir gefragt?«
    Der kleine Mann war plötzlich aus dem Schatten einer Sphinx getreten. In dem etwas altmodisch geschnittenen Anzug wirkte er tatsächlich wie ein Friseur, der sich für das Freitagsgebet fein gemacht hatte. Husni Abd-er-Rassoul.
    Sid sprang auf. »Da s … das gibt’s doch gar nicht!«, stammelte er.
    Über das Gesicht des alten Mannes huschte ein Lächeln. »Du hast nach mir gefragt, Sid Martins. Nun, hier bin ich!« Sid konnte nicht anders, er drückte seinen Leidensgenossen aus dem Tora fest an sich.
    »Sie sind frei?«, fragte er dann.
    »Du lebst?«, antwortete Husni. »Zwei Rätsel, die wir uns eigentlich erklären müssten. Aber das kostet zu viel Zeit. Ich habe nicht vergessen, wem ich meine Gesundheit und womöglich sogar mein Leben verdanke.« Er ging auf Rascal zu, die mittlerweile auch aufgestanden war und die Szene mit fragendem Blick beobachtete.
    »Das ist Husni Abd-er-Rassoul!«, erklärte Sid. »Er war mein Zellengenosse im Toragefängnis, und wie ich zu Unrecht eingesperrt!«
    Husni räusperte sich. »Es wäre mir lieb, wenn du deine Freude ein bisschen zügeln könntest, Sid. Lasst uns einen kleinen Spaziergang machen, was haltet ihr davon? Und dann sagst du mir, warum du nach Qurna gekommen bist.«
    Scheinbar ziellos schlenderten sie über die Corniche am Nil entlang. Sid berichtete Husni so viel, wie er wissen musste, um ihnen helfen zu können.
    »K V 32«, brummelte der alte Mann in Höhe des Luxor Museums in sich hinein. »1898 von Victor Loret entdeckt. Offiziell.« Wieder huschte dieses sonderbare Lächeln über sein Gesicht. »Aber es gibt noch eine andere Kammer mit diesem Namen.«
    Sid fühlte, wie seine Haut prickelte. Sie waren Nagy auf die Spur gekommen!
    »Mein Großvate r …«, er räusperte sich, »hat einmal einen Amerikaner in ein damals noch unbekanntes Grab geführt.« Husni sah sich um. Erst als er sich überzeugt hatte, dass sie vollkommen alleine waren, sprach er weiter. »Weißt du, Sid, ich sage dir das Folgende nur, weil es niemanden gibt, dem du es verraten könntest. Mein Vater war es, der Howard Carter 1922 zum versiegelten Grab des Tutanchamun führte. Ruhm ist uns Rassouls nie wichtig gewesen, die Pharaonen sorgen für unseren Lebensunterhalt. Auch jetzt kennt meine Familie noch die Lage von mindestens drei weiteren ungeöffneten Gräbern. Vom Bakschisch der Archäologen kann eine Generation bequem leben. Deshalb verraten wir nicht mehr als ein, zwei Gräber pro Jahrhundert.«
    Sid fasste ihn am Arm. »Dann bist du also doch kein Friseur?«
    Husni lachte. »Zur Not kann ich einem Hund das Fell abrasieren, aber kein Mensch würde mich freiwillig an sein Haar lassen!« Er blieb stehen. »So, da sind wir!«
    Sid sah nichts. Aber er hörte, dass die öligschwarzen Wellen des Nils an dieser Stelle anders klangen als ein paar Meter weiter stromabwärts. Der alte Husni musste Augen wie ein Luchs haben, wenn er tatsächlich dieseStelle wiedergefunden hatte. Durch dichtes Schilf führte er Sid und Rascal ans Ufer. Auf dem Wasser lag ein kleines Boot mit eingerolltem Segel, mit wenigen Handbewegungen war es gehisst. Husni Abd-er-Rassoul manövrierte die Feluke mit geschickten Bewegungen auf den Strom.
    Rascal zupfte Sid am Ärmel. »Wir haben Yusuf gar nicht Bescheid gesagt«, flüsterte sie. »Wenn uns was passiert, weiß niemand, wo wir sind!«
    Sid griff nach ihrer Hand und streichelte sie, aber seine Gedanken waren bei Nagy und seinem Notizbuch. »Wer soll uns denn was tun?«, murmelte er.
    Am Westufer angekommen schnalzte Husni mit der Zunge und sofort tauchte eine Kutsche aus der Dunkelheit auf. Zwei Schatten huschten an Sid vorbei und kümmerten sich um das Boot, der dritte half Husni die kleine Leiter hinauf. Als Sid und Rascal Platz genommen hatten, ließ der Fremde die Peitsche knallen. Die Pferde setzten sich wiehernd in Trab.
    »Ich will wissen, wo wir hinfahren!«, verlangte Rascal. Auch Sid war sich jetzt nicht mehr ganz so sicher. Konnte er dem alten Mann trauen, der ihn schon einmal belogen hatte?
    »Zu mir nach Hause!«, antwortete Husni freundlich. »Wir sollten eine Kleinigkeit essen!«
    Rascal verzog, für Husni Abd-er-Rassoul nicht sichtbar, das Gesicht. Essen? Um diese Zeit? Irgendetwas stimmt hier

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